Ein König dank Karte
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Ein König dank Karte
M NEYSERVICE Luxus Ein König dank Karte Wer in den Genuss einer De-luxeKreditkarte kommt, dem öffnet sich eine wunderbare ServiceWelt. Das Erlebnis ist jedoch nur wenigen vergönnt Dominante Riesen MasterCard und Visa dominieren mit zusammen rund 95 Prozent Marktanteil das Kreditkartengeschäft in Deutschland. Die Konkurrenz spielt kaum eine Rolle. Marktanteile der Kreditkartenfirmen in Deutschland 2010 in Prozent American Express 4,7 46,2 Visa 0,2 Diners Club 48,9 Mastercard Quelle: Source Informationsdienst 70 Foto: iStockphoto Composing: FOCUS-MONEY FOCUS-MONEY 33/2011 enn gerade kein Messer zur Hand ist, um Butter aufs Brot zu schmieren, dann tut’s auch mal eine Kreditkarte aus dem Portemonnaie. In unnachahmlicher Manier vorgeführt vom britischen Komiker Rowan Atkinson, alias Mr. Bean, in einem seiner zahlreichen KultSketche aus den frühen 90er-Jahren. „My flexible friend“, preist Mr. Bean die als Streichinstrument zweckentfremdete biegsame Karte seinem Sitznachbarn auf der Parkbank an, der die Sandwichzubereitung mit großen Augen verfolgt. Der doppeldeutige Spruch entsprang nicht dem kreativen Gehirn Atkinsons. Mit dem Slogan vom flexiblen Freund warb die in den frühen 70er-Jahren etablierte britische Kreditkartenmarke Access, ehe sie 1996 von MasterCard geschluckt wurde. Eine gute Kreditkarte ist eben weit mehr als nur schnödes Zahlungsmittel. Schwarz und edel. Sogar weitaus mehr, wenn man das Segment der gewöhnlichen Feld-Wald-und-Wiesen-Kreditkarten für Otto Normalverbraucher verlässt und sich ins Reich der schwarzen High-Class-Karten begibt wie der MasterCard Excellence der UBS, der HVB PremiumCard, der HON Circle Credit Card des Vielfliegerprogramms Miles & More oder der exklusiven Centurion von American Express (s. Kästen unten u. S. 72). Mit ihnen erhält der Besitzer Zugang zu einer Welt höchst angenehmer Services und Zusatzleistungen. Haken: Man kann die dunkel glänzenden Wunderkarten nicht einfach beantragen. Es Bedarf eines gut gefüllten Kontos und des Wohlwollens der ausgebenden Institution. Denn die Top-Kreditkarten gibt es nur auf Einladung für Promis, VIPs und vermögende Private-Banking-Kunden. Allenfalls die HON-CircleKarte kann man sich erarbeiten durch fleißiges Fliegen. Mit normalen Dienstreisen dürften die nötigen Flugmeilen allerdings kaum zusammenzubekommen sein. Wird man in den erlauchten Kundenkreis berufen, dann locken gegen vergleichsweise überschaubare Jahresgebühren üppige Mehrleistungen wie diverse Versicherungen, Nachlässe auf Waren und Dienstleistungen und be- W vorzugte Behandlung an Flughäfen und Bahnhöfen. Und natürlich ein nahezu beliebiges Kreditlimit – wobei die monatlichen Rechnungen natürlich selbst beglichen werden müssen. Kein Wunsch bleibt offen. Den wahren Kick aber geben die Concierge-Services, die Luxuskarten-Inhaber in Anspruch nehmen können. Wie der Empfangschef eines guten Hotels sind sie aufmerksam und diskret zur Stelle, wenn der Kunde ein Begehren hat, mit dem er sich nicht selbst belasten will oder wo ihm der vielleicht notwendige Kontakt fehlt – von der Restaurantreservierung über Mietwagenbuchungen oder Ticketbestellungen bis zur Reiseplanung. Die Anliegen dürfen auch mal ausgefallen sein. So stellte das Team für die Centurion-Kunden von American Express für einen emeritierten Professor eine Lebensabschlussreise rund um die Welt zu allen wichtigen persönlichen und beruflichen Stationen zusammen und machte sogar verschollene Kontakte ausfindig. Eine Geschäftsfrau, die während eines Fluges feststellte, dass die letzten Seiten in Daniel