ADAC Reisemagazin - ADAC
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.ADAC Reisemagazin å∂åç Reisemagazin SÜDENGLAND Nr. 154 September / Oktober 2016 € 8,10 (D); € 9,10 (A); CHF 15,80 Bootstour — Auf der Themse nach Windsor Hotels — Geisterstunde in schaurig-schönen Häusern London — Architektur auf die Spitze getrieben B 2149 F MI T K A N A L IN SELN Jersey, Guernsey & Co. Südengland Jetzt erst recht! € 9,50 (BeNeLux); € 10,20 (F, I, E, SK) Inhalt 030 Stromlinie: Ganz gemütlich lässt sich Südengland mit einem Hausboot auf der Themse erkunden 120 Sprühregen: Nach den Prüfungen wird an den Colleges in Oxford herrlich unvornehm gefeiert 062 Aufgemodzt: In Brighton ist für alle Platz, auch für die gestylten Mods, die seit den Sechzigerjahren auf ihren Rollern unterwegs sind 102 Ganz schön schräg: Londons Architektur des dritten Jahrtausends zeigt eigenwillige Formen 074 Augenweide: Ein Nationalpark bietet rund 150 Exmoor-Ponys Auslauf Strand, gut: Auf Jersey – hier die Beauport Bay – und den anderen Kanalinseln fühlen sich Urlauber mancherorts ans Mittelmeer versetzt 4 å∂åç Reisemagazin Foto: 126 Fotos: Marc Wittowski, Philipp Ebeling, Richard James Taylor, Alex Mirtschink, Arnhel de Serra, Thomas Butler, Reinhard Hunger 082 Lamm fromm: In den Pubs der Cotswolds genießen Dorfpfarrer den Sonntagsbraten, im Wild Rabbit z. B. Lammrücken mit Zucchiniblüte 008Menschen Ein Schwanenzähler, eine Graffitikünstlerin, eine Butlerin, eine Kanalschwimmerin, ein Schiffsarchäologe, ein innovativer Gärt ner, eine Perückenmacherin und eine ultraschnelle Managerin 020Heimat Käse auf der Überholspur, eine Auszeit für Big Ben und zum Frühstück Muffins: Interessantes, Kurioses, Wissenswertes 028Kolumne In der Grafschaft Wiltshire bemerkte Hans Zippert, welch wohl tuenden Einfluss Kornkreise auf die Menschheit haben können 030Tour nser Autor Peter Stäuber und seine Freundin befuhren mit U einem Narrowboat den schönsten Abschnitt der Themse 044Hotels Mitbewohner: In etlichen Hotels in Südengland, so heißt es, mischen sich manchmal Geister unter Gäste und Belegschaft 056Sport S chlagzeilen: Die englische Cricket-Kapazität Lawrence Booth verrät die zehn Gebote dieses undurchschaubaren Spiels 062Seebad Im bunten Brighton trifft man an jeder Ecke auf perfekt gestylte Exzentriker – Stadttheater allenthalben 072Essay er Feuilletonist Alexander Menden beleuchtet den subtilen, D meist politisch unkorrekten englischen Humor 074Natur iehervereinigung: Im Exmoor-Nationalpark unterstützen W engagierte Tierliebhaber eine sehr rar gewordene Ponyrasse 082Kulinarik Wenn sich in den hügeligen Cotswolds die Dorfpfarrer den S onntagsbraten schmecken lassen, werden alte Kindheitserinne rungen geweckt 092Gärten V irginia Woolf und andere literarische Kapazitäten ließen sich von prächtigen Gärten inspirieren, die es heute noch gibt 100Tee eutelkunst: Der Five o’Clock Tea ist auch nicht mehr das, was B er mal war – zum Glück, denn neuerdings gibt es dazu modische Accessoires in Kuchenform und eine Teemischung für Hunde 102Architektur ochmut: Gurke und Käsereibe – Londons futuristische Wolken H kratzer wecken nicht immer schmeichelhafte Assoziationen 112Sekt Französischer Champagner war gestern – jetzt rinnt Schaumwein aus Sussex sogar durch königliche Kehlen 120Universität Der akademische Alltag an den Edelcolleges von Oxford stellt S tudierende vor so manche Herausforderung 126Inseln E igenleben: Laisser-faire und Dolce Vita – die Kanalinseln sind ein ganz spezieller Zacken in der englischen Krone 137O-Ton ier kommen Touristen zu Wort, diesmal über dem Nullmeridian H in Greenwich 138Heimatkunde Adressen, Telefonnummern, Karte: Nützliches kompakt 146Souvenir rünzeug: eine Rasensaat-Dünger-Mischung für Klein- und G Kleinstgärtner Rubriken 003 Editorial 143 Impressum 144 Rückblick und Vorschau å∂åç Reisemagazin 5 Menschen in Südengland TEXT: Daniel Zylbersztajn Artz FOTOS: Andrea DER FEDERLESER David Barber, 66, ist eigentlich Marinabesitzer, seit 23 Jahren aber auch königlicher Schwanenzähler. Die Position eines hauptamtlich für den Schwanenbestand Verantwortlichen gibt es seit gut 800 Jahren. Einst dienten 8 å∂åç Reisemagazin die stolzen Vögel den Menschen als Nahrung, bis heute gehören sie im ganzen Land der Krone. Mit Vorschlägen zu Erziehungsarbeit und Tierschutz hat sich Barber seinerzeit für den Posten beworben. „Beim Zählen haben wir auch die Möglichkeit, verletzte Schwäne zu verarzten“, e rzählt der Mann in Rot-Weiß. Einmal im Jahr rudert ihn sein Team fünf Tage lang entlang der oberen Themse durch Windsor und Oxfordshire, wo er Bestand und Gesundheit vor allem der Jungschwäne dokumentiert. Wenn das Wasser so verschmutzt ist, dass es die Schwäne