Das Weserstadion im Rampenlicht
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Das Weserstadion im Rampenlicht
Foto: nordphoto Fotos: Martin Rospek Das Weser- im Rampen 18 WERDER-MAGAZIN 230 REPORTAGE Stadion licht Königsklassen-Outfit | Das Weser-Stadion erstrahlt im charakteristischen ChampionsLeague-Blau – bis dahin sind bei jedem Spiel fast zwei Tage dauernde Umbauarbeiten erforderlich. Erfahren | Jürgen Formella, Veranstaltungs leiter bei Eurest Sports and Food, überprüft sogar die Fotos in den Cateringbereichen im Weser-Stadion auf unerlaubte Werbung. Jedes Mal, wenn Werder in der Champions League spielt, erhält das WeserStadion ein komplett neues Aussehen. Der Aufwand ist groß, die Vorgaben der UEFA sind streng. N ormalerweise fällt das WeserStadion zwischen zwei Spieltagen in einen Dornröschenschlaf. Die meisten Zuschauer verlassen die Ränge unmittelbar nach dem Abpfiff, das Reinigungspersonal säubert schnell die Spuren des Bundesliga-Spektakels. Dann wird es bis auf wenige Ausnahmen ruhig, ehe allmählich die Vorbereitungen für das nächste Spiel beginnen. Normalerweise. Es sei denn, Werder hat ein Heimspiel in der Champions League. Dann gleicht das gesamte Stadion tagelang einer Baustelle, auf der nahezu permanent geschraubt, geklebt, gearbeitet wird. Die UEFA ist zu Gast, und sie stellt hohe Ansprüche an den Hausherrn. Als Ausrichter der Champions League übernimmt die UEFA für die Dauer des Spieltags die Regie im Stadion. Ihren Sponsoren hat sie exklusive Rechte zugesichert, und entsprechend penibel achtet sie darauf, dass diese an den Spielorten auch eingehalten werden. Für die Vereine, die in der Königsklasse spielen, bedeutet das unter anderem, dass keine andere Werbung als die der UEFA-Partner zu sehen sein darf. Wo sonst die Banner bremischer Unternehmen im Weser-Stadion hängen, prangt an den Champions-League-Abenden das Logo einer anderen Firma. Wo während eines Bundesligaspiels Beck‘s ausgeschenkt wird, bekommen die Gäste der UEFA Heineken serviert. WERDER-MAGAZIN 230 s Jürgen Formella ist Veranstaltungsleiter bei Eurest Sports and Food, dem CateringService, der bei Werder-Spielen für die Verpflegung der Gäste zuständig ist. Seinem Blick entgeht bei den fälligen Umbaumaßnahmen in der Business-Loge nichts. Noch strenger als seine Blicke sind nur die der UEFA-Mitarbeiter, die abschließend prüfen, ob der gastgebende Verein sämtlichen Verpflichtungen nachgekommen ist. Wenn Werder am Dienstag in der Champions League aufläuft, beginnt Formellas Arbeit bereits am Sonntagmorgen. Gemeinsam mit 40 Mitarbeitern sorgt er dafür, dass alles verschwindet, was der UEFA missfallen könnte. Firmenlogos an TV-Geräten werden überklebt. Preisschilder, auf denen das Logo des Catering-Service zu erkennen ist, werden entfernt. „Was wir ändern können, 19 Fleißige Hände | Werbeflächen werden überklebt, der Medienbereich eingerichtet, mehrere Kilometer Kabel verlegt und das Champions-League-Logo angebracht. REPORTAGE Koordiniert und überwacht werden die Arbeiten am Stadion in der Südtribüne. Das ,Team Marketing‘ der UEFA hat hier sein Büro errichtet. Drei Mitarbeiter aus Luzern halten die Fäden in der Hand und delegieren die mehreren hundert Helfer. Man kennt sich mittlerweile aus bei Werder, weiß um die Zuverlässigkeit des Clubs: „Der Verein ist prima organisiert und weist eine sehr gute Struktur auf“, lobt Christoph Jung, der die Hauptverantwortung im Büro trägt. Immer in greifbarer Nähe hat Jung das ‚Club Manual’, eine ca. 150 Seiten starke ,Bibel für Vereine‘. Hier stehen die präzisen Vorgaben, die die UEFA jedem Champions-LeagueTeilnehmer zuschickt. Vereinfacht dargestellt umfassen die geforderten Maßnahmen vier Punkte: Zum einen muss das gesamte Erscheinungsbild des Stadions verändert werden. Neben den Firmenlogos werden auch alle Wegweiser ausgetauscht. Die komplette Beschilderung hat einheitlich in den Farben der UEFA zu erscheinen. Der zweite Punkt bezieht sich auf die Technik zur Aufzeichnung und Übertragung der Fernsehbilder. Vor jedem Spiel werden mehrere Kilometer Kabel verlegt und Kameras aufgebaut. Der Raum für die Pressekonferenz wird ebenso neu gestaltet wie die Pressetribüne, auf der zusätzliche Plätze geschaffen werden. Der dritte Aufgabenbereich umfasst den Aufbau eines UEFA-eigenen Akkreditierungssystems. Als vierter und letzter Punkt ist schließlich zu jedem Spiel die Einrichtung eines so genannten ,Champions Club‘ gefordert. Dabei handelt es sich um einen Bereich im Stadion, der am Spielabend nur erlesenen Gästen der UEFA geöffnet wird. Fotos: Martin Rospek s ändern wir. Alles andere machen wir komplett neu“, sagt Formella, der seine Erfahrungen mit den Prüfern gemacht hat. „Es ist meine fünfte Saison in der Champions League. Wir wissen inzwischen, worauf die UEFA achtet“, erzählt er. An einer Wand hinter ihm hängen Fotos, auf denen berühmte Persönlichkeiten aus der Geschichte von Werder Bremen abgebildet sind. Auf einem sieht man im Hintergrund die Bandenwerbung im Weser-Stadion Anfang der 1990er Jahre. Jürgen Formella nimmt das Bild ab. Die Arbeiten am Stadion dauern bis unmittelbar vor Anpfiff des Spiels an. Kaum ist die Partie beendet, kehrt sich der aufwändige Prozess wieder um. Aus dem Champions-League-Stadion in Bremen wird Schritt für Schritt das vertraute WeserStadion – bis zum nächsten Heimspiel in der europäischen Königsklasse. Gordon Päschel WERDER-MAGAZIN 230 21