Kehlmanns Roman „Die Vermessung der Erde“, den sie gerade las, fehlten, fand dank der dienstbaren Helfer bei Ankunft im Hotel in New York ein vollständiges Exemplar des Buches in ihrem Hotelzimmer vor – in Deutsch, versteht sich. Für einen anderen Kunden gelang es tatsächlich, Tribünenplätze entlang der Pennsylvania Avenue in Washington zur Amtseinführung von US-Präsident Barack Obama zu organisieren. Als Bonbon gab’s sogar noch Karten für einen Festball, auf dem die Obamas ebenfalls tanzten. Da kann der Normalkunde nur staunen. Ein erhebendes Kreditkarten-Erlebnis kann man sich aber auch als solcher verschaffen: schwarzes Plastik auf den Kassentisch zu legen. Das gibt’s nämlich auch in Verbindung mit einfachen Girokonten. Zum Beispiel die Visa-Karte zum Cash-Konto der DKB – komplett gebührenfrei. AXEL HARTMANN Der Geist aus der Titanflasche Wer zum Bezahlen die AMERICAN EXPRESS CENTURION auf den Tresen legt, dem sind neidvolle Blicke sicher. Von wegen Plastikgeld. Jede Centurion ist ein handgefertigtes Unikat aus Titan. Das Metallplättchen gibt es selbstverständlich „by invitation only“. American Express entscheidet, wer in den Kreis der Inhaber aufgenommen wird. Ein Kreditlimit gibt es quasi nicht. Die jährlichen Kartenumsätze der erlauchten Klientel bewegen sich nach Firmenangaben jenseits von 500 000 Euro. Die Jahresgebühr von 2000 Euro ist da vernachlässigbar. Extravagant wie die Karte selbst ist auch das Paket der damit verbundenen Versicherungen. Neben Klassikern wie Reise-, Unfall-, Mietwagen- und Gepäck-Policen, die in diesem Kartensegment obligatorisch sind, gibt es Schmankerl wie eine Hole-in-one-Versicherung. Sie übernimmt die Kosten für die Schampus-Lokalrunde im Clubhaus, wenn beim Golfen der Ball mit einem Schlag vom Tee direkt ins Loch befördert wird. Was die Centurion aber wirklich begehrenswert macht, ist der Concierge-Service. Karteninhaber sehen sich dabei nicht wechselnden Callcenter-Mitarbeitern ausgesetzt. Ums Wohl kümmert sich ein rund um die Uhr erreichbarer fester perwww.focus-money.de sönlicher Assistent. An ihn kann jeder Wunsch herangetragen werden. Er plant und bucht etwa Reisen selbst in die entlegensten Winkel der Erde, organisiert Fortbewegungsmittel vom Porsche bis zum Kamel, besorgt auch noch so ausgefallene Präsente und kennt dank des weltumspannenden American-Express-Netzwerks Wege, wie man an Eintrittskarten zu Events kommt, für die es eigentlich gar keine Tickets (mehr) gibt. Abgerundet wird die VIP-Versorgung durch den Zutritt zu exklusiven Lounges an Flug- und Bahnhöfen, den die Centurion eröffnet, Valet-Parking an allen großen deutschen Flughäfen, Limousinen-Transfers, Upgrades für Hotels und Mietwagen sowie einen Meet & Greet-Service, der einen persönlichen Empfang an wichtigen internationalen Airports beinhaltet und der einen am „Fußvolk“ vorbei auf Extrapfaden durch alle Check-in- und Sicherheitskontrollen ins Flugzeug bugsiert. 71 MONEYMARKETS tellt das Unternehmen, für das Sie arbeiten, für die ersten neun Monate des Jahres 265 000 Euro für Ihren Bonus zurück? Nein? Dann arbeiten Sie wohl nicht für Goldman Sachs. Die amerikanische Bank plant für die Bonuszahlungen für ihre Mitarbeiter 13,1 Milliarden Dollar ein – und das im Durchschnitt, vom Pförtner bis zum Vorstandschef. Und das vierte Quartal kommt noch. 144 Milliarden Dollar. Insgesamt werden allein in New York für 2010 wohl 144 Milliarden Dollar an Boni für die Banker ausgeschüttet. 