Teuer erkaufte Sicherheit
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Teuer erkaufte Sicherheit
Teuer erkaufte Sicherheit - DIE WELT - WELT ONLINE Seite 1 von 2 URL: http://www.welt.de/welt_print/article1849077/Teuer_erkaufte_Sicherheit.html Bilder ein-/ausblenden 29. März 2008, 04:00 Uhr Artikel drucken VON KARSTEN SEIBEL Teuer erkaufte Sicherheit Garantieprodukte klingen verlockend in unruhigen Börsenzeiten - Doch sie halten selten, was sie versprechen Frankfurt/Main - Vor dem Kunden auf dem Tisch in der Frankfurter Volksbank liegt ein Prospekt. "Aktienmarktchancen weltweit nutzen - mit Sicherheit", steht fett darauf. Darunter der Produktname: "UniGarantPlus: Best of World (2014)". Klingt toll. "Das ist ein Garantiefonds", erklärt der Berater. Der Fonds setze auf die Kursentwicklung an den Börsen in Japan, Europa und den USA. Nachfrage an den Fachmann: "Wenn es an den Börsen wieder nach oben geht, bin ich dann eins zu eins mit dabei?". "Ja, genau", erwidert dieser. "Und wenn es weiter nach unten geht, bekommen Sie Ihren Einsatz am Ende der Laufzeit trotzdem zu einhundert Prozent zurück." Keinerlei Verluste und an den Kursgewinnen voll mitverdienen - solche Worte treffen dieser Tage voll ins Herz eines Anlegers. Wer erliegt dieser Verlockung nicht gern angesichts immer neuer Horrormeldungen zur Finanzkrise und des Dax-Absturzes um 20 Prozent seit Jahresanfang. Vier Milliarden Euro haben die Fondshäuser im vergangenen Jahr mit Garantieprodukten eingesammelt. Und die Verkaufsmaschine läuft weiter. Allein in den erwähnten UniGarantPlus der Volks- und Raiffeisenbanken haben Sparer seit Beginn der Zeichnungsphase vor sechs Wochen 230 Mio. Euro gesteckt. Weitere Produkte stehen bereit. Die DekaBank, der Fondsspezialist der Sparkassen, will kommende Woche drei neue Fonds mit Garantie vorstellen. "Die Produkte erfüllen einfach die Grundbedürfnisse eines jeden Anlegers", sagt ein Deka-Sprecher. Genau das sehen unabhängige Fondsexperten anders: "Garantiefonds sind nichts weiter als ein Spiel mit der Angst der Anleger", sagt Jan Richter von dem Münchner Beratungshaus Fondsconsult. Björn Drescher von Drescher & Cie hält die Angebote schlicht für überflüssig: "Die werden immer dann verstärkt aufgelegt, wenn ein Anleger sie genau nicht braucht." Der Markt liege ohnehin am Boden. Es gibt unterschiedliche Konstruktionen, das Prinzip ist aber stets gleich: Ein Großteil des Geldes fließt in sichere Zinspapiere, die gewährleisten, dass der Anleger nach einem bestimmten Zeitraum - bei dem UniGarantPlus im Jahr 2014 - den Einsatz wiederbekommt. In der Regel gehen dafür 80 Prozent des Anlagebetrags abzüglich Gebühren drauf. Mit den übrigen 20 Prozent wird versucht, Zusatzrendite zu erwirtschaften. Dazu kaufen die Manager Optionen auf Indizes oder Aktienkörbe. Eine hundertprozentige Beteiligung an den Kurssteigerungen ist aber kaum möglich. Zu viel kostet die Garantie. So wird die Partizipationsrate, der Anteil, mit dem der Anleger die Kurssteigerung mitmacht, bei dem UniGarantPlus bei 80 Prozent erwartet - so viel zu der Aussage des Volksbank-Beraters, der Fonds laufe "eins zu eins" mit. Beim "DekaStruktur: Garant", der bereits Ende Februar aufgelegt wurde, liegt die Rate sogar nur bei 68 Prozent. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass Garantiefonds zwar Kursabschwünge gut abfedern, dafür bei Kurssteigerungen deutlich zurückbleiben. So hat der 2003 aufgelegte "Allianz-Dit Euro Protect Dynamic Plus", einer der volumenstärksten Fonds seiner Art, seit Auflage 2003 im Schnitt pro Jahr sechs Prozent gemacht. Der Vergleichsindex EuroStoxx 50 brachte es auf jährlich mehr als das Doppelte. Der Abstand ist umso bemerkenswerter, da der Allianz-Fonds statt 100 Prozent lediglich 90 Prozent des Einsatzes garantiert - es ist also weniger Geld für die Absicherung notwendig. Solche Renditeabstände zwischen Fonds und Aktienmarkt mögen Anleger für zwei, drei Jahre akzeptieren. Doch je länger der Anlagezeitraum ist, desto mehr Gewinn entgeht. So hat Uwe Wystup, Professor an der Frankfurter School of Finance & Management, anhand verschiedener Marktszenarien errechnet, dass ein Anleger ohne Garantie nach 25 Jahren bis zu sechs Mal mehr Geld angespart hat. Ein weiterer Trugschluss vieler Sicherheitsliebhaber: Selbst wenn die Partizipationsrate mit 68 Prozent oder 80 Prozent angegeben wird, bezieht sie sich nicht auf den Wert des Index oder Aktienkorbes am Laufzeitende des Fonds. Es ist vielmehr häufig von einer "durchschnittlich vierteljährlich ermittelten Wertentwicklung" die Rede. Bankberater begründen dies - wenn überhaupt - damit, dass dadurch Gewinne schon während der Laufzeit eingelockt und Kurseinbrüche zu einem späteren Zeitpunkt abgefedert werden. Doch es kann auch anders kommen. "Bei stetig steigenden Kursen oder wenn die Märkte erst fallen und dann kräftig steigen, kostet die Durchschnitts-Berechnung den Anleger zusätzlich Rendite", sagt Christian Kratz von der Vermögensverwaltung Rhein Asset Management, der für http://www.welt.de/welt_print/article1849077/Teuer_erkaufte_Sicherheit.html?print=... 10.04.2008 Teuer erkaufte Sicherheit - DIE WELT - WELT ONLINE Seite 2 von 2 seine Kunden Garantieprodukte prüft und eigene konstruiert. Und noch ein Punkt ist wichtig: Die Absicherung gilt nur am Laufzeitende. Wer zwischendurch an das Geld muss, kann Verlust machen. Als Alternative empfehlen Vermögensverwalter ein gut strukturiertes Depot. Je höher das Sicherheitsbedürfnis, desto höher der Anteil festverzinslicher Papiere. Das müssen keine Anleihen sein. Tages- und Festgelder bringen derzeit oft mehr. Der Rest kann in Indexfonds gehen - mit der Gewissheit, wenn es hochgeht, ist der Anleger abgesehen von den geringen Gebühren wirklich "eins zu eins" dabei. 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