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PharmaNews PharmaNews Ausgabe 14 – Sommer 2013 Ausgabe 13 – Herbst/Winter 2012 Themen: Themen: „Deutschlands Top500“: Multikanalmanagement High Performance Business-Forschung auf den Punkt Neues Geschäftsmodell für Forschung Weiterhin erfolgreich wachsen: Perspektiven nach und Entwicklung der Patentklippe Kostenhebel Risikomanagement Next Generation Shared Services Transformation Marketing und Vertrieb IT-Trends bieteninviele neue Chancen Interview: undder Herausforderungen Interview: Chancen Die Zukunft forschenden Pharmaindustrie im Onkologiemarkt Consumer Healthcare: Sechs Branchentrends SaaS-basiertes CRM in der Pharmaindustrie „Deutschlands Top500“: High Performance Business-Forschung auf den Punkt Einzigartige Sicht auf die Wachstumsrezepte der Champions Accenture hat zum wiederholten Mal untersucht, was die 500 größten Firmen in Deutschland und der Schweiz und die 100 größten in Österreich so stark macht. Deutlich wird allerorts: Wer dauerhaft Erfolg will, braucht kontinuierliche Transformation, klare Werte, perfekte Informationstechnologie und finanzielle Feuerkraft. Editorial Liebe Leserinnen und Leser, willkommen zur aktuellen Ausgabe von PharmaNews, dem Accenture-Newsletter für die pharmazeutische Industrie. Wir haben erneut interessante Trends und Entwicklungen aus der Pharmabranche für Sie zusammengetragen. In dieser SommerAusgabe bringen wir die Ergebnisse unserer Accenture Top500-Studie für Sie auf den Punkt und beleuchten die Wachstumsrezepte der Champions. Zudem berichten wir über Shared Services Modelle der nächsten Generation, die sogenannten „Integrated Business Services“ (IBS), welche ein weitaus größeres Prozessspektrum abdecken und neue innovative Services zur Verfügung stellen. In einem weiteren Beitrag fassen wir die Kernergebnisse unserer „Accenture Technology Vision 2012 for Life Sciences“-Studie zusammen, welche aktuelle IT-Entwicklungen der Pharmabranche in den Mittelpunkt stellt. Des Weiteren berichten wir über Perspektiven nach der Patentklippe und erläutern, mit welchen Erfolgsrezepten Pharmaunternehmen die Herausforderung des Patentablaufs erfolgreich bewältigen. Dr. Heinz Riederer, Geschäftsführer Medizin & Gesundheitspolitik der Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, spricht in unserem Executive-Interview über die Zukunft der Phar mabranche und der Gesundheitsversorgung in Deutschland. In einem weiteren Beitrag diskutieren wir sechs Kerntrends der Con sumer Healthcare Branche und fassen hiermit die Ergebnisse unserer High Performance Business Consumer Healthcare Studie für Sie zusammen. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen und verbleibe mit herzlichen Grüßen Michael Brückner Geschäftsführer Die Top500/100-Studie untersucht, was die Champions unterscheidet – und wie die erfolgreichsten Unternehmen dauerhaft überdurchschnittliches Wachstum sowie herausragende Profitabilität sichern. Bei der Analyse der 500 umsatzstärksten deutschen Firmen wurden wieder 25 Growth Champions identifiziert. Doch ist es offenbar nicht leicht, sich dauerhaft als Wachstumsführer zu positionieren: Nur zwölf der diesjährigen Top25 hatten es auch in den beiden vorausgegangenen Studien in die Spitzengruppe geschafft, darunter auch zwei Pharmaunternehmen. Letztes Jahr dagegen zählten vier Pharmaunternehmen zu den Wachstumssiegern. Märkte, Trends und interne Prozesse ständig und fast in Echtzeit sammeln und auswerten. So bewahren sie den Überblick – und können ihr Geschäft selbst in Krisenzeiten früher, schneller und vorausschauender als andere entwickeln. Grundpfeiler für Spitzenleistung