144 Milliarden! Für Zocker und Spekulanten, die die Weltwirtschaft in den Abgrund geschickt haben? Zwei Jahre nach der Krise? Darüber können Sie sich aufregen. Oder Sie sparen sich den Ärger und verdienen lieber mit. Mit Aktien von den Unternehmen, bei denen die geldgesegneten Banker ihre Boni am liebsten ausgeben. Nach Weihnachten werden die Sonderzahlungen ausgeschüttet – die Luxushändler reiben sich schon heute die Hände. 144 Milliarden Dollar sind ein echter Wirtschaftsfaktor – neben Chinesen, Asiaten und Europäern. Letztere kommen dank des schwachen Dollar zur Weihnachtszeit. Für die schnellen Jungens der Wall Street zählen immer noch die gleichen Statussymbole wie vor der Krise: schnelle Autos, teure Uhren, Schmuck für die Freundin oder ein echter Hirst/ Warhol/Johns an der Wand. Lediglich bei Luxusapartments schlägt immer noch die Immobilienkrise durch – die Kauflust ist nicht mehr so groß wie früher. Im vergangenen Jahr warnte Goldman-Boss Lloyd Blankfein seine Angestellten, teures, öffentlich zur Schau gestelltes Luxus-Shopping zu vermeiden, weil es „einen Sturm der Entrüstung in Bevölkerung und Politik wegen angeblich überzogener Bonuszahlungen“ gebe. Die selbst auferlegte Zurückhaltung dürfte in der Bonussaison 2010/2011 der Vergangenheit angehören – zu weit ist die Krise schon wieder von der Wall Street entfernt. In Deutschland verdiente zwar Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann im vergangenen Jahr 9,5 Millionen Euro. Von einer Bonus-Orgie à la Wall Street sind die armen Frankfurter Banker aber weit weg – und auch die positiven Effekte für die Luxusanbieter. Anleger müssen sich schon in New York umschauen. S Luxusaktien Boni abholen Kein Neid, lieber mitscheffeln: Mit hohen Boni kaufen die New Yorker Geldprofis Schmuck, Anzüge und Kunst Banker: Für 2010 dürften die Geldhäuser an der Wall Street 144 Milliarden Dollar an Bonuszahlungen ausschütten Rekordzahlungen Für dieses Jahr dürften die Geldhäuser an der Wall Street so viele Sonderzahlungen leisten wie noch nie zuvor. Luxushändler in New York freuen sich bereits. Ertrag und Boni bei US-Banken in Milliarden US-Dollar Ertrag 376 359 433 448 gezahlte Boni 135 122 140 144 2007 08 09 2010 2007 08 09 2010 MIKA HOFFMANN Quelle: „Wall Street Journal“ 52 Fotos: xxxxxxxxxxx/FOCUS-MONEY Foto: iStockphoto FOCUS-MONEY 44/2010 MONEYMARKETS Hotelaktien Mehr als nur ein Bett Luxus läuft auch in der Hotelbranche. Spar-Hotels und die Emerging Markets kurbeln die Geschäfte zusätzlich an in spektakuläres Gebäude mit 100 Stockwerken, gestaltet von einem Stararchitekten. Innen gutes Design, extra gefertigte Betten und nach Entwürfen von Modedesignern eingekleidetes Personal. Plus eine Bar, die zum Hotspot der Stadt avancierte. In der Lobby und im Restaurant tummelt sich nicht die übliche 5-Sterne-Kundschaft mit einem gefühlten Altersdurchschnitt von mehr als 60 Jahren, sondern hippe Großstädter zwischen 20 und 45. Das macht das „W Hotel“ in Barcelona weniger als ein Jahr nach seiner Eröffnung zu einem Erfolg: Im Sommer lag die Auslastungsquote – die härteste Währung im Hotelgewerbe – bei mehr als 90 Prozent, verlautet aus der katalanischen Hauptstadt. Gut gebucht. Neue Konzepte und ein Boom in den Schwellenländern verhelfen der internationalen Hotelbranche zu einem kräftigen Wachstum. Das spiegelt sich an der Börse wider: Hotelaktien werden gebucht und bieten Anlegern großes Potenzial für weitere Kurssteigerungen. Zwei Trends laufen in der internationalen Hotellerie derzeit besonders gut. Zum einen Luxus, zum anderen die preisgünstigen 2- und 3-Sterne-Häuser. Die sogenannten HNWIs, die High Net Worth Individuals, mit einem verfügbaren Vermögen von mehr als einer Million Dollar, die Luxusautos, Luxusuhren und Luxusmode zu Boombranchen machen, bevölkern auch die Luxushotels – und zahlen Preise von 200 Euro und noch viel mehr. Suiten dürfen auch gern einmal 1000 Euro die Nacht kosten. Das gilt für renommierte Traditionshäuser und erst recht für gut gemachte Designerhotels. Starwood deckt dieses Segment mit den Ketten St. Regis und W Hotel unter den Branchenriesen am besten ab. „Luxushotels laufen sehr, sehr gut“, urteilt Patrick Scholes von FBR Capital Markets und begründet das so: „Gästen, die im ,Four Seasons‘ absteigen, ist es egal, wenn die Benzinpreise um 25 Prozent zulegen.