Wichtige Momente - gossauer-info
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Wichtige Momente - gossauer-info
EDITORIAL Gossauer Info 26. Jahrgang Nr. 111 – Dezember 2012 Impressum Herausgeberin Verlag Gossauer Info Redaktion rg Rita Gröbli (Leitung) kh Karin Herrmann gb Geneviève Bichsel sd Susanna Diener dc Daniela Clerici Korrespondenzadresse Verlag Gossauer Info Gewerbestrasse 18, 8132 Egg Tel. 044 986 10 00, Fax 044 986 10 01 E-Mail: [email protected] www.gossauerinfo.ch Konzept, Herstellung, Inserate Textaid Buch- und Kunstverlag Verlag Gossauer Info Gewerbestrasse 18, 8132 Egg Tel. 044 986 10 00, Fax 044 986 10 01 Mail: [email protected] www.gossauerinfo.ch Druck FO Fotorotar AG Gewerbestrasse 18, 8132 Egg Auflage 5000 Ex. Wird gratis an alle Haushaltungen in der Gemeinde Gossau ZH verteilt Liebe Leserin, lieber Leser In dieser letzten Ausgabe des Jahres 2012 schlagen wir mit unserem Hauptthema «Wichtige Momente» einen Bogen – einen Lebensbogen – von der Geburt zum ersten Schultag, zur ersten Wohnung, zum Studienanfang, weiter zur Heirat, zum Gross-elternsein bis zur Pensionierung. Alles Abschnitte in einem Leben, die prägend sind. Wir danken allen, die uns an ihren persönlichen Erfahrungen haben teilnehmen lassen. Die Gemeinde Gossau präsentiert das Budget 2013, berichtet über die Ablösung des Vormundschaftsrechtes durch den Kindes- und Erwachsenenschutz, weiter über die Verbesserungen für Fussgänger und den Verkehr an der Heusbergstrasse in Bertschikon sowie die Sanierung des Dürstelerhauses in Ottikon. Ein Rückblick auf die gute Badisaison 2012 durch den neuen Bademeister Jürgen Richter und viele interessante Informationen finden Sie unter der Rubrik «Gemeinde». Das eindrückliche Porträt über Stefanie Dettling – Miss Handicap 2011/2012 – zeigt auf, dass Menschen mit Behinderung ihr Leben meistern können und ihre Pläne und Zukunftswünsche verwirklichen wollen. Sie ist der beste Beweis dafür. Neuigkeiten erfahren Sie unter der Rubrik «News»: Da sticht nebst der guten Kunde der VZO, dass ab Dezember 2013 Bertschikon viertelstündlich bedient wird, auch die Information des Kommandowechsel bei der Feuerwehr Gossau ins Auge, die musikalischen Veranstaltungen und vieles mehr. Das Jahr neigt sich wieder dem Ende zu. Wir möchten allen Leserinnen und Lesern für ihre Treue und für den freiwilligen Beitrag herzlich danken. Es soll uns Ansporn sein, auch im neuen Jahr ein interessantes und lesefreundliches «Gossauer Info» herauszubringen. Für die kommenden Festtage unsere besten Wünsche. Für das Redaktionsteam Rita Gröbli Konto für Spendenbeiträge CH95 8147 1000 0048 4550 8 Nächste Nummer Anfang März 2013 Redaktionsschluss: 30. Januar 2013 Titelbild Robin, Colin und Vivienne Häsler Bild: zvg Für eingesandte Manuskripte und Fotos besteht bei Verlust keine Haftung gegenüber dem «Gossauer Info». Für gewünschte Rücksendung legen Sie bitte ein adressiertes und frankiertes Kuvert bei. Der Redaktion steht es frei, Manuskripte teilweise zu kürzen, zu ändern oder zurückzuweisen. Nachdruck, ganz oder auszugsweise, ist gestattet, jedoch bitte mit Quellenangabe. Gossauer Info 111/September 2012 3 . o c & s s a r piratenf n, Herzdamen... artner lutsbrüdern, seilp B n, de un re f e, ili ein erlebnis mit fam Blackrose Dinner matrosenfrass tHe pirates piratenfrass musicBar & restaurant Hinwil www.thepirates.ch Ein Fall für Leutenegger … Spengler- und Flachdacharbeiten 8625 Gossau Tel. 044 936 65 65 Fax 044 936 65 66 [email protected] www.leutenegger-insta.ch 