Zum Gemeinwohl! - Christian Felber
Transcrição
Zum Gemeinwohl! - Christian Felber
Mittwoch, 19. November 2014 70. Jahrgang Nr. 269 L aut Umfragen der Bertelsmann-Stiftung wünschen sich 88 Prozent der Menschen in Deutschland eine „neue Wirtschaftsordnung“. In Österreich sind es sogar 90 Prozent. Die Wirtschaft solle nachhaltiger und sozialer, die Verteilung gerechter werden. Nur scheinen Regierungen und Parlamente wenig Interesse daran zu haben: Grenzenlose Ungleichheit, Rettung systemrelevanter Banken, weder Mindestrente noch Obergrenzen für Privateigentum, keine Vermögenssteuern, stattdessen freier Kapitalverkehr in Steueroasen. Der Souverän muss ganz offenbar selbst zur Tat schreiten, denn seine Vertretung lässt ihn in puncto Gerechtigkeit – ein prominenter Verfassungswert – bitter im Stich. Souverän heißt im Lateinischen wörtlich „über allem stehend“. Von daher könnte die Bevölkerung selbst definieren, was sie unter gerecht versteht – und dies in der Verfassung verankern. Die zukünftige Verfassung könnte direkt vom Souverän gemacht werden, die Ausführungsgesetze von der Vertretung. Das wäre eine ebenso effektive Arbeitsteilung wie Gewaltentrennung. Ein demokratischer Verfassungsprozess könnte in dezentralen Wirtschaftskonvente in Kommunen, Städten und Regionen erfolgen. Nachdem grundsätzliche Ordnungsfragen der Wirtschaft lokal diskutiert und vorentschieden wurden, könnten Delegierte einen Bundeswirtschaftskonvent bilden, der die finalen Optionen zu den einzelnen Fragen ausarbeitet. Über diese entscheidet allein der Souverän gemäß seiner Rolle. Im Unterschied zu gewohnten Ja-Nein- oder All-in-one-Entscheidungen kann bei jeder Fragestellung zwischen mehreren GASTBEITRAG Zum Gemeinwohl! Für mehr Gerechtigkeit braucht es mehr Demokratie – und das Ziel des Wirtschaftens muss klar sein Optionen ausgewählt werden – diejenige Option, die den geringsten (in Punkten gemessenen) Widerstand erfährt, wird Teil der Wirtschaftsverfassung. Vorübungen dazu haben bereits stattgefunden. In „Demokratie-Spielen“ von Skandinavien bis Südamerika durfte das Vortragspublikum die Maximaldifferenz zwischen den Höchst- und Mindesteinkommen vorschlagen und entscheiden. Unabhängig von der Zahl und Bandbreite der Vorschläge gewann mit magischer Verlässlichkeit der Faktor zehn: zwischen Höchst- und Niedrigsteinkommen. Parlamente sind derzeit weit davon entfernt, diese Frage auch nur zu diskutieren – mit Ausnahme des Kantonalparlaments in Glarus, das 2013 den Faktor zehn für öffentliche Banken beschlossen hat: ein Lichtblick. Der Frage nach der Begrenzung der Einkommensungleichheit könnte die Überprüfung des gesetzlichen Mindestlohnes vorangehen, wenn aus 8,50 Euro brutto zum Beispiel neun Euro netto würden, wären das monatlich rund 1500 Euro verfügbares Mindesteinkommen. Bei einem maximalen Ungleichheitsfaktor 10 könnten die Höchsteinkommen monatlich 15 000 Euro netto erreichen. Die Höchsteinkommen Banken langen zu „Finanztest“: Bereitstellungszinsen überhöht O bwohl die allgemeinen Zinsen für Immobilienkredite seit Jahren sinken, erheben viele Banken immer noch hohe Bereitstellungszinsen für Baudarlehen. Fast alle Institute verlangen einheitlich drei Prozent Zinsen im Jahr dafür, dass sie die zugesagte Summe zur Auszahlung bereit halten, wie aus einer Erhebung der Zeitschrift „Finanztest“ hervorgeht. Der Bereitstellungszins sei damit seit mehr als 30 Jahren unverändert und verteuere die Finanzierung oft um mehrere tausend Euro. Darlehen für Bauherren werden nicht auf einen Schlag ausgezahlt, sondern in Etappen, die sich am Baufortschritt und den dafür anfallenden Kosten orientieren. Auf die noch nicht abgerufene Teilsumme des Kredits erheben die Banken