krank machen könnte, lässt er die Wasser- qualität überprüfen und v erständigt die Behörden. „Das ist letztlich Natur-, Artenund Wasserschutz über den Umweg der Schwäne“, erklärt Barber. In England wird eben nicht nur die Queen beschützt. Der ist David Barber natürlich auch schon begegnet, gezählt hat es aber nicht. www.royalswan.co.uk DIE GERÜSTIGE Beim Street-Art-Event „Upfest“ in Bristol hatte Gemma Compton, 33, dieses Jahr die Ehre, Frontmalerin zu sein, als erste Frau überhaupt. „Frauen sind in der Szene selten“, meint Gemma bedauernd. Ihre Kunstwerke spielen mit der Zerbrech lichkeit des Lebens. Wunderschön skizzierte Falter und detailreiche Blumen und Kleinvögel verknüpfen sich mit menschlichen Schädeln. Es ist ihre eigene Geschichte: „Als ich 18 war, erlitt ich bei einem schweren Auto unfall einen mehrfachen Wirbelsäulenbruch“, erzählt Gemma. Noch heute leidet sie deswegen oft an Schmerzattacken. Ihre Kunst nennt sie Therapie, die Motive ihrer Arbeit verraten dabei ihre englischen Wurzeln. Viele Bilder erinnern an viktorianische Natursammlungen, die Gemma regelmäßig besucht. Wandmalereien auf h ohen Gerüsten indes seien eine physische und oft auch psychische Herausforderung, weil sie den öffentlichen Auftritt eigentlich scheue. Ihre Wandbilder versteht Gemma als Mittel zur Kommunikation mit der Stadt, zwar nicht so politisch wie Banksy, doch mit klaren Botschaften: und zwar von einer der wenigen Frauen, die sich so was trauen. www.gemmacompton.co.uk 10 å∂åç Reisemagazin å∂åç Reisemagazin 11 DIE TISCHDAME Sarah Whites Einsatz als utlerin im Goodwood B House in Chichester, einer prunkvollen Villa aus dem 17. Jahrhundert, ist vielfältig. Mit dem Staubwedel reinigt die 50-Jährige nicht nur Ölgemälde, sondern steigt zur Schmutzentfernung an ent legenen Stellen auch unerschrocken auf ein Baugerüst. Mit Gummistiefeln sieht man sie in der Landhütte des 4850 Hektar großen Guts, wenn sie den Teilnehmern einer Autorallye den Lunch serviert. Fein herausgeputzt ist sie bei Empfängen, wenn sie eine Truppe ausgebildeter Haushaltshilfen lautlos mit Kopfbewegungen in die richtigen Positionen dirigiert. „Ich liebe es, zu Diensten zu stehen, auch wenn es eine 14-Stunden-Schicht ist“, beteuert White. Der Butlerjob hat für sie etwas von den Aufgaben einer Mutter in einer Großfamilie. „Es ist meine Natur, andere Menschen zufriedenstellen zu wollen“, erklärt Sarah White mit voller Überzeugung. Das Geheimnis einer guten Butlerin sei es, „sich selbst und anderen gegenüber treu zu bleiben“, verrät die Frau, während sie unweit der legendären Goodwood-Rennstrecke englischen Tee in feinstem Porzellan serviert. www.goodwood.com 12 å∂åç Reisemagazin å∂åç Reisemagazin 13 DIE KANALISIERTE „Nicht weit von hier gehe ich ins Wasser“, sagt Sam Jones beim Treffen in ihrem Lieblingscafé an der Strandpromenade von Dover. Beim letzten Mal, im September 2014, verschlang sie sofort nach der Ankunft in Calais 14 å∂åç Reisemagazin e inen Döner und verbrannte sich die Zunge. „Nach fast 17 Stunden Salzwasserschwimmen sind Zunge und Mund stark gereizt“, erklärt die 44-Jährige. Sam, Rezepti onistin und ehrenamtliche Rettungsschwimmerin, schwamm 2008 zum ersten Mal die 34 Kilometer nach Calais. Damit ist sie eine von gut 1600 Menschen, die es seit 1875 schafften, dem Pionier Matthew Webb nachzueifern. „Beim Training werden wir vom Coach oft erbarmungslos ins Wasser zurückgestoßen. Die Schmerzen und Versuchungen, einfach aufzugeben, müssen wir mit Willenskraft bekämpfen“, weiß Sam Jones, die seit Jahren auch auf den Begleitschiffen der Schwimmer a rbeitet. Sie will dieses Jahr sogar ein drittes Mal den Kanal überqueren und hilft nebenbei einer Freundin beim Ultramarathontraining. Der Lebenssinn? „Spaß haben, denn man lebt nur einmal!“ Und schwimmen – obwohl der Döner danach mitunter etwas anders schmecken kann. www.cspf.co.uk DER SEESÜCHTIGE Schon als Junge träumte der heutige Marinehistoriker Ian Friel von Schiffswracks. Als er 1980 eine Luftaufnahme der Grace Dieu aus der Flotte Henrys V. im südenglischen Fluss Hamble betrachtete, fiel ihm ganz in der Nähe ein Oval im Boden auf. Friel fragte sich, ob dies die verlorene Holy Ghost derselben Flotte sein könnte. Beide Schiffe warteten hier im 15. Jahrhundert nach erfolgreichem Einsatz, der zur Eroberung Frankreichs geführt hatte, auf ihre Restaurierung. Doch stattdessen zerfielen die Schiffe. Nun wurden zur Überprüfung von Friels Vermutung aufwendige -D-Scans hergestellt. „Die 3 Holy Ghost war nicht nur ein Stück britischer Geschichte. Ihr Rumpf stammte aus Spanien, und die Kämpfe mit Frankreich wurden mithilfe europäischer Söldner gewonnen, von denen manche sogar aus Dresden kamen“, erzählt Friel. Wo Funde nicht aus reichen, lässt er seine Fantasie walten. So schrieb er mit einem Komponisten das Musical „Billy Bow“ über eine junge, schwarze Frau, die sich 1815, als Mann verkleidet, auf ein britisches Kriegsschiff geschmuggelt hatte. „Viele Menschen wissen nicht, wie sehr ihr Leben mit der See verbunden ist.