4 Gossauer Info 111/Dezember 2012 INHALTSVERZEICHNIS Thema Schule Gossau S. 6 S. 7 S. 8 S. 11 S. 14 S. 15 S. 16 S. 22 S. 23 S. 26 S. 63 Die erste Woche an der Oberstufe Gossau S. 65 Kinder setzen sich für Meeresschildkröten ein S. 67 Herbstplausch Gossau S. 69 Plausch-Sporttag im Schulhaus Chapf S. 71 Neue Schulverwaltung Gossau Es ist wunderschön, Mami und Papi zu sein! Die Taufe Erster Schultag – ein grosser Schritt – nicht nur für die Kleinen… Die erste eigene Wohnung Mündigkeit bringt Rechte und Pflichten Biologie, Kunst oder doch lieber Germanistik? Verliebt, verlobt, verheiratet … Grosseltern werden… …und glückliche Grosseltern sein Frühzeitig pensioniert, um frei zu sein Gemeinde S. 29 Auf zu neuen Ufern S. 32 Budget 2013 Politische Gemeinde S. 35 Bisheriges Vormundschaftsrecht wird abgelöst S. 39 Verbesserung für Fussgänger und Verkehr S. 40 Sanierung Dürstelerhaus in Ottikon S. 43 Rückblick auf die Saison 2012 S. 47 Eine Lehre bei der Gemeinde Gossau S. 48 Lesetipps aus der Gemeindebibliothek S. 49 Todesfälle in der Gemeinde S. 50 Geburten von Gemeindeeinwohnern S. 51Geburtstage S. 53Ehejubiläen S. 55 Eine zauberhafte Jungbürger/innen-Feier Kirchen S. 57 S. 59 S. 59 S. 61 Gemeinsame Anlässe Evang.-ref. Kirchgemeinde Röm.-kath. Kirchgemeinde Evang. Freikirche Chrischona Gossauer Info 111/Dezember 2012 Sport S. 73 Gossauer Skimeisterschaft 2013 Porträt S. 75 Stefanie Dettling – Miss Handicap 2011/2012 Senioren S. 79 S. 81 Seniorenrat Gossau ZH Pro Senectute News S. 83 Freie Betreuungsplätze in der Tageswohnung S. 85 Samariterverein Gossau an der Gewerbemesse S. 86 Mehr Busse zwischen Gossau–Bertschikon–Uster S. 87 – Musikalisches russisches Wintermärchen mit Igor Morosow – Beethovens späte Quartette mit dem Juillard Quartett – Kolumne zu alltäglichen Rechtsfragen: Drohung mit Suizid S. 88 Kommandowechsel in der Feuerwehr Gossau S. 91 Pfadi vis-à-vis feiert Jubiläum S. 92 Weltreise – Sommerlager 2012 S. 93 Gossauer Wiehnachtsmärt 2012 S. 95Glückwunschinserate S. 98 Vorschau: Integration – wie steht es damit in Gossau – Porträt: Heinz Ulrich – ein Macher 5 THEMA WICHTIGE MOMENTE Es ist wunderschön, Mami und Papi zu sein! Erst nach dem Geborenwerden können weitere wichtige Momente im Leben stattfinden. Eine Geburt gehört aber auch für die glücklichen Eltern zu einem der wichtigsten Augenblicke im Leben. Nicole (34) und Patrick (36) Häsler, Mami und Papi von Robin (5), Colin (2¾ ) und Vivienne (6 Monate) lassen diese Momente noch einmal Revue passieren. Text: Karin Herrmann, Bilder: zvg Nicole: Vor 16 Jahren haben wir uns kennengelernt. Schnell war mir klar, dass du meine grosse Liebe bist und ich mit dir den Rest des Lebens verbringen möchte. Ich konnte mit dir über alles reden, du sahst gut aus, warst sportlich und hattest klare Vorstellungen, wie du dein Leben gestalten möchtest. Patrick: Auch ich wusste, dass ich in dir die Frau meines Lebens getroffen hatte. Für dich wollte ich da sein, dir Geborgenheit schenken und für eine Familie sorgen. Nicole: Damit wir nicht irgendwann das Gefühl erleben, etwas verpasst zu haben, planten wir erst unsere Hochzeit, welche wir am 17. September 2005 mit unseren Familien und Freunden feierten, und reisten anschliessend sechs Wochen durch Kanada. Nach diesen wunderschönen Erlebnissen war uns klar, dass wir eine Familie gründen werden. «Auf eine gemeinsame Familie!» 