Fiches costumes D-BD_Mise en page 1
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E T LSÄSSISCHE BEZAUBERND! RACHTEN: “ Die Tracht (…), ist in erster Linie ein würdevolles Gewand der Bauern. (…) Das Tragen von Trachten brachte den Frauen und Männern auf dem Lande Abwechslung in ihr oft karges, eintöniges Leben “ Marguerite DOERFLINGER, 1982 Wussten Sie das? Früher gab es fast so viele verschiedene Trachten wie Dörfer… Nur in wenigen Ecken Frankreichs steht die Tracht so sinnbildlich für eine Region wie die elsässische. Doch die schwarze Haube und der rote Rock ist nur eine von unzähligen Variationen, die das Elsass zu bieten hat. Die unglaubliche Vielfalt ländlicher Festtagskleidung aus dem 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts ist eine modische Mischung aus deutscher Strenge und französischer Ästhetik. Diese Vielfalt an Formen und Farben steht bezeichnend für die kreative Kraft, die früher auf dem Lande herrschte. Doch auch heute zeugen Veranstaltungen und Folkloregruppen* von Kreativität. Dank ihnen bleiben traditionelle Trachten lebendig. In den gut bestückten Sammlungen der Museen gibt es zahlreiche Beispiele, wie im Elsässischen Museum** in Straßburg. * Folkloregruppen: - D’Kochloeffel : http://sites.estvideo.net/kochloeffel/index.htm - Groupe d’Art Populaire de Berstett : www.gapberstett.fr ** www.musees-strasbourg.org 1 VT L DIE DER VIELFALT ELSÄSSISCHER RACHTEN UNTER DER UPE Das Klischee der Elsässerin in rotem Rock mit schwarzer Haube… oft mit einer blau-weiß-roten Kokarde dekoriert, ist aus den Trachten entstanden, die während der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts im Kochersberg und Hanauer Land getragen wurden. Eine standardisierte Tracht ländlicher Regionen aus dem Umkreis von Straßburg setzte sich zugunsten des Patriotismus durch, den der Anschluss des Elsasses ans Reichland 1870 provozierte. Elsässerinnen im Exil, insbesondere in Paris, trugen stolz die Kokarde. Die Vielfalt der Hauben mit großer Schleife Familie in Tracht in Hunspach, einem typischen Dorf im Nordelsass Historisch… betrachtet hat sich die ländliche Tracht ab Ende des 18. Jahrhunderts entwickelt und mit zunehmendem Wohlstand der Bauern diversifiziert. . Im Departement Haut-Rhin, am Oberrhein gerieten Trachten mit der Industrialisierung in Vergessenheit, was auch mit der wachsenden Zuwanderung in Verbindung steht. Ausnahmen waren das Munster-Tal und das Sundgau. Im Departement Bas-Rhin, am Niederrhein, entwickelten sich die Trachten bis zum 1. Weltkrieg, und hielten sich auch zwischen den beiden Kriegen, doch anschließend ging es auch hier mit der Tradition bergab. Nur im Nordelsass trugen später noch vereinzelt ältere Frauen die Tracht. 2 V T L DIE R AUE HAN AND L G BER ERS H C KO IELFALT ELSÄSSISCHER RACHTEN UNTER DER Strasbourg UPE Colmar In der Region Kochersberg und im Hanauer Land Mulhouse zum Beispiel unterscheiden gewisse Details junge katholische Mädchen von Protestantinnen. Der an ein Mieder angenähte Rock ist für katholische Mädchen lang, rot und mit schwarzem Samt eingefasst, die evangelischen Mädchen tragen kürzere Röcke in grün, blau, lila, braun oder rot und eine geblümte Schleife. Die Farbe variiert nach dem liturgischen Kalender Die Röcke sind aus