“ Ian Friels Leben ist es allemal. www.ianfriel.co.uk å∂åç Reisemagazin 15 DER GRÜNE Nach unzähligen Forschungsreisen zu Teeplantagen weltweit versuchte Jonathan Jones, 45, als Gärtner des idyllischen, 700 Jahre alten Landguts Tregothnan, auch dort, mitten in Cornwall, Tee anzubauen. „Viele hielten es für unmöglich, hier, zwischen viktori anischen Kamelien, Tee wachsen zu lassen“, gesteht er. Er hörte nicht auf die Stimmen und machte lieber seine eigenen Erfahrungen. Bereits fünf J ahre nach der Erstbepflanzung war klar, dass Tee im Südwesten Englands sogar äußerst gut gedeiht. Gutsbesitzer Viscount Boscawen, ein Nachfahr von Earl Grey, nach dem der berühmte, mit Bergamottöl aromatisierte Tee benannt ist, zögerte nicht lang und ließ den Anbau in grö ßerem Stil zu. In Tregothnan lassen sich heute allerlei Teesorten bestellen, während Jones – der „Teemann“, wie er häufig genannt wird – weiter mit neuen Teepflanzen experimentiert. Trotzdem ist er kein Enthusiast feiner Teetrinkerkultur. Er bezeichnet sie sogar als Hindernis für s einen nächsten Plan, eine moderne Teehauskette auf zubauen. „Ich will, dass der Genuss englischen Tees genauso selbstverständlich und modern wird wie der des Kaffees.“ www.tregothnan.co.uk 16 å∂åç Reisemagazin å∂åç Reisemagazin 17 DIE HAARIGE Nein, Sandra Bartlett (rechts) ist keine Kostüm bildnerin für monumentale Historienfilme. Die 57-Jährige sitzt vielmehr eine Etage unter dem Laden von Ede & Ravenscroft, der königlichen Schneiderei für Zeremonien- und Gerichts 18 å∂åç Reisemagazin gewänder in London. Dort arbeitet sie an einem alten Holzschädel, über den eine halb fertige Perücke aus weißem, gelocktem Pferdehaar gestülpt ist. Mit Fingerhut und Nadel zwingt sie die Haarreihen in das Deckgewebe. Ihre Werkzeuge sind dabei dieselben, die die vielen Generationen von Perückenmachern vor ihr auch schon verwendet haben. „Bei der Stecherei fließt auch mal Blut“, erklärt sie klaglos mit Südlondoner Akzent. „Für mich sind die Perücken, an denen ich bis zu acht Wochen arbeite, Kunstwerke.“ Das macht sie nun seit ihrem 16. Lebensjahr und kann deshalb auch überhaupt nicht verstehen, warum man in Großbritannien über Jahr- zehnte hinweg darüber streitet, ob diese – wie sie findet – schöne Tradition noch fortgeführt werden soll. Und wie ist ihr persönlicher Beitrag zu dieser Diskussion? Sie glaubt weiterhin an die weiße Haarpracht und lehrt ihre Tochter diesen ehrenwerten Beruf. www.edeandravenscroft.com DIE EISENHARTE Die Unterschiede zwischen einem 675 LT und einem P1 GTR kann Donna Falconer, 37, ohne Probleme detailreich erklären. Bei McLaren in Woking verantwortet sie den Bereich Produktvermarktung und befasst sich damit, wie die größtenteils männlichen Käufer die Fahrzeuge des Sportwagenherstellers – die hier gebaut werden und nicht nur sehr schnell, sondern auch sehr teuer sind – wahrnehmen. Eine Mammutaufgabe. Behilflich ist ihr bei diesem Job immer mal wieder das Klettern: „Probleme bei der Arbeit werden zur Kleinig- keit, wenn man schon einmal frierend in einer hohen Steilwand verzweifeln wollte – und dann doch irgendwie weitermachte“, erklärt die studierte Ingenieurin. Und es dann, wie man ihr leicht glauben mag, auch schafft. Wie sie über ihre B edeutung als Frau bei McLaren denkt? Donna lächelt: „Da müssen Sie schon meine zumeist männ- lichen Kollegen fragen. Für mich sind schwierige Aufgaben wie diese irgendwie befreiend, so wie das Rennradfahren und meine demnächst erste Teilnahme am Halb-Ironwoman“, versichert sie spontan und selbstsicher. Kaum einer mag diese Haltung auch nur ansatzweise bezweifeln. www.mclaren.com å∂åç Reisemagazin 19 Heimat Passgenau: In die Steilküste Cornwalls wurde das Minack Theatre hineingebaut. Auf dem Spielplan in der Saison 2016 steht u. a. „Peter Pan“ Was für ein Theater Südengland und die Kanalinseln. Südengland umfasst 21 sogenannte Ceremonial Counties, hier leben ca. 26,5 Mio. Menschen, davon 8,54 Mio. im Großraum L ondon. Der zählt mit bis zu 14 Sehr bescheiden waren die Anfänge der schönsten Freilichtbühne Englands: Auf einer Wiese, eine Meile von der Küste bei Land’s End entfernt, hatten Laiendarsteller 1929 Shakespeares „Sommernachtstraum“ aufgeführt. Mit großem Erfolg. Davon angespornt, wuchtete die Theaterenthu siastin Rowena Cade, die in Minack House oberhalb der Steilküste lebte, mit ihrem Gärtner eigenhändig Schubkarre um Schubkarre