durch kontinuierliche Transformation Growth Champions sind offenbar Meister der kontinuierlichen Transformation. Sie innovieren in immer kürzeren Zyklen, schneller und vorausschauender als der Wettbewerb. Dazu schaffen sie – erfolgreicher als andere – drei Grundvoraussetzungen: • Finanzielle Feuerkraft: Growth Cham pions bauen Substanz auf, verfügen aber dennoch über hohe Renditen und Liquidität. So erhalten sie sich auch finanziell jederzeit die Fähigkeit zu schnellen strategischen Schwenks bei neuen Pro gnosen zur Geschäftsentwicklung. Sie verfügen über die Finanzkraft, um in notwendige Anpassungen sofort investieren zu können. • Werte: Growth Champions setzen auf Werte und leben eine Kultur der Antizi pation. Sie schätzen Mitarbeiter und profitieren so von niedriger Fluktuation – auch in oberen Führungsetagen. Wirklich top sind tatsächlich Unternehmen mit langer Verweildauer von Topführungs kräften im Konzern. Bei einem führenden pharmazeutischen Unternehmen zum Beispiel haben Werte mit der Einführung des „UnternehmensVerhaltenskodex“ ganz neues Gewicht gewonnen: Die Bindung an hohe ethische Standards liefert Führungskräften und Mitarbeitern gemeinsame Bezugspunkte und gute Gründe für hohe Einsatzbereitschaft. • Perfekte Informationen: Growth Cham pions investieren in vernetzte IT und flexible Strukturen. Sie sind agil, weil sie mit modernsten Systemen Informationen über Die Pharma-Champions investieren Gewinne in Forschung und Entwicklung, um S-Kurven parallel statt sequenziell zu entwickeln. Wachstumstreibend wirkt auch der Trend zu flexiblen Kooperationen (statt Akquisi tionen), mit denen sich Kapazitäten schneller bedarfsgerecht verlagern lassen. Auch geschickte Diversifikation über verschiedene Regionen und Geschäftsfelder hilft, Risiken zu streuen und Unsicherheiten zu kompensieren. So machen die Besten der Besten unter Deutschlands Top500 vor, wie in einer volatilen und globalen Wirtschaft substanzielles und kontinuierliches Wachstum möglich ist. Ansprechpartner: [email protected] Accenture High Performance Business Studie 2012 Weiterhin erfolgreich wachsen: Perspektiven nach der Patentklippe Viele Blockbuster-Produkte haben 2012 die Patentklippe überschritten. Die Pharmaindustrie ist dabei, sich auf die Situation einzustellen. Es gilt, Innovation in den entwickelten Märkten mehr denn je auf Ergebnisse auszurichten und in den Wachstumsmärkten auf stetige Entwicklung zu setzen. Tatsächlich gibt es eine Handvoll Pharmaunternehmen, die bereits heute einen erfolgreichen Anpassungsprozess durchlaufen, so die aktuelle High Performance Business Studie 2012 von Accenture. Sie zeigen, wie profitables Wachstum auch in der Post-Blockbuster-Zeit gelingen kann. In der Pharmaindustrie gehören Patent abläufe seit geraumer Zeit zum Alltag. 2012 sind sie jedoch zur Bedrohung historischen Ausmaßes angewachsen, als der Patentschutz für einen Verkaufsschlager nach dem anderen wegfiel. Den Befürchtungen zum Trotz gelang es der Branche aber, die erwarteten Ertragseinbrüche abzuschwächen: Obwohl Exklusivrechte für Medikamente im Wert von etwa 70 Milliarden US-Dollar ausliefen, sanken die Erträge 2012 „nur“ um knapp 39 Milliarden US-Dollar – also gut die Hälfte. Zugute kam den Herstellern, dass bestimmte Medikamente nicht signifikant preiswerter anzubieten sind. Gleichzeitig konnten sie ihre Portfolien deutlich verbessern und ihre Pipelines so aufwerten, dass sie schon 2013 steigende Absätze erwarten. Wenn dieser Trend sich bestätigt, werden sie die Umsatzverluste durch ausgelaufene Patente schon 2016 mit neuen Umsätzen ausgeglichen haben. Gute Prognosen – aber nur für wenige Interessant ist, mit