Bombasin, einem dichten Kammgarnstoff aus Wolle und Leinen. Die Empiretaille kennzeichnet die Tracht fast das ganze 19. Jahrhundert über. Katholische Tracht aus dem Kochersberg Farbige Röcke von jungen Protestantinnen aus dem Kochersberg und Hanauer Land Protestantische Tracht (links) und katholische (rechts) Protestantische Röcke sind meist grün. 3 S ZENEN AUS 1830 Die Haube mit kleiner Schleife war vier Generationen vor der Haube mit großer Schleife Mode Dreispitz und Wintermütze Um 1830 trägt die Bäuerin im Kochersberg auch zweifarbige Kleider und ein im Nacken geknotetes Umhängetuch. Später wird es auch die Schultern bedecken. Gehrock und Gamaschen für den Herrn 4 Die Haube mit großer Schleife existiert in verschiedenen Variationen. Getragen wird sie nur im Kochersberg, im Hanauer Land und südlich von Straßburg, anders gesagt, in den fruchtbaren Ebenen, dort wo der Weizen blüht, später Mais gedeiht und natürlich Kohl fürs Sauerkraut. Die Haube setzt sich aus einer Mütze und einer Schleife zusammen, die über der Stirn geknotet wird, ursprünglich war sie maximal fünf Zentimeter breit (vgl. Seite 4). Doch mit der Zeit wurde die Schleife größer, so groß, dass sie um 1910 mit Draht gestützt werden musste. Evangelische Frauen und Mädchen trugen eine schwarze Schleife, katholische eine bunte Schleife, mit Schotten- oder Blumenmuster, doch auch verheiratete katholische Frauen trugen eine schwarze Schleife. Katholische Tracht aus Geispolsheim mit Haube mit großer Schleife und Rock in rot Schwarze Haube mit großer Schleife einer verheirateten katholischen Frau In bestimmten Dörfern südlich von Niederbronn-les-Bains, war es Brauch eine breite schwarze Haube zu tragen. 5 Mehrere Modelle von katholischen Hauben mit großer Schleife und Wintermützen Gesteppte Wintermütze aus Geispolsheim 6 Ganz allgemein, gibt es im Elsass eine sehr große Auswahl an Hauben! Sie ist das Accessoire par excellence, das Informationen über die geographische Herkunft der Trägerin gibt, über ihren Ehestand, ihre Religion, ob sie aus ärmlichen oder wohlhabenden Verhältnissen stammt. Einzelne Hauben wurden nur in ganz bestimmten Gegenden getragen! Fransentuch Halskrause Plastron oder “Stecker” Diese Trachten zeugen von einem gewissen Wohlstand und dem Wetteifer, der in der ländlichen Welt herrschte! Leinenhemd Seidenschürze in Broché Die Mütze dient der Haube als Träger, das Leinenhemd, die Halskrause, der reich bestickte Plastron (“Stecker”), das Fransentuch, die bestickte Seidenschürze, der Unterrock und die Strickstrümpfe vervollständigen die Tracht! Halbrock Strickstrümpfe 7 E B K LSÄSSISCHE RÄUCHE UND UNSTHANDWERK Seebach (links) und Schleithal (rechts) Wissembourg Seebach Sarre-Union Woerth Krummes Elsass Drulingen Niederbronnles-Bains Engwiller La Petite Pierre Schleithal Lauterbourg Hunspach Seltz Soultz/ s/Forêts Bouxwiller Haguenau Hochfelden Saverne Bischwiller Brumath Gebiet der Haube mit großer Schleife Truchtersheim Marmoutier Wasselonne Strasbourg Westhoffen Molsheim Geispolsheim Rosheim Schirmeck Obernai Erstein Barr Saales Benfeld Villé Gebiet der Haube mit roter Schleife Sélestat Kochersberg und Hanauerland (rechts, Wintermütze) Ste-Marie-aux-Mines Ribeauvillé Lapoutroie Kaysersberg Orbey Turckheim Munster