Granitbrocken und Erdklumpen aus den Klippen unterhalb des Hauses. So entstand eine Art Amphitheater mit dem Atlantik als grandiosem Bühnenhintergrund. Im August 1932 fand die erste Vorstellung statt, wieder ein Shakespeare-Werk: „The Tempest“ („Der Sturm“). Längst wird der Theaterbetrieb professionell gemanagt, die Ensembles kommen aus Brighton und Cambridge, und von Mai bis September besuchen jedes Jahr rund 80 000 Menschen die Aufführungen. Shakespeares Dramen und Komödien sind im Minack Theatre ein Dauerbrenner geblieben, dazu kommen Storytelling-Shows für die Kleinen, in denen es u. a. um die Schmuggler geht, die an der Küste Cornwalls lange Zeit ein blühendes Gewerbe betrieben. THEATER. Tidenhub im Bristol Channel Metern zu den höchsten weltweit. Von den 15 Nationalparks Großbritanniens befinden sich 4 im Süden des Landes. Im Tower of London gibt es mehr als 23 500 Juwelen. Hier wurden 22 Menschen hingerichtet, die letzte Exekution fand am 15. August 1941 statt. Alderney, die nördlichste der 5 bewohnten liegt 95 Kanalinseln, km südlich der englischen Küste Völkerverständigung. In Südengland gibt es ganz unterschiedliche Sprachvarianten: Hier hört man das klassische Oxford English (mit der „Received Pronunciation“, der Standardaussprache); in Cornwall wird zum Teil noch Cornic gesprochen, das auf die Kelten zurückgeht, die von den Angeln nach Westen verdrängt worden waren. Und in London hört man auch heute noch den Cockney-Dialekt – www.minack.com als echte Cockneys gelten traditionell diejenigen, die in Hörweite der Kirchenglocken von St Mary le Bow in der City of London geboren Kopfarbeit „v“ ersetzt (fin statt thin) und das „h“ weggelassen (Arm statt Harm). Typisch ist außerdem der Cockney Rhyming Slang, der früher auch MODE. Die etwas kopf als Geheimsprache diente: Hier wird ein Wort ersetzt durch eine bedeckungsmüde gewordenen Londoner, aber auch Besucher an der Themse möchte Tamara Williams neu „behüten“. Nach einem ausführlichen Gespräch mit dem Klienten bzw. der Kundin fertigt sie Modelle wie Panama, Fedora oder Homburg nach Maß von Hand an, und nach drei bis sechs Wochen sind sie zur Abholung bzw. zum Versand bereit. Für einen Original-Panamahut sind 595 £ anzulegen, für 795 £ gibt es das Luxusmodell aus wärmendem Biberpelz. Wortgruppe, die sich mit diesem reimt (s. u.). Einen guten Eindruck von Cockney vermittelt das Sprachvideo auf der folgenden Internetseite: http://bit.ly/2aKg0ot Hier einige Beispiele für den Cockney Rhyming Slang: Adam and Eve (= believe) Bacon and Eggs (= Legs) Apples and Pears (= Stairs) Dog and Bone (= Telephone) Donkey’s Ears (= Years) – I haven’t seen you in Donkeys 20 å∂åç Reisemagazin glauben Beine Treppe Telefon Jahre – Ich habe dich seit Jahren nicht mehr gesehen Vermessen: Ein von Tamara Williams gefertigter Hut nach Maß www.thecitymilliner.com Platz da! Mit 5223 Menschen pro Quadrat kilometer ist Greater London das am dichtesten besiedelte County Südenglands. Die geringste Bevölkerungsdichte dagegen hat die Grafschaft Cornwall Gloucestershire 274 Bedfordshire 499 BuckingHertforthamshire shire Essex 471 404 682 Oxfordshire 251 Greater London Berkshire 684 Wiltshire 196 Bristol 3906 Devon 169 Kent 463 Hampshire 468 Somerset 218 KELTISCHE SEE City of London 2548 5223 Surrey 683 Fotos: Steve Farrier, The City Milliner wurden. Bei der Aussprache wird etwa das „th“ durch „f“ oder West Sussex 406 Dorset 281 Cornwall 150 Isle of Wight East Sussex 447 ÄRMELKANAL Kanalinseln å∂åç Reisemagazin 21 Gartenkunst Blühende Fantasie Schriftsteller wie Virginia Woolf, Winston Churchill und Agatha Christie haben Bäume gepflanzt und Teiche angelegt. In den Gärten haben sie geruht, geträumt, geschrieben. Ihre Seele lebt noch dort In the Orchard Grünphase: Für Virginia und Leonard Woolf war der Garten von Monk’s House der Ort des wahren Glücks When the breeze blew, her purple dress rippled like a flower attached to a stalk; Als die Brise kam, kräuselte ihr purpurfarbenes Kleid sich wie eine Blume an einem Stängel; the grasses nodded; and the white butterfly came blowing this way and that just above her face. die Gräser nickten; und der weiße Schmetterling wehte dicht über ihrem Gesicht hierhin und dorthin. Miranda slept in the orchard – or perhaps she was not asleep, for her lips moved slightly, Miranda schlief im Obstgarten – oder vielleicht schlief sie nicht, denn ihre Lippen bewegten sich leicht, and then she smiled and let her body sink with all its weight in to the enormous earth which rises, und dann lächelte sie und ließ ihren Körper mit all seinem Gewicht auf die gewaltige Erde sinken, die sich erhebt, she thought, to carry me on its back as if I were a leaf, or a queen. dachte