welchen Lösungen Pharmaunternehmen die neuen Heraus forderungen – Wandel der Weltmärkte, Preis- und Erstattungsveränderungen oder Produktivitätsflauten in Forschung und Entwicklung – erfolgreich bewältigen. Um das herauszufinden, untersuchte Accenture in der aktuellen High Performance Business Studie 16 Pharmaunternehmen, welche mehr als drei Viertel ihres Einkommens aus patentierten oder generischen bio pharmazeutischen Produkten generieren. In die Bewertung flossen die folgenden Indikatoren ein: Umsatzwachstum, Profitabilität, Entwicklung der Aktienrendite und Erwartungen an den künftigen Cashflow. Dabei stellte sich heraus, dass die Mehrheit der betrachteten Unternehmen auf eine erfolgreiche Entwicklung zurückschaut: Elf Branchenmitglieder konnten ihren Umsatz seit 2010 kontinuierlich steigern – vier davon auch ihre Profitabilität. Und obwohl Finanzanalysten den meisten dieser Unternehmen für die kommenden Jahre (2013–2016) stagnierendes oder gar negatives Wachstum prognostizieren, sehen sie einige, denen sie auch in nächster Zeit gute Chancen einräumen. Diese dürften, analog zum globalen Markt, um vier bis fünf Prozent zulegen. Erfolgsrezepte der Wachstumssieger Accenture untersuchte in der Studie, was diese Champions unterscheidet: Offenbar stoßen sie vor allem substanzielle strate gische sowie operative Veränderungen an und setzen auf Differenzierung in klar definierten Marktsegmenten. Dabei stellen sie folgende Prinzipien in den Mittelpunkt: Pharmaunternehmen, die diese Prinzipien berücksichtigen, werden in Zukunft erfolgreicher sein als ihre Mitbewerber, so das Fazit. Essenziell werden fokussierte Investi tionen in die eigenen Stärken bei gleichzeitigem Abbau der Aktivitäten, die die Strategie nicht unterstützen. • rasche Markteinführung neuer Produkte, vor allem in den Schwellenländern Ansprechpartner: [email protected] • konkreter und schneller Wirksamkeitsnachweis gegenüber Patienten und Behörden Auszüge aus der Accenture Branchenstudie „Beyond the Patent Cliff – Signs of Life in Biopharma’s New Normal“ • konsequentes und leistungsfähiges Multikanalmarketing • Einsatz innovativer, vernetzter Forschungs- und Entwicklungsmodelle Next Generation Shared Services Kosten sparen und Wertbeiträge steigern Shared Services – das hieß bisher vor allem Standardisierung und Zusammenführung einzelner transaktionaler Tätigkeiten für verschiedene Funktionsbereiche (HR, Einkauf, Finanzwesen) in einer zentralen Leistungseinheit. Was bisher als Kostensenkungsinstrument gut funktionierte, soll jetzt auch helfen, Wertbeiträge zu steigern: Integrated Business Services (IBS) heißen die Shared Services Modelle der nächsten Generation, die ein weitaus größeres Prozessspektrum abdecken und dabei nicht nur funktionenübergreifende, operative Prozessketten von A bis Z abwickeln können, sondern auch neue innovative Services zur Verfügung stellen. Für die Pharmaindustrie stehen insbesondere innovative Services in Marketing & Sales, Supply Chain und R&D im Fokus. Die frühen Shared Service Center (SSC) konzentrierten sich darauf, transaktionale Tätigkeiten einzelner Funktionsbereiche isoliert zu standardisieren und zu bündeln. Mit der Zusammenführung dieser „Single-Tower-SSCs“ unter einem organisatorischen Dach (MultiTower) konnten die Betreiber in den letzten Jahren schon wichtige Synergien und Ein- sparpotenziale vor allem bei der Infrastruktur realisieren und erste Ansätze machen, Prozesse funktionsübergreifend (End-to-end) zu betrachten. Was andere Branchen mit Shared Services für Verwaltungs- und zunehmend auch Kerngeschäftsprozesse erreichen, ist auch für die Pharmaindustrie ein Thema: Die