Wintzenheim Metzeral Rouffach Marckolsheim Holtzwihr Colmar Andolsheim Ste. Croix en Plaine Neuf-Brisach Ried im Mittelelsass Guebwiller Soultz St. Amarin Ensisheim Thann Masevaux Cernay Wittenheim Mulhouse Habsheim Soultzeren (oben) und Munster (unten) Dannemarie Altkirch Hirsingue Ferrette Sundgau Sierentz Huningue St-Louis Gebiet der goldenen Hauben Geographische Begrenzung der unterschiedlichen Hauben im Elsass 8 Q E NS S T UER DURCHS VON ORD NACH AUF DEN Schleithal LSASS ÜD Strasbourg PUREN DER HAUBEN UND RACHTEN Colmar Mulhouse Weiße Mütze zum Binden aus besticktem Tüll für katholische Frauen aus Schleithal, die einen Haarknoten tragen. Unter dem Fransentuch wird der Nacken von sieben kleinen weißen Tüchern bedeckt. Katholische Familie aus Schleithal 9 Wissembourg Seebach Strasbourg Colmar Mulhouse Haube mit kleiner roter Schleife eines evangelischen Mädchens aus Seebach und Iltismütze aus der Umgebung von Wissembourg Junge evangelische Mädchen (rote Haube für Wochentage schwarze Haube für Sonntage, Konfirmationen, Hochzeiten und Trauer) und verheiratete evangelische Frau aus Seebach Schwarzes Käppchen einer verheirateten evangelischen Frau aus Seebach mit einer kleinen schwarzen Schleife am Hinterkopf. Die Haare sind hochgesteckt. Schultertuch aus Seebach 10 MerkwillerPechelbronn Drulingen Die gesteppten Mützen zum Binden werden vor allem in Westhoffen westlich von Straßburg getragen sowie in bestimmten Dörfern im Norden und im Krummen Elsass. ES MM KRU LSASS E Westhoffen Strasbourg RIED Colmar Mulhouse Haube aus Drulingen Paar aus Westhoffen Paar aus MerkwillerPechelbronn Kleine Mützen mit Bändern aus dem Ried im Mittelelsass 11 Sonnenhaube und Tracht einer jungen katholischen Frau aus Meistratzheim Diese goldene Haube mit Kranz aus weißer Spitze wurde in der Umgebung von Meistratzheim und Obernai getragen. Strasbourg Obernai Meistratzheim Colmar Mulhouse Junge Patrizierinnen aus Colmar mit Kranzhaube aus plissierter Spitze 12 Strasbourg Colmar Mulhouse SUNDGAU Ferrette Tracht und goldene Haube aus dem Sundgau Brokathaube aus Ferrette Paar und Haube aus dem Sundgau 13 T M DIE RACHTEN DER ÄNNER … haben ebenfalls viel Charme! Insbesondere vor 1860, als der Gehrock, elegante Kniebundhosen à la française und der Dreispitz den Herren ein stattliches Aussehen verliehen. Später waren dann Jacke, Hose und Kappen Mode. Ende des 19. Jahrhunderts im Kochersberg und Hanauer Land trugen die Männer eine kurze schwarze Jacke, eine schwarze Hose und ein weißes Hemd, das mit einem schwarzen Tuch, das wie ein Band gewickelt war, geschlossen wurde sowie eine rote Weste mit Doppelreihen goldener Knöpfe und einen Hut. Männer aus dem Kochersberg Dreispitz Mann mit Dreispitz und Gehrock Schwarze Wollmütze aus Seebach Gehrock Männer ohne Kopfbedeckung galten nichts! Filzhüte, Kappen, aber auch Iltis- oder Wollmützen bieten eine überraschende Vielfalt. Kniebundhose “à la française” 14 A F DIE AUF DEM RBEIT ELD Für die Arbeit auf dem Feld, waren die oben beschriebenen Trachten und Hauben natürlich nicht geeignet! Die Trachten waren Festtagskleider und besonderen Anlässen vorbehalten. Man trug sie sonntags, bei Hochzeiten und an Festtagen, bei Dorffesten, auf elssäsisch “Messti”, auf Kirchweihfesten und