6 Familie Häsler mit ihren drei Kindern und an ihrer Hochzeit. Am 23.8.2007 kam Robin zur Welt. Die Entbindung dauerte lange. Es waren schmerzhafte Stunden, und ich war so glücklich, dass du während der ganzen Zeit an meiner Seite geblieben bist. Als wir unser kleines Wunder im Arm halten durften, war unsere Freude einfach nur noch unbeschreiblich. Patrick: Erst hatte ich mich während Robins Geburt alles andere als wohlgefühlt. Ein anderer Vater meinte: «Das ist das Schönste, was man erleben kann, nicht?» Nein, dieser Meinung war ich nicht. Meine Nicole so leiden zu sehen, ihr nichts abnehmen zu können, ich fühlte mich echt hilflos. Ich wurde auch darauf vorbereitet, dass Frauen ihren Partner während der Entbindung Vorwürfe machen können und sie manchmal wegschicken. Du hast einfach meine Hand umklammert und mich dabeihaben wollen. Als ich die Nabelschnur durchschneiden durfte und Robin zum ersten Mal im Arm hielt, war dies sicher der schönste Moment in meinem Leben. Gossauer Info 111/Dezember 2012 THEMA WICHTIGE MOMENTE Nicole: Nachdem unser Colin, am 27.1.2010 in nur zwei Stunden, und dadurch für mich noch schmerzhafter, auf die Welt gekommen war, hatte ich mir gesagt, falls wir noch ein drittes Kind bekommen, würde ich, falls die Schmerzen wieder so stark werden, mich zu einer PDA entscheiden. Ich wollte diese, meine wahrscheinlich letzte Geburt, bewusst wahrnehmen, und wenn man so sagen kann, geniessen. Wir hätten anhand des Verlaufes dieser Schwangerschaft darauf gewettet, dass nochmals ein Junge das Licht der Welt erblicken würde. Weisst du noch, wie wir es kaum glauben konnten, als es ein Mädchen, unsere Vivienne, war? Zeit nehmen zum Elternsein Seit letztem Jahr wohnen wir nun in Gossau. Zuvor wohnten wir elf Jahre in Grüt. Mit viel Glück und Hilfe unserer Eltern konnten wir eine schöne 4½-Zimmer-Wohnung mit Gartensitzplatz erwerben. Mit drei Kindern eine genügend grosse Wohnung zu einer bezahlbaren Miete zu finden, ist heutzutage ein schieres Ding der Unmöglichkeit. Nicole: Ich habe mich entschieden, voll und ganz Mami zu sein. Das heisst, mit meinen Kindern den Tag zu verbringen. Ohne einer Arbeit nachzukommen und das verdiente Geld sofort wieder in einen Krippenplatz zu investieren. Sobald sie grösser, selbstständiger sind, und unsere Eltern immer noch Lust haben, während kurzer Zeitspannen meine Rolle zu übernehmen, werde ich mich wieder in einem Job engagieren. Ab und zu vermisse ich den Ausgang. Wenn wir uns mit Freunden zu einem feinen Essen treffen, freue ich mich darauf und geniesse den Abend. Genau so geniesse ich aber auch die Zeit mit dir zu Hau- Die Taufe Die Geburt eines Kindes ist einer der bewegendsten und ehrfürchtigsten Momente im Leben. Eltern werden offen für Sinnfragen, und viele machen sich Gedanken darüber, ihr Kind in der Taufe oder der Kindersegnung vor Gott zu bringen. Text und Bild: Johannes Huber, Pfarrer Zur Zeit der ersten Christen wurden sowohl Kinder, wie auch Erwachsene gleichberechtigt nebeneinander getauft. Daher gibt es Eltern, die ihre Kleinkinder taufen lassen. Andere Eltern verzichten auf die Säuglingstaufe und entscheiden sich dafür, ihr Kind in einem Gottesdienst besonders segnen zu lassen. Als Eltern müssen wir immer wieder für unsere Kinder entscheiden – auch ein Verzicht ist ein Entscheid. Da wir Segnung und Taufe anbieten, suchen Eltern manchmal das Gespräch mit uns Pfarrern. Eine Segnung ist – im Gegensatz zur Taufe – kein einmaliger Akt und bedeutet, einem Menschen den Schutz und Segen des Schöpfers zuzusprechen. Bei seinem Abschied gab Jesus den Auftrag, auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes zu taufen. In der Taufe wird der Name unseres Erlösers Jesus Christus auf einen Menschen gelegt, und er wird in den Bund mit Gott aufgenommen. Die bedingungslose Liebe Gottes kommt in unserer Leistungsgesellschaft nirgends so stark zum Ausdruck wie in der Taufe. Da in der Bibel kein bestimmter Taufzeitpunkt definiert ist, taufen wir in der reformierten Kirche Gossau aus voller Überzeugung sowohl Kinder wie auch Erwachsene. Die Taufe ist auch nicht Voraussetzung für die Teilnahme am kirchlichen Unterricht. Besondere kirchliche Feiern, wie z.B. die Osternachtsfeier oder der Taufpraise bieten die Gelegenheit zur Erwachsenentaufe oder zu einer Taufbestätigung. se, inmitten Spielsachen, Kinderwagen und Wäschebergen. Ich bin halt durch und durch Mami. Unser nächster Event ist übrigens gar nicht mehr weit weg. Am 9. Dezember wird Pfarrer Christian Meier mit unserer Vivienne seine erste Taufe in Gossau zelebrieren. Patrick: Das war uns beiden immer klar. Wenn wir Kinder haben, sind wir Eltern und haben Verantwortung. Als Robin kürzlich fragte: «Wann hast du vermehrt Zeit für mich?», ist mir klar geworden, dass ich beginne, etwas zu verpassen. Obwohl mir meine Arbeit Spass macht, habe ich mir nun selbst Grenzen gesetzt und mir bewusst freie Zeit eingeräumt. Auch ich vermisse nichts, wir teilen unser Einkommen ein, und so bleibt immer etwas übrig, damit man sich auch mal einen etwas grösseren Wunsch erfüllen kann. Gossauer Info 111/Dezember 2012 7 THEMA WICHTIGE MOMENTE Erster Schultag – ein grosser Schritt, Stolz, Unsicherheit, Vorfreude, Ängste: Eine richtige Gefühlsachterbahn kann der erste Schultag auslösen. Nicht nur die lieben Kleinen erleben den Schuleintritt als etwas Grosses und Wichtiges, auch für die Eltern beginnt mit diesem Schritt ein erstes Loslassen der Kinder in ihre Selbstständigkeit. Text und Bilder: Daniela Clerici Im Kanton Zürich – und somit auch für Gossau – zählt seit dem Schuljahr 2008/09 der Kindergarten zur obligatorischen Schulzeit. Mit viereinhalb bis fünf Jahren besuchen nun alle Mädchen und Buben den Kindergarten und beginnen damit ihre «Schulkarriere». Jeden Morgen verabschieden sich die Kinder für etwa vier Stunden von zu Hause. Nun gilt es für die Kindergartenkinder die Lehrpersonen kennenzulernen, sich in der neuen Gruppe zu behaupten, neue Regeln, Rituale und Abläufe zu erleben und einzuhalten, die eigene Selbstständigkeit zu entdecken und vor allem viel Neues zu lernen. Elterliche Gefühlsachterbahn Oft stellt man als Eltern schon Wochen vor dem Kindergarteneintritt fest, dass das unbeschwerte, manchmal planlose, Einfach-in-den-TagHineinleben eben nicht mehr so unbeschwert und entspannt ist. Klare Alltagsstrukturen, Antworten auf die gestellten Warum-, Wieso- und Wie-Fragen werden eingefordert, vermehrt Machtkämpfe ausgetragen, der Bewegungsradius vergrössert, Freundschaften geknüpft. Daher die Überzeugung: Unser Kind ist reif für den Kindergarten! Gleichzeitig schleicht sich aber auch kurz die Verunsicherung ein: Bei all den Frühförderangeboten, hätten wir nicht auch …? Kom- 8 «Mami, jetzt muesch leider hei – aber gell, nöd truurig sii …!» Ein persönliches Abschiedsritual im Kindergarten am ersten Tag erleichtert auch den Eltern die Trennung. biniert mit der Wehmut, dem Loslassenmüssen: Ach, unser Baby…! Der Stolz, die Überzeugung, das Vertrauen: Unser Kind kann das! Die Sorgen: Was, wenn sich unser Kind in der Gruppe doch nicht zurechtfindet, wenn es die geforderten Erwartungen nicht erfüllen