sie, um mich auf ihrem Rücken zu tragen, als wäre ich ein Blatt oder eine Königin. Laubenbekenntnis: Im Gartenhäuschen The Lodge schrieb Virginia Woolf Romane wie „Orlando“ und „Mrs Dalloway“ Blattsammlung: Leonard Woolf führte Buch über die Blumen, die er pflanzte, weiße Lupinen, Sterndolden, Goldregen, Astern, Clematis, Vergissmeinnicht, Lavendel, Magnolien und Mohnblumen VIRGINIA WOOLF, 1923 å∂åç Reisemagazin 93 The Glory of the Garden TEXT: Dagmar Walden Guenzel FOTOS: Peter A Our England is a garden that is full of stately views Unser England ist ein Garten voller herrschaftlicher Blicke of borders, beds and shrubberies and lawns and avenues, auf Rabatten, Beete und Büsche und Rasen und Alleen, with statues on the terraces and peacocks strutting by, mit Statuen auf den Terrassen und herumstolzierenden Pfauen, but the Glory of the Garden lies in more than meets the eye. doch die Herrlichkeit des Gartens ist viel mehr, als Augen schauen. Stilblüten: Mit dem Preisgeld für den Literaturnobelpreis legte Kipling seinen Rosengarten und den Teich an Bachblüten: Kiplings Kinder fuhren auf dem River Dudwell Kanu, vom Teich zur Mühle und zur Schleuse 94 å∂åç Reisemagazin Happy are the painters, for they never shall be lonely, Glücklich sind die Maler, denn sie werden niemals einsam sein, So many colours on the hillside, each different in shadow and in sunlight, So viele Farben an den Berghängen, jede anders im Schatten und im Sonnenlicht, Such lovely lights gilding or silvering surface or outline, Solch anmutige Lichter, die Oberflächen oder Umrisse vergolden oder versilbern, All tinted exquisitely with pale colour, rose, orange, green or violet. Alle getönt mit erlesenen Nuancen von blassem Rosa, Orange, Grün oder Violett. RUDYARD KIPLING, 1911 m Morgen drängten sie sich vor ih rem Schlafzimmerfenster. Pausbä ckige Kletterrosen, die Blütenwan gen altrosa angehaucht. Als Leonard mit dem Teetablett vom Garten hereinkam, war Moschusduft überall. Am 31. Mai 1920 schrieb Virginia in ihr Tagebuch: „Vollkommene Freude am Garten. Den ganzen Tag haben wir gejätet, mit einem verrückten Enthusiasmus, der mich sagen ließ, das ist das wahre Glück.“ Virginia und Leonard Woolf hatten Monk’s House, das weiße Cottage an der Waldmeister: Rudyard Kipling, Autor des „Dschungelbuchs“, fand in Bateman’s das Idealbild des alten England Painting as a Pastime Dorfstraße von Rodmell, 1919 gekauft. Die Räume in Puppenstubenformat strich Virginia erbsengrün. Den Garten bestellte Leonard, nach einem wilden, künstleri schen Prinzip. Heute noch drängen sich Aberhunderte Blumen zwischen alten Zie gelmauern in der Sonne. Gärtnerin Rhian non Williams, 34, betrachtet mit scheuer Liebe die Heerscharen von Sterndolden, Astern, Clematis, Mohnblumen, Lavendel, Vergissmeinnicht. „Ich pflanze jetzt wieder alle Blumen, die Leonard in seinen Tage büchern erwähnt.“ Im Obstgarten am Teich sitzt ein Paar auf der Wiese, das Baby krabbelt im Gras. Eine Hummel kitzelt Rhiannon am Ohr. „So ein romantischer Platz. Im Frühling ein Meer von Narzissen und Tulpen“, sagt sie und lächelt. Im Brief an eine Freundin erzählte Vir ginia, wie sie morgens quer durch den Obstgarten zur Lodge ging, ihrer Schreib stube im Gartenhaus. Versteckt unter dem Laubdach der Kastanien saß sie mit dem Schreibbrett auf den Knien und senkte sich „vorsichtig wie ein Taucher“ hinab ins Manuskript. Der Garten spielt auch in der Kurzgeschichte „In the Orchard“ von 1923 eine Rolle: „Sie atmete mit einer Ekstase sondergleichen ein, denn sie dachte, sie höre das Leben selbst rufen, aus dem Wind, aus den Glocken, aus den gebogenen, grü nen Blättern der Kohlköpfe.“ Am 28. März 1941 verließ Virginia mor gens allein das Haus. Beim Gartentor bückte sie sich, packte die Manteltaschen voll mit Steinen. Ging zum River Ouse und watete hinein. „Dir will ich mich entgegen werfen, unbesiegt und ungebeugt, o Tod!“ Eines Nachmittags, es war der 9. Juni 1908, nahm Rudyard Kipling ein Messer und ging in den Garten. Noch am selben Abend schrieb er von seinem Landsitz Bateman’s an seine zwölfjährige Tochter Elsie: „Dear Bird, nach dem Mittagessen habe ich edelmütig das Päonienbeet unter der Mauer mit einem Messer von Unkraut befreit. Ich kam ausgezeichnet voran, bis Mummy kam und mir mit einem kleinen WINSTON CHURCHILL, 1932 Holzspaten half. Dann zankten und strit ten wir uns über unsere verschiedenen Methoden des Jätens.