Jahrmärkten. Zur Arbeit trägt die Bäuerin ein Kleid im selben Schnitt wie die Tracht doch aus gröberem, soliderem Stoff. Dazu trägt sie ein weißes, geknotetes Kopftuch, darüber manchmal einen Strohhut oder eine Haube. Kleine Kissen auf dem Kopf dienten den Frauen als Unterlage für das Tragen von Wäschekörben oder anderen Lasten. Der sogenannte türkische Unterrock mit Blumenmuster wurde von der Bäuerin zu Beginn oder Ende der Ernte und bei Dorftänzen getragen. Bäuerin mit sogenanntem “türkischen Unterrock” Der Bauer trägt ein blaues besticktes Hemd und eine Zipfelmütze. 15 L S ÄNDLICHE ZENEN Eine Szene wie aus der Gänseliesel Trachten aus dem Munstertal und Soultzeren Ländliche Szenen in Trachten aus Munster Im Munstertal trugen die Bergbauern eine besondere Kopfbedeckung: eine runde Lederkappe, die sie gegen Kopfstöße gegen die niederen Deckenbalken schützten. Kirschenzeit… 16 K INDERTRACHTEN Kindermütze aus der Umgebung von Meistratzheim und Obernai Letztes Handanlegen zur Befestigung der Haube Das typisch elsässische Leinengewebe Kelsch hat auch die Folkloregruppe D’Kochloeffel aus Souffelweyersheim für ihre Kindertrachten inspiriert. 17 Die Mützen der kleinen Mädchen aus der Gegend von Wissembourg zeigen die seitlichen Zöpfe. Die Jungen tragen eine schwarze Wollmütze. Blaue Bluse und schwarze Wollmütze aus Seebach 18 F ESTTAGSTRACHTEN Hochzeit, Einberufung… Lebensetappen, Feste und Messti… waren besondere Gelegenheiten, bei denen die schönen Trachten getragen wurden. Junge Männer, die einberufen werden tragen eine weiße Hose, eine mit ihren Initialen, ihrer Altersklasse und eventuell dem Namen ihres Dorfes bestickte Schürze und einen reich mit Federn, Früchten und Bändern geschmückten Hut. 19 Hochzeit Hochzeitshaube aus Seebach und Braut Hochzeit in Meistratzheim Grüne Röcke mit Mieder aus Lackstoff für Bräute (Trachtenumzug 1830) 20 Religiöse Feste Das katholische Dorf Geispolsheim ist für sein Kirchweihfest berühmt. Rote Hauben und im Rücken geknotete Tücher gehören zur Grundausstattung, weiße Schürzen aus Ätzspitze werden bei Festumzügen getragen. 21 Dorffestszenen 22 Festtagsszenen aus der Umgebung von Wissembourg Nach dem Umtrunk 23 N ach dem Fest warten die Hauben sorgfältig verstaut auf die nächste Gelegenheit, und hüten die Erinnerungen schöner Stunden… Feste, bei denen Sie mitfeiern können: Pfingstfest in Wissembourg Pfingstsonntag- und montag – www.ot-wissembourg.fr Streisselhochzeit (traditionelle Hochzeit) in Seebach Wochenende nach dem Nationalfeiertag am 14. Juli www.uas.fr Sommerliche Folkloreabende « Musik, Tanz und elsässische Legenden» und Weihnachtsabende je nach Saison, Programm unter www.tourisme67.com Die Mehrzahl der Photos stammen aus Reportagen von 2009, im Auftrag der ADT du Bas-Rhin, mit freundlicher Unterstützung der Folkloregruppen “D’Kochloeffel” in Souffelweyersheim, von “G.A.P. “ in Berstett, von “Parc de la Maison Alsacienne” in Reichstett und von “Maison Rurale de l’Outre-Forêt” in Kutzenhausen. L & là - Copyright : ADT 67 / INFRA, C. FLEITH - Musée Alsacien / E. H. CORDIER - OTSR ADEAN / B. NAEGELEN - Airdiasol ROTHAN - UAS Seebach - Groupe folklorique D’Kochloeffel Groupe folklorique Deckeleklopfer. Composition textes et images : ADT 67 / M. BURGER-VOLLMER 24