Bereitstellungszinsen. Laut „Finanztest“ sind oft die ersten Monate nach Abschluss des Darlehensvertrags zinsfrei. Je früher der Bereitstellungszins verlangt wird, desto teurer wird es – insbesondere dann, wenn sich der Baubeginn oder spätere Bauphasen deutlich verzögern. Das „verrückte Ergebnis“ dieser Praxis könne sein, dass der Kunde vor Baubeginn pro Monat mehr Zinsen an die Bank zahle als danach, erklärten die Exper- WIRTSCHAFT Frankfurter Rundschau ten von „Finanztest“. Denn der eigentliche Darlehenszins liege heutzutage oft niedriger als der Bereitstellungszins. Weil das allgemeine Zinsniveau derzeit so niedrig ist, bringt der vergleichsweise hohe Bereitstellungszins den Banken „Zusatzgewinne auf Kundenkosten“, wie die „Finanztest“-Experten erläuterten: Die Bank muss sich das Geld für die Kredite zwar selbst am Kapitalmarkt besorgen, zahlt dafür aber nur geringe Zinsen. Einige Institute verlangen laut „Finanztest“ außerdem noch Zuschläge für jede einzelne Teilauszahlung des Kredits, meist 50 oder 100 Euro. Zinsfreie Frist aushandeln Wer auf der Suche nach einem Baukredit ist, sollte den Bereitstellungszins immer mit in die Überlegungen einbeziehen, rät „Finanztest“. Der von den Instituten genannte Effektivzins für ein Darlehen berücksichtige weder Bereitstellungszinsen noch Teilauszahlungsaufschläge. Die Kunden sollten versuchen, bei der Bank einen möglichst langen Zeitraum auszuhandeln, in dem noch keine Bereitstellungszinsen anfallen. Einige Banken und Versicherungen böten sechs bis zwölf zinsfreie Monate an. afp CHRISTIAN FELBER WAS IST GERECHT? Das ist unser Thema. können weiter steigen, wenn auch der Mindestlohn zulegt. Sodann könnten progressive Vermögenssteuern ab etwa einer Million Euro eingeführt werden, das würde derzeit weniger als zehn Prozent der Bevölkerung betreffen. Ab einer Vermögenshöhe, welche die Freiheit anderer zu gefährden beginnt, zum Beispiel 30 Millionen Euro, könnte der Steuersatz auf hundert Prozent ansteigen. Eleganter wäre die „Verhinderung der Ansammlung von Riesenvermögen in den Händen weniger“ (Wortlaut bayrische Verfassung) über das Erbrecht. Würde dieses auf eine Million Euro pro Person begrenzt (für selbst geführte Unternehmen bräuchte es eine eigene Regelung), dann könnte der Überschuss über ei- nen Generationenfonds an jene verteilt werden, die nichts oder weniger erben – als negative Erbschaftssteuer. Das wäre eine Maßnahme zur Verbesserung von Changengleichheit, von der so viele reden, aber kaum jemand danach handelt. Um der notorischen Drohung der Abwanderung des Kapitals in Steueroasen jeden Wind aus den Segeln zu nehmen, müsste viertens der freie Kapitalverkehr an die vollständige Kooperation in Steuerfragen gekoppelt werden: Erst wenn jeder Einkommensund Vermögenseuro an die zuständigen Finanzämter automatisch gemeldet und (nach)versteuert wird, wird der Kapitalverkehr auf die Kaiman-Inseln, nach Luxemburg, Österreich und in die Schweiz freigegeben. In einer liberalen Demokratie muss die Steuerpflicht gleich ernst genommen werden wie der Eigentumsschutz. Beides Seiten der Medaille demokratischer Rechtsstaat. Fünftens könnte in einem eigenen Konvent beschlossen werden, welche Güter öffentlich sein und in Form „demokratischer Allmenden“ organisiert werden sollten. Das sind Einrichtungen der Basisversorgung, bei denen die Bevölkerung ein direktes Mitbestimmungsrecht genießt. Zu diesen Gemeingütern könnten neben der Gesundheitsversorgung, der Bildung und der Alterssicherheit der öffentliche Verkehr, Energie, Wasser, das Internet, aber auch das Geld zählen. Letzteres hieße unter anderem, dass die Ziele der Zentralbank direkt von der Bevölkerung vorgegeben werden und die Gremien der Zentralbank sich aus Vertretern aller Sektoren der Bevölkerung zusammensetzen. Wer eine demokratische Wirtschaftsverfassung anstrebt, könnte mit der Sinn-und-Zweck-Frage beginnen. Die Kapitalrendite kann nicht der Weisheit letztes Ziel sein. Die bayrische Verfassung hilft: „Die gesamte Wirtschaftliche Tätigkeit dient dem Gemeinwohl.