“ Im Januar 1907 hatte Kipling, Autor des „Dschungelbuchs“, als erster Engländer den Nobelpreis für Literatur erhalten. Er war nicht mal 42, der jüngste Preisträger aller Zeiten. Die Sache mit dem Messer allerdings war noch nicht erledigt. Vier Jahre später erschien „The Glory of the Garden“, sein Gedicht zu Ehren aller Gärtner. Auch jener Männer, die Unkraut mit „abgebrochenen Tafelmessern“ jäten. > Als habe er auf das Stichwort Parkhaus: Winston Churchill, der größte Brite aller Zeiten, sah alles, wagte alles, liebte das Leben und seinen Landsitz Chartwell. Hier schrieb er jene Bücher, für die er den Literaturnobelpreis erhielt å∂åç Reisemagazin 95 gewartet, schiebt Gärtner Andy Simmons, 51, die Jackenärmel hoch. Auf seinem Un terarm blühen Blumen, mittendrin die Verse „Gärten werden nicht gemacht, in dem man ‚Oh, wie schön‘ singt und im Schatten sitzt“. Andy lacht. „Kipling wuss te, wie es wirklich ist.“ Er streichelt ein Bü schel Thymian, das auf der Terrasse zwi schen den Muschelkalkplatten wächst. „Der Garten wählt dich, nicht du den Gar ten. Und das ist für immer.“ Kipling ging es genauso. 1902 hatten er und seine Frau Caroline das Herrenhaus im Tal des River Dudwell gekauft: „Wir ka men rein und fühlten, dass sein Geist gut war.“ Im Arbeitszimmer, auf dem Schreib tisch, eine Dose mit Krokodil und Kiplings Nickelbrille. Hier schrieb er für Elsie und den ein Jahr jüngeren John „Puck of Pook’s Hill“, Elfengeschichten aus der Frühzeit Bateman’s, als zu Füßen von Pook’s Hill die Geister römischer Legionäre und nor mannischer Ritter von ihren Abenteuern erzählten. Puck, „das älteste Altwesen in England“, sitzt noch immer auf der Lich tung unter der knorrigen Eiche, auf dem Kopf seine akeleiblütenförmige Kappe. So wie Kipling gesagt hat. Ganz bestimmt. Eines Abends war er wieder da, der schwarze Hund. Kroch unter der japani schen Zeder beim Haus hervor und lief zum Fischteich. Am anderen Ufer richtete sich Winston Churchill im Holzsessel auf, die Zigarre fest zwischen den Lippen. Sein schwarzer Hund war wieder da, die Schwermut, die Schwärze. Dagegen half nur eins: Aus den Farbtuben holte er das Goldrot der Fische im Teich, das Salatgrün der Mammutblätter, das Samtgrün der Bäume. Es war 1932, er malte „The Gold fish Pool at Chartwell“. Ein Meisterwerk. „Manchmal kommt es mir vor, als würde er immer noch da drüben sitzen und die Fi sche füttern.“ Gärtner Tim Parker, 33, sagt das, als seien sie sich oft begegnet. Damals. Churchill hatte den Landsitz Chartwell 1922 gekauft. Hier verbrachte er seine „Wilderness Years“, seine zehn Jahre im politischen Abseits. Er schrieb Zeitungs artikel, Reden, Lebensberichte, vier Bände „The World Crisis“ über den Ersten Welt krieg, das vierbändige „Marlborough. His Life and Times“ über seinen Ahnherrn. Er schrieb so viel und so gut, dass ihm 1953 der Literaturnobelpreis verliehen wurde. Außerdem hob er Teiche aus, zog Mauern hoch, malte. „Pflanzen Sie einen Garten, in dem Sie sitzen können, wenn die Tage 96 å∂åç Reisemagazin des Umgrabens vorüber sind“, riet Chur chill 1932 in „Painting as a Pastime“. Manchmal, wenn ein Manuskript fertig war, ging er mit Mary, seiner jüngsten Tochter, in den Garten und las ihr vor. Wenn er merkte, es gefiel ihr nicht, formu lierte er um. Im Arbeitszimmer. Nicht weit vom Stehpult ein Wandregal, vollgestopft mit Büchern, mittendrin zwei Stofftiere, ein Löwe und ein Panda. „Zwei Jungs aus London haben ihm die ge schenkt“, sagt ein Gentleman. „Zum Dank.“ Wofür? „Dass er uns im Zweiten Weltkrieg gerettet hat.“ Er schüttelt > Nebelbuhler: Nicht weit von der Stelle, wo der River Dart ins Meer mündet, steht das Boathouse von Greenway. Es ist Schauplatz der düsteren Mordgeschichte mit Schnitzeljagd, bei der Hercule Poirot ermittelt Weißheit: Rhododendron schmückt Agatha Christies Anwesen in Greenway Wasserwerk: Im Farngarten von Greenway flüstert der Brunnen seine dunklen Geheimnisse Dead Man’s Folly As she spoke the boathouse came into view. It jutted out on to Während sie sprach, kam das Bootshaus in Sicht. Es ragte über the river and was a picturesque thatched affair. „That’s where dem Fluss auf und war ein malerisches, strohgedecktes Ding. „Hier wird the Body’s going to be“, said Mrs Oliver. „And who is going die Leiche gefunden werden“, erklärte Mrs Oliver. „Und wer soll to be killed?“ – „Oh, the wife of a young atomic scientist“, umgebracht werden?“ – „Oh, die Frau eines jungen Atomwissenschaftlers“, said Mrs Oliver glibly. Hercule Poirot blinked. sagte Mrs Oliver schlagfertig. Hercule Poirot blinzelte. AGATHA CHRISTIE, 1956 å∂åç Reisemagazin 97 98 å∂åç Reisemagazin Info Gartenkunst Parkmöglichkeiten. Viele kennen Gartengestalter wie Lancelot ,Capability‘ Brown, doch einige der schönsten Gärten Südenglands schufen Schriftsteller, Maler, Künstler, Politiker und Banker AUS DER REPORTAGE Monk’s House Virginia und Leonard Woolf kauften das Cottage aus dem 17. Jh. als Ferienhaus. Als ihre Londoner Wohnung im Zwei ten Weltkrieg zerbombt wurde, zogen sie ganz nach East Sussex. Die Zimmer sind vol ler Gemälde, Bücher, Kera mik. Die Blumenbeete, Teiche, Wiesen und Obstbäume geben eine Ahnung von Virgi nias glücklicheren Tagen. Rodmell, Lewes (bei Newhaven), East Sussex, BN7 3HF Tel. +44 (0)1273 / 47 47 60 Geöffnet Mi.