stärkere globale Vernetzung sowie zunehmend komplexe und volatile wirtschaftliche Rahmenbedingungen erfordern eine nie da gewesene Qualität der Verwaltungs- und Kerngeschäfts prozesse sowie deutlich mehr Flexibilität und Internationalisierung. Ein Grund für Pharmaunternehmen, dem Beispiel der Konsumgüter- und anderer Vorreiterbranchen zu folgen: Die sind schon lange dabei, das SSC-Konzept zum Integrated Business Services (IBS)-Modell weiterzuentwickeln. Sie haben den Shared Services Fokus über die primär transaktionalen Verwaltungsprozesse hinaus auch und gerade auf die wertschöpfenden Funktionsbereiche und Prozesse (Handel, Vertrieb, Service etc.) erweitert – die sie in ihren IBS-Organisationen Accenture Technology Vision 2012 for Life Sciences IT-Trends bieten viele neue Chancen Einmal im Jahr bringt Accenture die neuesten Technologietrends auf den Punkt und beleuchtet, welche Chancen und Heraus forderungen sich für spezifische Branchen und Märkte daraus ergeben. Die Studie „Accenture Technology Vision 2012 for Life Sciences“ stellt folgende Entwicklungen in den Mittelpunkt: Kontext: Die Verbreitung von Mobilfunkund Sensortechnik ermöglicht Life-ScienceUnternehmen, Kontextinformationen ihrer Endkunden (z.B. Informationen über die Person, ihre Aktivität und ihr körperliches Befinden) zu nutzen, um individuelle, kontextspezifische Dienstleistungen anzubieten. Social Media: Soziale Netzwerke sind heute nicht mehr nur Teil der privaten, sondern auch der betrieblichen Kommunikation. Sie werden sich zur zentralen Kommunikationsplattform zwischen Unternehmen, Mitarbeitern und Kunden entwickeln. Accenture kooperierte beispielsweise mit der Alzheimer Association, um ein Geschäftsmodell für Comfort Zone zu entwerfen. Die Webapplikation ist speziell auf die Bedürfnisse von Alzheimerpatienten abgestimmt und übermittelt unter anderem Standortinformationen in Notsituationen. Flexibilität durch Platform-as-a-Service: Damit Life-Science-Unternehmen Kontextinformationen und soziale Medien effektiv nutzen können, müssen sie in eine neue, flexible IT-Plattform investieren. „As-a-service“ wird zum Schlüsselwort für eine agilere IT – mit Cloud, SaaS und Datenplattformen als integralen Bausteinen. immer ganzheitlicher betrachten und struk turieren. So sind die führenden Pharmafirmen bereits dabei, einzelne Kerngeschäftsprozesse zu integrieren. Ein Beispiel aus Marketing & Sales ist die zentrale Aufbereitung digitaler Inhalte für Multikanalstrategien über alle Marken und Märkte hinweg. Ein Beispiel aus dem Bereich Supply Chain ist die zentralisierte Unterstützung für die Absatzplanung. Diese Beispiele zeigen, dass es in erster Linie nicht mehr nur um Kosteneinsparungen geht, sondern auch darum, bessere Ergebnisse zu erzielen. In den genannten Beispielen sind das eine signifikant höhere Planungsgenauigkeit in den Märkten respektive eine bessere und konsistente Qualität der digitalen Inhalte über alle Marken und Märkte hinweg. Dies und ein neues Selbstverständnis als Dienstleister und Prozessinnovator für interne und externe Kunden machen IBS zu einem Meilenstein der organisatorischen Entwicklung, welcher auch der Pharmaindustrie dazu dient, das angestrebte Wachstum zu unterstützen. Ansprechpartner: [email protected] Für viele Unternehmen bedeutet dies eine umfangreiche Transformation, deren Erfolg auf drei Säulen ruht: der Nutzung von industrialisierten Datendiensten für branchenweiten Datenaustausch und -management; der Nutzung von strukturierten und unstrukturierten Daten im Rahmen einer Konvergenz von Datenarchitekturen; und der Schaffung von wirksamen, integrierten analytischen Sicherheitskonzepten