kann, wir als Eltern nicht mehr alles erfahren? Die Bedenken: Gerät unser Kind in die «Schulmaschinerie», wie verhalten wir uns, wie viel Mitspracherecht bleibt uns, sollen und müssen wir allfällig vorgeschlagene Unterstützungsmassnahmen annehmen? Dazu gesellen sich Freude und Lust: Freude, dass sich das Kind so toll entwickelt hat und nun bereit Gossauer Info 111/Dezember 2012 THEMA WICHTIGE MOMENTE nicht nur für die Kleinen … ist, das «Abenteuer Kindergarten» zu starten. Aber auch Freude und Lust, sich selbst weiterzuentwickeln und allenfalls etwas Neues in Angriff zu nehmen. Erster Schultag Viel haben die Kinder in den zwei Kindergartenjahren erfahren und erlernt, manche Hürden überwunden und aus den ehemals «Kleinen» sind richtige kleine Persönlichkeiten geworden – ziemlich routiniert im Schulalltag. Dennoch ist der Übertritt in die 1. Klasse wieder für die ganze Familie ein spezieller Moment. Schulhauswechsel, neue Lehrpersonen, anderer Schulweg, neue Gspänli, riesengrosser Pausenplatz, Unterrichtsstruktur, viele, viele (auch ältere) Kinder, unbekannter Lernstoff, Hausaufgaben und einiges mehr. Oft hören die Kindergartenkinder den Satz: «Ja, jetzt beginnt der Ernst des Lebens», und reagieren ein wenig unschlüssig auf die meist un- Gemeinsam ins «Abenteuer Schule» starten. mittelbar darauf nachgeschobene Frage: «Und, freust du dich denn?». Was sollen sie auch antworten – Mami und Papi sind gerade wieder auf der Achterbahn der Gefühle unterwegs. Aus Sicht von Lehrpersonen: Es treffen verschiedene kleine Persönlichkeiten aufeinander. Alle Kinder haben unterschiedliche Gefühle und Bedürfnisse. Sie sind traurig, fröhlich, schüchtern, gesprächig, fordernd, zurückhaltend… Bis alle Kinder ihren Platz in der Gruppe gefunden haben, ist die Zeit sehr intensiv und bietet viele Herausforderungen für die Kindergartenkinder wie auch für die Lehrperson. Tipps für einen gelungenen Start in den Kindergarten: Eltern können ihre Kinder schon vor dem ersten Kindergartentag über die neue Situation aufklären und vorbereiten, indem sie beispielsweise den Kindergartenweg schon vorgängig mit ihrem Kind ablaufen. Toll wäre auch, wenn die Eltern zu Hause mit dem Kind üben würden, sich selbstständig an- und abzuziehen, selbstständig auf die Toilette zugehen usw. Auch ist es von Vorteil, wenn ein Kind bereits einige Male einen Vormittag ohne Mami und Papi verbracht hat (z. B. in einer Spielgruppe). Eine positive, offene Einstellung der Eltern dem Kindergarten gegenüber erleichtert dem Kind zudem die Ablösung von den Eltern und somit den Einstieg in den Kindergarten. Kinder-Buchempfehlung: «Der Ernst des Lebens» von Sabine Jörg/Ingrid Keller. Eine witzige, überraschende und herzige Geschichte zum Schulstart – nicht nur für die Kinder. Gossauer Info 111/Dezember 2012 9 Wir sind Profis Karin Boller Guido Brühwiler Beatrice Denzler Michael Fabig Barbara Marrocco Mathias Jennifer Schaufelberger Weishaupt immobilien verkaufen, vermieten und schätzen. Anzeige_150x109mm 4c_TopShop Angebot_Print 26.04.2012 13:42 Seite 1 Industriestrasse 37 / 8625 Gossau ZH / Telefon 043 833 70 50 / www.nova-ag.ch / [email protected] Immer frisch Natürli Käse aus dem Zürcher Berggebiet Täglich frische Sandwich vom Beck Steiner Fleisch und Wurstwaren vom regionalen Metzger eiten Öffnungsz 1 Uhr von 6 bis 2 Mo. bis Fr. Uhr on 7 bis 21 Sa. & Sa. v AGROLA TopShop Gossau Tannenbergstrasse 7, 8625 Gossau Tel. 044 936 22 26 10 Gossauer Info 111/Dezember 2012 THEMA WICHTIGE MOMENTE Die erste