Market focus ITALIEN NOV_SGKB
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Market focus ITALIEN NOV_SGKB
28. November 2011 Italien wird zu Europas Schicksalsfrage Caroline Hilb Paraskevopoulos – Italien gehört zu den grossen Drei auf dem alten Kontinent. Wackelt Italiens Kreditwürdigkeit, dann wackelt Europa. Entsprechend angespannt ist die aktuelle Situation: Die Renditen italienischer Staatsanleihen haben die kritische Marke von 7% zeitweise überschritten. Italien steht vor dem politischen Umbruch, nach Emozioni folgt auf Berlusconi mit Mario Monti ein Pragmatiker und Technokrat. Kriegt Italien die Kurve? französische Banken mit rund 7 Milliarden Euro engagiert, deutsche Banken mit sechs. Mit Italien kommt nun ein wirtschaftliches Schwergewicht ins Wanken, welches die Stabilität und die Lösungskompetenz der Eurozone und die Geduld der Finanzmärkte auf eine harte Probe stellt. Italiens Finanzstabilität wird zur Schicksalsfrage. Quelle: Bloomberg, eigene Darstellungen Rome wasn't built in a day Was für Griechenland und alle hochverschuldeten Länder gilt, behält auch für Italien seine Gültigkeit. Italien ist heute mit Problemen konfrontiert, die sich über Jahrzehnte aufgebaut haben. Die Probleme beginnen bei einem aufgeblähten Verwaltungsapparat, einem ineffizienten Politsystem, das mit Berlusconi bis zur "Perfektion" betrieben wurde und hört bei einem wachsenden Anteil Schattenwirtschaft auf. Hier wird Mario Monti keine Wunder vollbringen können. Italien hat einen langen und steinigen Weg vor sich, um die Versäumnisse der letzten Jahrzehnte in einem konjunkturell schwächeren Umfeld wieder nachzuholen. So dürfte Italien im kommenden Jahr durchaus auch Phasen mit negativen BIP-Wachstumsraten aufweisen. Alles andere als unterstützend wirkt in diesem Umfeld auch die eher schwache Wettbewerbsfähigkeit Italiens. So sind in den letzten Jahren, ähnlich wie in Griechenland, die Lohnstückkosten stark angestiegen, ohne dass die Produktivität damit hätte Schritt halten können. Gerade hier muss Monti zu einer Rosskur ansetzen – mancher Italiener wird den Gürtel enger schnallen müssen. Aber trotz dieser negativen Aspekte wäre es falsch, Italien mit Griechenland in einen Topf zu werfen. So gibt es in Italien unverändert zahlreiche international tätige und wettbewerbsfähige Firmen. Ebenfalls kann Italien wirtschaftliche Zentren aufweisen. Auch die Grösse Italiens sollte die "Genesungschancen" verbessern, weil sich eine stärkere Konjunkturdynamik am Binnenmarkt entwickeln kann. Anders als Spanien kämpft Italien auch nicht mit den Folgen einer Immobilienkrise. Auch ist der europäische Bankensektor stark in italienischen Staatsanleihen engagiert. Nach Schätzungen von Capital Economics, einem unabhängigen ResearchInstitut, dürften die wichtigsten französischen Banken rund 35 Milliarden Euro in italienischen Staatsanleihen halten, bei den wichtigsten deutschen Banken dürften es rund 30 Milliarden Euro sein. Bei griechischen Anleihen sind Droht der Zahlungsausfall? Italiens hohe Verschuldungsquote hat Tradition. In den 1990er Jahren lag die Quote bei rund 125% und Italien konnte seine Schulden trotzdem weiter bedienen. Das Problem Italiens ist die im aktuellen Umfeld sehr hohen Rund 17% des europäischen BIP wird in Italien produziert. Nach Deutschland und Frankreich ist Italien somit die drittgrösste Volkswirtschaft Europas. Entsprechend gross ist auch sein Anteil am europäischen Anleihenmarkt: Italien hat rund 1'900 Milliarden Euro an Staatsanleihen ausstehend, was einem Marktanteil von rund einem Viertel entspricht. Zum Vergleich: Griechenland hat insgesamt 350 Milliarden Euro ausstehend. In den nächsten drei Jahren verfallen pro Jahr rund 300 Milliarden Euro italienische Staatspapiere und rund 50 Milliarden Euro muss Italien im gleichen Zeitraum an Zinsen bezahlen. Portugal, Irland und auch Griechenland müssen bis 2014 