“ Am anderen Ende der Sternekette spielt der Benzinpreis durchaus eine Rolle: Im 2- bis 3-Sterne-Bereich wird über den Preis verkauft. Dort buchen viele Geschäftsreisende und Touristen, die nicht viel mehr wollen und brauchen als ein sauberes Zimmer mit einem Bett und Bad in verkehrsgünstiger Lage. Hier kommt es vor allem auf die Masse an – und eine perfekte Logistik, die Konzerne auch mit Zimmerpreisen von 50 bis 100 Euro gute Gewin- E Mehr Gäste Die Auslastung von Hotels weltweit nahm 2010 gegenüber dem Vorjahr deutlich zu. Besonders hoch fallen die Zuwächse in den Schwellenländern aus. Hotelbelegungsquote nach Regionen in Prozent *Europa, Naher Osten, Afrika 60 50 40 30 20 10 2009 2010 Asien/Pazifik Lateinamerika Quelle: Smith Travel Research 52 EMEA* Nordamerika 0 FOCUS-MONEY 16/2011 MONEYMARKETS Konsum ist geil Vom Mecker-Meister zur Shopping-Queen: Der Aufschwung in Deutschland befeuert jetzt auch den Konsum. Die Gewinner Hoch lebe das BIP Im ersten Quartal dieses Jahres überraschte die deutsche Wirtschaft selbst Optimisten – mit einem Zuwachs von 1,5 Prozent. Besonders erfreulich entwickelte sich dabei der Konsum. Deutsches Bruttoinlandsprodukt in Indexpunkten, 2000 = 100, Quartalszahlen 109,9 110,1 111,7 104,1 104,7 105,5 106,0 106,6 108,8 Q1 Q2 Q3 2009 as ist bloß mit Deutschland los? Allüberall herrscht eitel Sonnenschein im Land der Nörgler und Bedenkenträger. Grassiert hier ein flächendeckender Virus, ansteckender als Vogel-, Schweine- und Sonst-was-Grippe zusammen? Nur mit den Symptomen Zuversicht und gute Laune bis hin zur Euphorie? „Deutschland bewegt sich auf ein zweites Wirtschaftswunder zu“, sagt Carsten Brzeski von der Bank ING. Neue Kauflust. Volkswirte sind mit diesem Wort äußerst vorsichtig. Aber immer mehr trauen sich jetzt, es zu benutzen. Nach der fantastischen Aufholjagd im vergangenen Jahr wird immer konkreter: 2011 kann Deutschland das Tempo halten. Ausgerechnet am Freitag, dem 13. (Mai) präsentierte das Statistische Bundesamt die Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt für das erste Quartal. Deutschlands Wirtschaft übertraf selbst optimistische Schätzungen – mit einem Plus von 1,5 Prozent gegenüber dem Vorquartal. „Freitag, der 13. wird wohl ein Glückstag für die deutsche Wirtschaft“, sagt Brzeski. Das überraschende Fazit: Im Gegensatz zu früheren Aufschwungphasen wurde das Wachstum vor allem von der Binnenkonjunktur getragen. Neben dem Bau konnten im ersten Quartal vor allem die Konsumausgaben „zum Teil deutlich zulegen“, so das Statistische Bundesamt. Die Deutschen gönnen sich wieder mehr. Und das ist dann tatsächlich ein kleines Wunder. Schließlich ist Deutschland vor allem eines: Exportnation. Maschinen, Autos, W Deutschland Q4 Q1 Q2 2010 Q3 Q4 Q1 2011 Quelle: Statistisches Bundesamt Krämer in Euphorie Die Stimmung der deutschen Einzelhändler ist auf einem 10-Jahres-Hoch. Noch nie in der Dekade beurteilten die Krämer die wirtschaftliche Lage derart optimistisch. Pkte Stimmungsindikator d. deutschen Einzelhandels 20 Saldo aus den Prozentpunkten „verbessert“ und „verschlechtert“ 10 0 Frühjahr –10 –20 Sommer –30 2005 06 07 08 09 10 2011 Quelle: HDE 46 FOCUS-MONEY 22/2011