–So. 12.30–17.30 Uhr. Eintritt: Erw. 6,10 £, Kinder 3,15 £ (C 8)* www.nationaltrust.org.uk/ monks-house Bateman’s Der große Geschichtenerzähler Rudyard Kipling fand in Bateman’s und seiner ursprünglichen Schönheit ein Gegenstück zu seiner Heimat Indien. Der Garten, das Bau ernland mit Mühle, Weiden und Hügeln stecken noch heu te voller Zauber und Geschich ten. Auch das charaktervolle Herrenhaus des 17. Jh.s ist noch so wie zu Kiplings Zeiten. Burwash (bei Etchingham), East Sussex, TN19 7DS, Bateman’s Lane Tel. +44 (0)1435 / 88 23 02 Geöff. tgl. 10–17 Uhr. Eintritt: Erw. 11 £, Ki. 5 £ (C 9) www.nationaltrust.org.uk/ batemans 01 Chartwell WEITERE GÄRTEN Es war der Ausblick auf die Wälder von Kent, der Charleston Winston Churchill veranlasste, Ab 1916 war Charleston Treff punkt der Bloomsbury Group. Chartwell zu kaufen. Das staatsmännische Anwesen, die Vanessa Bell, die Schwester Rosengärten, Seen und Teiche, Virginia Woolfs, und ihr die Zedern, Linden, das Spiel Freund Duncan Grant malten cottage Marycot für die jüngs das ganze Haus aus. Was an te Tochter, das Maleratelier, Platz blieb, füllen u. a. Gemäl de und Geschichten vom Bibliothek und Arbeitszimmer erzählen von großer Welt- und unkonventionellen Leben der „Bloomsberries“. Der Garten: Familiengeschichte. ein Rausch an Blüten und Westerham (südöstl. von Oxted), Kent, TN16 1PS, Mapleton Rd., Farben – ein Malergarten. Firle, Lewes, E. Sussex, BN8 Tel. +44 (0)1732 / 86 83 81 Geöffnet tgl. 10–17 Uhr. Eintritt: 6LL, Tel. +44 (0)1323 / 81 16 26 Erw. 14,80 £, Ki. 7,40 £ (B 8) Geöffnet Mi.–Sa. 13–18, Aug. u. Sept. 12–18, So. 13–17.30 Uhr www.nationaltrust.org.uk/ chartwell Eintritt Haus und Garten: Erw. 13,50 £, Kinder 8 £ (C 8) Greenway www.charleston.org.uk Agatha Christies Ferienresi Sissinghurst Castle denz liegt malerisch am River Dart, der weiter südlich ins Einer der berühmtesten Gär ten Englands ist das Werk von Meer mündet. Der Garten Harold Nicolson und seiner von Greenway ist üppig wie in den Tropen, 3000 Pflanzen Frau, der Schriftstellerin Vita Sackville-West – Virginia arten aus aller Welt gedeihen hier. Im Kameliengarten steht Woolfs bester Freundin und noch Agathas Holzsessel im zeitweiligen Geliebten. Ab 1930 schufen Vita und Harold Schatten einer alten Korkei che. Die weiße, säulenge um die alte Burg ein grünes Meisterwerk, zehn Gartenzim schmückte Villa mit Blick auf Garten und Fluss ist bis zum mer zwischen Eibenhecken. Rand gefüllt mit Porzellan, Glanzstück: der Weiße Garten mit 150 Blumenarten. Gemälden, Krimis und archä ologischen Fundstücken. Biddenden Road (bei Cranbrook), Kent, TN17 2AB Galmpton (westl. v. Brixham), Devon, TQ5 0ES, Greenway Rd. Tel. +44 (0)1580 / 71 07 00 Tel. +44 (0)1323 / 81 16 26 Geöffnet tgl.11–17.30 Uhr Eintritt: Erw. 13,30 £, Geöff. tgl. 10.30–17 Uhr. Eintr.: Erw. 11,40 £, Ki. 5,65 £ (D 4) Ki. 6,45 £ (C 9) www.nationaltrust.org.uk/ www.nationaltrust.org.uk/ sissinghurst-castle-garden greenway * Die Koordinaten beziehen sich auf die Übersichtskarte Seite 140 02 03 01Platzwart: Auf dem Gartenstuhl in Chartwell saß Churchill und fütterte Goldfische 02Heckenschützer: Hauptgärtner Troy Scott Smith im Garten von Sissinghurst Castle 03Schnittmuster: Den romantischen Hidcote Manor Garden schuf Lawrence Johnston 04Spiegelbild: Steinbrücke und Pantheon am See im Landschaftsgarten Stourhead 05Haushaltswaren: In der Villa von Greenway finden sich Porzellan, Gemälde und Krimis Fotos: Peter Guenzel (2), Ddp Images / Clara Molden, National Trust Images / Nick Daly, National Trust Images / Arnhel de Serra fassungslos den Kopf. Draußen, am Lower Lake, hält Tim Ausschau nach den schwar zen Schwänen. Die Insel da, die hat Chur chill 1935 angelegt. Ein Schlamassel, doch als sie fertig war, fand er sie „truly plea sing“. Tim packt die Gartenschere. „Er war ein liebenswerter Mensch, stark, entschlos sen, ein bisschen verrückt manchmal, aber das muss man sein“, sagt er und geht. Bleiches Licht liegt auf dem River Dart, im Wasser treibt die Sonne, grell wie gehämmertes Silber. Ab und zu ein Wind stoß, die Bäume seufzen leise. Auf einer Bastion mit zwei Kanonen liegen schwar ze Schatten. Der Garten von Greenway wartet auf die Nacht. Als Agatha Christie den Landsitz 1938 erwarb, waren ihre Krimis schon weltberühmt. Nach Green way kam sie, um Urlaub zu machen mit ihrem zweiten Mann, dem Archäologen Max Mallowan. Die beiden pflanzten Dahlien, Magno lien und Bäume. Agathas Tochter Rosalind kam zu Besuch. Und eines Tages auch Her cule Poirot, denn Agatha hatte Morde ge plant, in Greenway. Im Krimi „Dead Man’s Folly“ spielen die unheilvollsten Szenen im Garten, am Fluss: „Ein kurzer, steiler Weg führte zur Tür des Bootshauses, das in den Fluss ragte, mit einem kleinen Kai und un ten einem Lagerraum für Boote. ‚Wir kom men nur, um dich aufzuheitern, Marlene‘, sagte Mrs Oliver beim Eintreten. Poirot runzelte die Stirn. Sehr sachte schob er Mrs Oliver beiseite und beugte sich über das Mädchen am Boden.