auf der Ebene des einzelnen Datenelements. Life-Science-Unternehmen, die diese Trends früh verfolgen, erschließen sich zahlreiche neue Chancen: Zum einen schaffen sie die Grundlage für patientenzentrierte Dienstleistungen und Behandlungsmethoden, die sogar ad hoc auf individuelle Bedürfnisse zugeschnitten werden können. Zum anderen legen sie die Basis für neue Kooperationsmodelle sowie vernetztes Arbeiten von Pharmaforschung, -industrie, -handel und Patienten. Ansprechpartner: [email protected] Dr. Heinz Riederer über die Zukunft der forschenden Pharmaindustrie Ein Land wie Deutschland braucht eine erfolgreiche Gesundheitsindustrie Dr. Heinz Riederer ist Geschäftsführer Medizin & Gesundheitspolitik der Sanofi-Aventis Deutschland GmbH. Er spricht über die Entwicklung der Pharmabranche und der Gesundheitsversorgung in Deutschland. Durch den Ablauf des Patentschutzes (z.B. für Avapro®, Plavix® und Eloxatin® in den USA) kam es 2012 auch bei Sanofi zu Umsatzrückgängen im klassischen Medikamentengeschäft. Wie beurteilen Sie die Zukunftsaussichten des Geschäfts mit innovativen Arzneimitteln angesichts zunehmender regulatorischer Einschränkungen und betriebswirtschaftlicher Risiken? Das Geschäft wird sich zunehmend weg von Blockbustern hin zu „Nichebustern“ verändern. Die Therapien werden individueller und gezielter, Arzneimittel werden zunehmend begleitet von „Companion Diagnostics“. Das Risiko von Investitionen in die Forschung und die regulatorischen Anforderungen werden weiter zunehmen. Dem Schutz geistigen Eigentums wird eine zentrale Bedeutung zukommen. Wir verkaufen keine Chemikalien, sondern hochkomplexe Produkte. Sie bestehen aus einer Ware und vor allem aus Knowhow, das sich im Inhalt der Fachinformation niederschlägt. Dieser Wert liegt selbst bei hoch komplizierten biologischen Produkten wie Antikörpern weit über dem Wert der Chemikalie. Dem hohen Sicherheitsbedürfnis der Gesellschaft, vor allem auch der Industrie selbst, steht der Wunsch der Kranken gegenüber, raschen Zugang zu neuen Therapien zu haben. Hier muss ein gangbarer Mittelweg gefunden werden. Heute laufen wir Gefahr, der Vermeidung kleinster Restrisiken den Vorzug zu geben vor dem Suchen neuer Chancen. Auch der verspätete Einsatz neuer Therapien kann durch Verhindern von Nutzen Schaden verursachen. Solche Entscheidungen kann man auch nicht mathematisieren. Die klinische Erfahrung des Arztes, unterstützt, aber nicht ersetzt, durch valide wissenschaftliche Evidenz, muss weiterhin die wichtigste Rolle spielen. Wie zahlreiche Konkurrenten setzt auch Sanofi auf ein zunehmend diversifiziertes Geschäftsmodell. In welche angrenzenden Bereiche des traditionellen Pharmageschäfts setzen Sie die größten Hoffnungen, und wie ist Sanofi in diesen Märkten positioniert? Neben hoffentlich auch künftig wichtigen Produktinnovationen möchten wir auch zu Prozessinnovationen zur Optimierung der Patientenversorgung mehr beitragen. Bei der Diabetesbehandlung beispielsweise könnten durch eine bessere Vernetzung von Patient, Arzt, Pflegekräften, Serviceprovidern und Krankenkassen Qualität und Kosteneffizienz noch erheblich gesteigert werden. Sanofi trägt dazu schon heute ein breites Angebot an Arzneimitteln, Diagnostika und Hilfsmitteln wie Insulinpens und Blutzuckermess geräten inklusive dazugehöriger Apps zur elektronischen Vernetzung bei. Ein weiterer branchentypischer Wachstumsbereich von Sanofi ist das Geschäft in Schwellenländern. In welche Märkte wird derzeit hauptsächlich investiert, und wo sind nach Ihrer Einschätzung langfristig die größten Wachstumspotenziale zu erwarten? Sanofi ist in allen wichtigen Wachstumsre gionen wie