eigene Wohnung Montagabend, 20 Uhr: Draussen ist es bereits dunkel. Eine junge Frau schleppt die gefüllte Einkaufstasche in den zweiten Stock und schliesst die Tür zu ihrer Wohnung auf. Es ist die erste eigene Wohnung von Stefanie Pfister. Text und Bilder: Laura Nussbaumer Stefanie Pfister ist 21 und arbeitet in Zürich als Pharma-Assistentin. Seit knapp zwei Monaten wohnt sie in einer 2-Zimmer-Wohnung in Uster. Ihr eigenes Reich hat sie modern und in schlichten Farben eingerichtet. Das neue Zuhause der ehemaligen Gossauerin ist schon fast perfekt: Das bestellte schwarze Sofa kommt erst im November, bis dahin muss sich Stefanie mit einer Matratze im Wohnzimmer zufriedengeben. Auch das Licht an der Decke fehlt noch, doch eigentlich ist es ganz gemütlich mit dem schummrigen Schein der Stehlampe. Erstes eigenes Reich Diese Wohnung zu finden, war für Stefanie jedoch kein Zuckerschlecken. «Ich habe im Februar dieses Jahres angefangen, eine Wohnung zu suchen. Es war sehr schwierig, denn die meisten waren schlichtweg zu teuer», erinnert sie sich. Als sie dann im Internet auf diese Ihre erste Wohnung hat Stefanie Pfister schlicht und modern eingerichtet. Wohnung stiess, ging es plötzlich Schlag auf Schlag. Die Vormieterin war ebenfalls sehr jung und wollte die Wohnung jemandem geben, der auch «frisch» aus dem Elternhaus ausgezogen ist. So kam es, dass Ste- «Ich vermisse den Geschirrspühler!» Dä Strick z‘Oberottike isch au zwüsched Wiehnacht und Neujahr offe für Sie. Mir zelebriäret ächti Schwiizer Chuchi. Für eusi Gricht bruuched mir nur frischi und säsongrächti Zuetate vo de Pure usem Züri Oberland Christine Thöni & Tim Meister Grüningerstrasse 118, 8626 Oberottikon T 044 936 10 00, [email protected] Öffnigsziite: Mi . Do . Fr 8.00 - 23.45 Uhr Sa 9.00 - 23.45 Uhr So 9.00 - 21.00 Uhr 11_Inserat_Strick_GossauerInfo.indd 1 Gossauer Info 111/Dezember 2012 Mo . Di gschlosse 27.10.12 15:48 11 - S������, 8. D������� 2012 L���������������� – Z������ B������� �� 15 U�� Start zum «Gossauer Wiehnachtsmärt» mit über 100 Ständen Kutschenfahrten mit Samichlaus und Schmutzli Nostalgie-Karussell �� 16 U�� Singing Stairs Männerchor Gossau-Ottikon, Gospelgruppe Gossau, Echo vom Hornet, Schulbehörde und LehrerInnen, Frauenchor Gossau und Buremusig Gossau �� 17 U�� Chlaussäckli für alle Kinder, die ein Sprüchlein aufsagen. Bereits ab 9 Uhr erzählt das Bibliotheksteam weihnächtliche Geschichten in der Gemeindebibliothek W�� ������ ��� ��� S��! Sponsoren: Raiffeisenbank Gossau, Gewerbeverein Gossau, Malergeschäft Peter Moser, Grüt, Stocker AG Elektro–Netzbau Der Anlass wird weiter unterstützt von accum Liegenschaften, Energie Gossau AG, Familie Kehrli, Radio Gruber AG, Gossau 12 Gossauer Info 111/Dezember 2012 THEMA WICHTIGE MOMENTE Oft lädt die 21-Jährige Freunde zum Abendessen ein. fanie schon am nächsten Tag den Vertrag in der Tasche hatte. «Ich konnte bereits drei Wochen später einziehen, denn glücklicherweise hatte ich gerade Ferien», so die 21-Jährige. «Ich hätte mir früher nie vorstellen können, alleine zu wohnen. Die erste eigene Wohnung hat seine Vor- und Nachteile. Man ist auf sich alleine gestellt, muss alles selber machen und den Haushalt schmeissen.» Für Stefanie ist das kein Problem. Bis jetzt. «Es fühlt sich super an, alleine zu wohnen. Ich kann machen, was und wann ich will», lacht Stefanie. Doch einsam? Das ist die junge PharmaAssistentin nie. Oft lädt sie Freunde zum Abendessen ein oder hat ihren Freund zu Besuch. Dass sie nicht mit ihrem Freund