pro Jahr weniger als 30 Milliarden Euro wegen Verfall neu refinanzieren – ihr Anteil ist verschwindend gering. Refinanzierungsbedarf 2012/14: Italien dominiert 1 Disclaimer: Die Angaben in dieser Publikation und insbesondere die Beschreibung zu einzelnen Wertpapieren stellen weder eine Offerte zum Kauf der Produkte noch eine Aufforderung zu einer andern Transaktion dar. Sämtliche in dieser Publikation enthaltenen Informationen sind sorgfältig ausgewählt und stammen aus Quellen, die vom Investment Center der St.Galler Kantonalbank Gruppe grundsätzlich als verlässlich betrachtet werden. Meinungsäusserungen oder Darstellungen in dieser Publikation können jederzeit und ohne vorherige Ankündigung geändert werden. Es wird keine Garantie oder Verantwortung bezüglich der Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen übernommen. Eine Haftung für die Richtigkeit der Angaben wird vollumfänglich abgelehnt. Analyst: Caroline Hilb Paraskevopoulos, Tel.: 044 214 34 29, E-Mail: [email protected] 28. November 2011 Refinanzierungskosten, was es Italien erschwert, am Kapitalmarkt Geld aufzunehmen. Es handelt sich also eher um ein Liquiditäts- denn ein Solvenzproblem. Bei über 7% Schuldzinsen bekommt jedes Land über kurz oder lang Probleme seine Schulden zu bedienen. Und gerade hier könnte die Europäische Zentralbank (EZB) mit dem Aufkauf von italienischen Papieren auf dem Sekundärmarkt die Nachfrage ankurbeln und entsprechend für einen Rückgang der Renditen sorgen. Dabei darf man sich aber nichts vormachen: Die EZB kann durch ihre Aufkäufe Italien kurzfristig Luft verschaffen und die Situation entspannen. Ihr bleibt aber lediglich die Symptombekämpfung, die Ursache, die überbordenden Staatsschulden, wird Italien in jahrelanger Kleinstarbeit selber abbauen müssen. Italien: Ein paar Fakten · Italiens Hauptproblem: schwache Wettbewerbsfähigkeit und als Folge tiefe BIP-Wachstumsraten (Q2: 0.3%; Q3E: 0.2%; Rezession im Q2 und Q3 2012 erwartet) · Italien stellt 17% des EU-BIP und 23% des Staatsanleihen Marktes im Euroraum · Italien hat Staatsanleihen mit einem Volumen von 1900 Mrd. Euro ausstehend · Rund die Hälfte der ausstehenden Bonds wird von Italienern gehalten · Budget Defizit beträgt 4.1% des BIP, aber die Staatsverschuldung mit 121% ist sehr hoch Quelle: Bloomberg Kann "Super-Mario" Wunder vollbringen? Obwohl viele negative Faktoren dominieren und im aktuellen Umfeld der Blick auf manchen Lösungsweg versperrt ist, kommen wir zu einem positiven Fazit. Dabei setzen wir sehr grosses Vertrauen in die neue Regierung und in die EZB. Wir gehen davon aus, dass Italiens neue Regierung wieder mehr Vertrauen schaffen kann und erwarten, dass die Renditen italienischer Anleihen auch dank der Unterstützung durch die EZB und dank eines gestärkten Vertrauens in die Lösungsfähigkeit Italiens wieder sinken werden. Auch die Überwachung der Staatsfinanzen durch den Internationalen Währungsfonds (IWF) ordnen wir auf der positiven Seite ein. Für Italien ist es fünf vor zwölf, es bleiben also noch fünf Minuten. 2 Disclaimer: Die Angaben in dieser Publikation und insbesondere die Beschreibung zu einzelnen Wertpapieren stellen weder eine Offerte zum Kauf der Produkte noch eine Aufforderung zu einer andern Transaktion dar. Sämtliche in dieser Publikation enthaltenen Informationen sind sorgfältig ausgewählt und stammen aus Quellen, die vom Investment Center der St.Galler Kantonalbank Gruppe grundsätzlich als verlässlich betrachtet werden. Meinungsäusserungen oder Darstellungen in dieser Publikation können jederzeit und ohne vorherige Ankündigung geändert werden. Es wird keine Garantie oder Verantwortung bezüglich der Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen übernommen. Eine Haftung für die Richtigkeit der Angaben wird vollumfänglich abgelehnt. Analyst: Caroline Hilb Paraskevopoulos, Tel.: 044 214 34 29, E-Mail: [email protected]