“ Das sah auch Aristoteles so, der die „oikonomia“ (das gute Leben ist das Ziel) von der Chrematistike (Gelderwerb wird zum Ziel) unterschied. Geld und Kapital sind die Mittel, aber nicht der Zweck. Folgerichtig müsste der wirtschaftliche Erfolg an der Zielerreichung gemessen werden und nicht an den heutigen Maßstäben. Diesen Schritt könnten Gemeinwohl-Bilanz (vor der Finanzbilanz), GemeinwohlPrüfung (für Investitionen) und Gemeinwohl-Produkt (statt BIP) leisten. Unternehmen mit guten Gemeinwohl-Bilanzen könnten rechtliche Anreize erhalten. Wer zu Vollbeschäftigung, Gerechtigkeit, Integration und Umweltschutz aktiv beiträgt, zahlt weniger Steuern, Zölle und Zinsen auf Kredite. So würde die unternehmerische Energie und Kreativität umgelenkt von der Mehrung des Kapitals auf die Mehrung des Gemeinwohls. Christian Felber ist Gründungsmitglied von Attac Österreich und prägte den Begriff der Gemeinwohl-Ökonomie. HARK HAUSMESSE JETZT SONDERPREISE SICHERN! 995,- 1.495,- 1.995,mit Feinstaubfilter Dauerbrandik mit Automat TESTSIEGER mit patentiertem Technik Feinstaubfilter Testsieger-Preis 2.895,r Mit Feinstaubfilte GUT (2,3) Hark 44 GT ECOplus Im Test: 12 Kaminöfen für die Scheitholzverbrennung Ausgabe 11/2011 www.test.de 11SQ41 Dauerbrand mit Automatik und externer Verbrennungsluftzufuhr Keramik-Feinstaubfilter für Kamine, Kaminöfen & Kachelöfen - Über 50 Kaminofenmodelle zur Auswahl! 15 Nur bis SAMSTAG, 29.11.14 im Kamin- und Kachelofenbau Hark GmbH & Co. KG, Hochstraße 197–213, 47228 Duisburg HARK Ausstellungen: 60314 Frankfurt, Hanauer Landstr. 421, Tel. (0 69) 94 74 15 77 63452 Hanau, Oderstraße 20 A (im Hause Küchen Keie), Telefon (0 61 81) 3 04 51 84, Öffnungszeiten: Mo. – Fr. 10.00 – 19.00 Uhr, Sa. 10.00 – 18.00 Uhr 97080 Würzburg, Schweinfurter Str. 4, Tel. (09 31) 3 29 28 65 55128 Mainz, Haifa-Allee 2, Telefon (0 61 31) 50 70 17 35398 Gießen, Rodheimer Str. 61 – 63, Tel. (06 41) 6 86 88 08 56235 Rans bach-Baumbach, Pleurtuitstraße 12 – 14, Telefon (0 26 23) 46 15 56218 Mülheim-Kärlich, Industriestr. 21, Tel. (02 61) 2 91 98 92, Öffnungsz.: Mo. – Fr. 10.00 – 19.00, Sa. 10.00 – 18.00 Uhr HARK Händler mit Ausstellung: 63654 Büdingen, R. Debus Kamin- & Kachelofenstudio, Orleshäuserstraße 65, Telefon (0 60 42) 9 78 18 61 Öffnungsz.: Mo. – Fr. 10.00 – 19.00 Uhr, Sa. 10.00 – 16.00 Uhr KAMINE DIREKT VOM HERSTELLER NEUER KATALOG 2015 JETZT GRATIS FÜR SIE! GRATIS den neuen 184-seitigen Katalog sowie den aktuellen Angebotsflyer mit Preisen auf www.hark.de oder ge bührenfrei unter (0800) 2 80 23 23 anfordern. 40% weniger Bis zu Holzverbrauch mit der HARK ECOplus-Technik (im Vergleich zu herkömmlichen HARK-Feuerstätten) Über 70 HARK-Studios in Deutschland - mehr auf www.hark.de 2.495,- 4.395,mit Feinstaubfilter 5.495,- 5.995,mit Feinstaubfilter 7.695,- Schamotte verguss in ik pt no to Be Die angegebenen Preise beziehen sich auf den vorgefertigten Bausatz, mit Aufbau-DVD und Aufbauanleitung, wie Abb. mit schwarzer und klappbarer Türausführung, inkl. aller zum technischen Aufbau erforderlichen Materialien außer Schürzenmaterial und Putz, jedoch ohne Zubehör. Veredelte Ausführung gegen Aufpreis. Lieferung frei Bordsteinkante (innerhalb Deutschlands, nur Festland). Alle technischen und sonstigen Angaben entsprechen dem Zeitpunkt der Drucklegung. Druckfehler, Irrtümer sowie technische und optische Änderungen vorbehalten!