zusammengezogen ist, findet sie im Nachhinein ganz gut. «Ich hätte mir früher nie vorstellen können, alleine zu wohnen. Doch dann dachte ich, hey, warum eigentlich nicht!?», erzählt Stefanie. «Seit ich ausgezogen bin, fühle ich mich auch erwachsener. Ich bin auf mich selbst gestellt und Hans Peter Biber, eidg. dipl. Buchhalter Stefan Woodtli, dipl. Treuhandexperte Cornelia Clivio, Buchhalterin mit eidg. Fachausweis Gossauer Info 111/Dezember 2012 trage mehr Verantwortung», so Stefanie weiter. Ihr «altes» Zuhause in Gossau besucht sie fast jede Woche. Meistens trifft dies einen Sonntagabend, an dem sie mit ihren Geschwistern und ihrer Mutter zu Abend isst. Auf die Frage, was sie denn von zu Hause vermisst, weiss Stefanie sofort eine Antwort: «Den Geschirrspüler!», lacht sie. Diesen gibt es nämlich in ihren neuen vier Wänden nicht. Sie versucht dennoch, so oft es geht zu Kochen. «Wenn ich genug Zeit habe.», fügt sie lächelnd an. Auch zum Putzen fehlt ihr manchmal die Zeit. «Ich wüsste ja schon wie es geht, obwohl ich zu Hause nicht viel helfen musste», lacht Stefanie. Finanzen im Griff Der richtige Zeitpunkt für die erste Wohnung ist schwierig zu definieren. Das findet auch Stefanie Pfister: «Wenn ich jetzt daran denke, hätte ich auch später ausziehen können. Dann hätte ich mehr gespart.» Doch finanzielle Schwierigkeiten hat sie deswegen keine. «Ich hatte nie Probleme, mit Geld umzugehen, und bis jetzt klappt es ganz gut», so die ehemalige Gossauerin. Laufenbachstrasse 9 Postfach 137 CH-8625 Gossau ZH Telefon 044 935 31 31 Telefax 044 936 17 07 www.biber-treuhand.ch 13 THEMA WICHTIGE MOMENTE Mündigkeit bringt Rechte und Pflichten Der Eintritt der Mündigkeit ist ein Lebensübergang, welchem die Jugendlichen ganz unterschiedliche Bedeutung beimessen. Aus rechtlicher Sicht ist die Tragweite zweifellos gross. Wer mündig und urteilsfähig ist, kann durch seine Handlungen unbeschränkt Rechte und Pflichten begründen. Er kann beispielsweise einen Arbeits- oder Mietvertrag abschliessen, ein Testament errichten, prozessieren, eine Firma gründen oder heiraten. Die Mitwirkung der Eltern ist nicht mehr erforderlich. Text Andrea Gisler, Rechtsanwältin, Bild: Fiona Peter Die Frage, von welchem Alter an junge Menschen die Reife besitzen, um eigenverantwortlich und selbstständig im Rechtsleben bestehen zu können, wurde ab den Siebzigerjahren zu einem Thema. Gestützt auf eine Empfehlung des Europarats aus dem Jahr 1972 senkten die meisten europäischen Staaten das Mündigkeitsalter auf 18 Jahre. Die Schweiz tat dies, dem internationalen Trend folgend, 1996. Seither liegt die Altersgrenze nicht mehr bei 20, sondern bei 18 Jahren. Das Wahl- und Stimmrechtsalter wurde schon etwas früher gesenkt, zuerst in den Kantonen und im März 1991 schliesslich auch auf Bundesebene. Das war gewissermassen das Geschenk an die Jugend zur 700-Jahr-Feier der Eidgenossenschaft. Man erhoffte sich eine grössere Beteiligung junger Leute am politischen Geschehen. Auf europäischer Ebene sind Bestrebungen im Gange, die politischen Rechte ab 16 Jahren zuzugestehen. Im Juni 2011 verabschiedete die Parlamentarische Versammlung des Europarats eine Resolution. Die Mitgliedstaaten werden darin aufgefordert, eine Senkung des Stimm- und Wahlrechts auf 16 Jahre zu prüfen. Im Kanton Glarus können bereits 16- und 17-Jährige auf Gemeindeund Kantonsebene abstimmen und wählen. Entsprechende Vorstösse in 14 anderen Kantonen sind bisher gescheitert. Selbstverständlich ist es richtig und wichtig, jungen