“ Unten im Bauch des Bootshauses tönt fröhliches Gebell, dann ein Klatschen. Gärtner Simon Akeroyd, 43, tätschelt sei nem Kanu die Flanken. „Manchmal ma chen wir drei einen Ausflug.“ Während er die Tür abschließt, flitzen die beiden Hunde den Pfad bergan durch den Wald. Oben im Küchengarten plustert eine Blu me ihre violetten Hütchen. „Die giftigste Pflanze der Welt“, sagt Simon vergnügt: „Eisenhut.“ Die Hunde kläffen. Im Mor genzimmer von Greenway das Porträt eines vierjährigen Mädchens im Sonntags kleid. Müde, überdrüssig hängt klein Agatha im Sessel. Ein Porträtmaler wird im Krimi „Five Little Pigs“ ermordet. Ver giftet. Mit Bier. Auf der Bastion unten am Fluss. Der Maler ähnelt Agathas erstem Mann Archie. Der hatte sie 1926 verlassen, wegen einer anderen Frau. . 04 05 Great Dixter Christopher Lloyd schrieb viele Gartenbücher und gestaltete den Garten seines Hauses Great Dixter mit Pflanzen, die nicht nur Bota niker begeistern. Berühmt sind der Obstgarten, die Wild blumenwiesen, die Form schnitthecken und die lange Rabatte mit raffinierten Pflan zenkombinationen. Northiam, Rye, East Sussex, TN31 6PH Tel. +44 (0)1797 / 25 28 78 Geöffnet Di.–So. 11–17 Uhr Eintritt: Erwachsene 11,55 £, Kinder 1,65 £ (C 9) www.greatdixter.co.uk Hidcote Manor Garden Stimmungsvolle Garten zimmer, große Sichtachsen, rote Staudenbeete, originell geschnittene Hecken: Der Gartenkünstler Lawrence Johnston schuf in Hidcote ein Gartenzauberwerk, das stil bildend wirkte. Das Ganze ist eingebettet in eine friedliche Naturlandschaft am Fern wanderweg Monarch’s Way. Hidcote Bartrim (bei Broadway), Gloucestershire, GL55 6LR Tel. +44 (0)1386 / 43 83 33 Geöffnet tgl.10–18 Uhr Eintritt: Erw. 12 £, Kinder 6 £ (A 6) www.nationaltrust.org.uk/ hidcote Borde Hill Garden Garten und Park von Borde Hill bieten schöne Ausblicke auf die Wälder von Sussex – und in Nahsicht malerische Gartenzimmer voller Rhodo dendren, Azaleen, Rosen, Magnolien und 82 Champion Trees, alte Baumriesen. Borde Hill House entstand 1598 im Tudorstil. Haywards Heath,West Sussex, RH16 1XP, Borde Hill Lane Tel. +44 (0)1444 / 45 03 26 Geöff. März–Okt. tgl.10 bis 18 Uhr. Eintritt: Erw. 9 £, Kinder 6 £ (C 8) www.bordehill.co.uk Stourhead Seit dem 18. Jh. gilt Stour head als grünes Kunstwerk höchsten Ranges. Der Landschaftsgarten mit See, Hügeln, klassischen Tempeln, Grotten, seltenen Bäumen und Rhododendren in allen Farbnuancen war Residenz des Bankiers und Hobby gärtners Henry Hoare II. Sein Herrenhaus im Stil der ita lienischen Renaissance folgte Palladios Prinzipien. Nordöstl. v. Templecombe, Wiltshire, BA12 6QF Tel. +44 (0)1747 / 84 11 52 Geöffnet tgl. 9–18 Uhr. Eintritt: Erw. 15,60 £, Ki. 7,90 £ (C 5/6) www.nationaltrust.org.uk/ stourhead Blenheim Palace Das Schloss von Blenheim wurde anlässlich des Sieges über die Franzosen im Spa nischen Erbfolgekrieg erbaut. Es war ein Geschenk an den 1. Duke of Marlborough, John Churchill, der am 13. August 1704 die Schlacht von Blen heim angeführt hatte. John war das große Vorbild Winston Churchills, der in Blenheim aufwuchs und spä ter in Chartwell eine Biografie über seinen Vorfahren schrieb. Berühmt ist Blenheim auch für das Meisterwerk des Lan celot ,Capability‘ Brown: Der majestätische Landschafts park umfasst formale Gärten, Rasenflächen, Wasserterrassen, Wasserfälle, Seelandschaften und ein Schmetterlingshaus. Woodstock, Oxfordshire, OX20 1PP, Tel. +44 (0)1993 / 81 05 30 Geöff. tgl. 10–17.30 Uhr. Eintritt: Erw. 14,90 £, Ki. 6,90 £ (A 7) www.blenheimpalace.com Goodnestone Park Gardens Sir Brook Bridges ließ den Landsitz Goodnestone 1704 errichten. Zum Palast im Stil Palladios gehören ein Garten und ein Landschaftspark. Eine der Brook Bridges, Eliza beth, heiratete Edward Austen, den Bruder der Schrift stellerin Jane Austen. Diese verewigte Goodnestone 1796 in ihrem Roman „Pride and Prejudice“. Auf dem Ser- pentine Walk kann man auf Jane Austens Spuren wandeln. Goodnestone Park Gardens (südöstl. von Canterbury), Kent, CT3 1PL Tel. +44 (0)1304 / 84 01 07 Geöff. Mai–Aug. Mi.–Fr. 11–17, So. 12–17, April u. Sept. So. 11–16 Uhr. Eintritt: Erw. 7 £, Kinder 2 £ (B 10) www.goodnestoneparkgardens. co.uk . å∂åç Reisemagazin 99