China, Indien, Brasilien etc. stark vertreten. Unser besonderer Fokus auf die Diabetesbehandlung rückt alle Länder in den Vordergrund, in denen sich diese Wohlstandserkrankung endemisch ausbreitet. Andererseits spielen wir für die medizinische Versorgung in den Low-Income-Countries mit unseren maßgeschneiderten Programmen für Infektionserkrankungen wie Malaria, Dengue fieber und Polio in Zusammenarbeit mit der WHO und internationalen Hilfsorganisationen wie DNDi eine sehr wichtige Rolle. Trotz geringerer Wachstumsraten bleibt Deutschland ein wichtiger Markt. Welche wesentlichen gesundheitspolitischen Herausforderungen beschäftigen Sanofi derzeit auf dem deutschen Markt? Deutschland ist ein wichtiger Referenzmarkt für Sanofi, nicht nur als Heimatmarkt für die Produkte, die wir in Frankfurt erforschen, entwickeln und herstellen. Der deutsche Preis geht in die Preisbildung vieler wichtiger Exportländer ein, die Ergebnisse der Nutzenbewertung durch die deutschen Behörden haben Leitfunktion weltweit. Das lernende System AMNOG hat noch nicht alle Lektio- nen gelernt, hier sind noch deutliche Verbesserungen in der praktischen Umsetzung notwendig. Könnte durch neue Kooperationsformen zwischen Krankenkassen, Ärzten und Indus trie eine bessere Finanzierbarkeit und Qualität der Versorgung sichergestellt werden? Wenn ja, wie? Hier liegen noch erhebliche Qualitäts- und Effizienzreserven. Die Bereitschaft, spezifische Erfahrungen und das eigene Know-how in ein gemeinsames Projekt einzubringen, ist bei allen potenziellen Partnern noch steigerungsfähig, wenngleich erfreuliche Anfangserfolge verzeichnet werden können. Sanofi konnte durch neuartige Versorgungsverträge dazu beitragen, dass eine bessere Insulin therapie nicht zu höheren Kosten für die Kassen führt. Erhebliche weitere Verbesserungen in der Patientenführung und damit hoffentlich im Therapieerfolg lassen sich durch den gezielten und systematischen Einsatz aller Instrumente von „eHealth“ erzielen, vor allem in der Betreuung ländlicher Regionen. Gibt es aus Ihrer Sicht weitere sinnvolle Konzepte und Lösungsansätze, die eine Verbesserung der Gesundheitsversorgung in Deutschland zur Folge hätten? Ein Land wie Deutschland braucht eine erfolgreiche Gesundheitsindustrie – sie ist nicht das Problem, sondern ein wichtiger Teil der Lösung. Sie steht für mehr Gesundheit der Bevölkerung und für wirtschaftliche Stärke. Es gibt noch immer zu viele nicht oder nicht ausreichend therapierbare Erkrankungen. Die Produkte der Gesundheitsindustrie werden dringend gebraucht. Nachhaltiger Erfolg ist an Innovation gebunden. Deutschland hat alle Voraussetzungen, um auch in Zukunft eine wichtige Rolle zu spielen. Wir müssen aber sehr darauf achten, dass durch unbedachte oder kurzsichtige Maßnahmen das Innovationspotenzial nicht zu sehr geschwächt wird – zum Nachteil der Patienten und des Exportlandes Deutschland. Wie wird sich Ihrer Einschätzung nach die Gesundheitsversorgung in Deutschland innerhalb der nächsten zehn Jahre verändern? Mehr Prävention, mehr individualisierte Therapien, mehr Technik, mehr Vernetzung, mehr Miteinander der unterschiedlichen Spieler im System, hohe Bedeutung elektronischer Datensammlung, -übertragung und -analyse. Aber hoffentlich nicht weniger, sondern mehr Bedeutung für Arzt und Pflegekraft, die den Patienten versorgen. Evidenz und eHealth müssen rationale Grundlage und Hilfsmittel bleiben, am Ende der Kette kann nur ein Mensch entscheiden, was das Beste für den Patienten ist. Consumer Healthcare Sechs Branchentrends – viele neue Herausforderungen Verschärfte Rahmenbedingungen, stagnierendes Wachstum und ein stark fragmentierter Markt: Was bringt die Zukunft, und worauf kommt es an? Das untersuchte Accenture mit der aktuellen High Performance Business Consumer Healthcare Studie – und identifizierte sechs funda mentale Trends. • Demografischer Wandel und Veränderungen im Kundenverhalten: Pharmaunternehmen müssen bei ihrer Strategiesetzung die Alterung immer größerer Teile der Weltbevölkerung sowie den steigenden Wohlstand vor allem in Entwicklungsmärkten stärker als bisher berücksichtigen. Dies erfordert im Kern maßgeschneiderte Produkte und Serviceleistungen für sich verändernde Zielgruppen. • Mehr Auswahlmöglichkeiten: Neuartige Inhaltsstoffe und Darreichungsformen schaffen mehr Auswahl und Wettbewerb. Beispielsweise brachte Johnson & Johnson Calcium-Kaubonbons als neuartige Nahrungsergänzung auf den Markt. Der anhaltende Trend zu Produktneuerungen erfordert von Pharmaunternehmen, nachhaltig Kompetenzen und Innovations fähigkeiten auszubauen. Entscheidend ist bei alldem, die Kundenanforderungen genau zu verstehen und das Kundenerlebnis zu verbessern. • Erweiterung des Distributionsnetzes: Obwohl Apotheken und Drogeriemärkte immer noch dominieren, steigt die Bedeutung neuer, digitaler Kanäle wie Internet, Mobile oder „Variety Stores“. Für Unternehmen ist es wichtig, diese neuen Kanäle wirksam und kundenspezifisch in einem integrierten Multikanalansatz einzusetzen, um so alle relevanten Kundengruppen optimal zu erreichen. • Mehr Wettbewerb im OTC-Segment durch „Private Labels“, Generikahersteller und Konsumgüterkonzerne: Nestlé stärkt die Sparte „Health Nutrition“. Der Generikakonzern Teva setzt viel daran, seine Position im Bereich Consumer Healthcare auszubauen, um dabei etablierte Marken anzugreifen. Führende Unternehmen investieren deshalb vermehrt in den Wechsel von verschreibungspflichtigen Medikamenten hin zu OTC-Produkten. Damit können sie den Produktlebenszyklus ver- längern und tiefer in das OTC-Segment vordringen. • In diesem Zusammenhang ist der Trend zu Akquisitionen im Consumer Healthcare Segment ungebrochen. Entscheidend bleiben die konsequente Kundenzentrierung und die Fähigkeit, Marken im komplexer werdenden Branchenumfeld neu zu definieren und zu positionieren. • Mehr Regulierung: Viele Gesundheitsprogramme können sich positiv auf Unternehmen auswirken. Häufig erschweren verhärtete gesetzliche Anforderungen jedoch das Wirtschaften. Vorausschauende Strategien, ein fortlaufender Dialog mit den Instanzen und Compliance Management sind daher gefragter denn je. Unternehmen, denen es gelingt, Herausforderungen erfolgreich zu meistern, können sich im weltweiten OTC-Wettbewerb langfristig als High Performer positionieren. Ansprechpartner: [email protected] Über Accenture Copyright © 2013 Accenture All rights reserved. Accenture, its logo, and High Performance Delivered are trademarks of Accenture. Accenture ist ein weltweit agierender Managementberatungs-, Technologie- und Outsourcing-Dienstleister mit 261.000 Mitarbeitern, die für Kunden in über 120 Ländern tätig sind. Als Partner für große Business-Transformationen bringt das Unternehmen umfassende Projekterfahrung, fundierte Fähigkeiten über alle Branchen und Unternehmens bereiche hinweg und Wissen aus qualifizierten Analysen der weltweit erfolgreichsten Unternehmen in eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit seinen Kunden ein. Accenture erwirtschaftete im vergangenen Fiskaljahr (zum 31. August 2012) einen Nettoumsatz von 27,9 Mrd. US-Dollar. Die Internetadresse lautet www.accenture.de. Impressum Herausgeber: Accenture GmbH Campus Kronberg 1 61476 Kronberg Druck: Druckerei Lokay e. 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