Menschen Rechte zuzugestehen und ihnen Verantwortung zu übergeben. Das Mündigkeitsalter 18 bringt aber auch Probleme, die nicht zu übersehen sind. Die meisten jungen Leute be- Die Jungbürger/innen-Feier 2012. finden sich mit 18 Jahren noch in der Ausbildung. Sie gelten rechtlich als erwachsen, sind aber noch nicht in der Lage, finanziell auf eigenen Füssen zu stehen und folglich von den Eltern wirtschaftlich abhängig. Vielen Menschen gelingt es nicht, den Verlockungen der Konsumgesellschaft zu widerstehen. Für junge Leute, die über keine Lebenserfahrung verfügen, ist es besonders schwierig, die Konsequenzen ihres Tuns abzuschätzen. Und so kommt es, dass es Jugendliche gibt, die bereits auf Jahre hinaus verschuldet sind. Mit dem Mündigkeitsalter 18 haben junge Menschen zwischen 18 und 20 Jahren den rechtlichen Schutz verloren. Die Herabsetzung des Mündigkeitsalters hat auch zu einer Verkürzung der elterlichen Unterhaltspflicht geführt. Die voraussetzungslose Unterhaltspflicht der Eltern dauert bis zum 18. Geburtstag des Kindes. Hat es dann noch keine angemessene Ausbildung abgeschlossen – was die Regel und nicht die Ausnahme ist –, haben die Eltern für seinen Unterhalt aufzukommen, soweit ihnen dies zugemutet werden darf. Diese Situationen sind konfliktträchtig, erst recht, wenn die Eltern des mündig gewordenen Kindes getrennt oder geschieden sind. Weigern sich Eltern, ihrer Unterhaltsverpflichtung nachzukommen, muss der junge Erwachsene gegen die eigenen Eltern vorgehen. Dies führt in aller Regel zu einem Loyalitätskonflikt und damit zu einer Überforderung. Unter dem alten Recht mit Mündigkeitsalter 20 waren diese Fälle viel seltener, weil etliche Jugendliche ihre Lehre bei Erreichen des Mündigkeitsalters schon abgeschlossen hatten oder kurz davor standen. Die bei 18 Jahren angesetzte Grenze gilt für alle und ist verhältnismässig tief. Jugendliche entwickeln sich aber unterschiedlich. Auf diese Unterschiede ist im Umgang mit ihnen Rücksicht zu nehmen, unabhängig von den rechtlichen Rahmenbedingungen. Gossauer Info 111/Dezember 2012 THEMA WICHTIGE MOMENTE Biologie, Kunst oder doch lieber Germanistik? An ihren ersten Tag als Studentin erinnert sich Anina Knop noch ganz genau. Kein Wunder, es ist auch nicht lange her. Am 17. September begann die junge Gossauerin ihr Germanistik- und Philosophiestudium an der Universität in Zürich. Dass sie eines Tages studieren möchte, war für sie schon immer klar. Doch was? Das war die grosse Frage. Text und Bild: Laura Nussbaumer «Ich war nicht sonderlich nervös, sondern eher gespannt und neugierig auf das, was kommt», erzählt Anina über ihren ersten Tag an der Uni. «In der ersten Vorlesung waren dann rund 200 Studenten im Saal. Jeder Platz war besetzt, und einige sassen sogar auf den Treppen», erinnert sich Anina. «Es waren nicht nur neue Studenten, sondern auch solche aus höheren Semestern dabei. Das war dann schon etwas spezi- Anina Knop beim Lernen für ihr Studium. ell», so die 19-Jährige weiter. Dass zudem kein Lehrer da war, sammenhänge in der Natur. «Wie der sie begrüsste und sich um die wir zum Beispiel die Luft atmen, die Neuen kümmerte, fand sie anfangs die Pflanzen bei der Photosynthese schon gewöhnungsbedürftig. «Man nebenbei herstellen», erinnert sich sitzt dann einfach da und muss mit- Anina. «Wie diese Dinge funktionieren, hat mich schon immer in schreiben.» Beinahe zwei Monate sind seither den Bann gezogen. Deshalb wollte vergangen, und Anina weiss jetzt: Es ich Biologin werden, als ich klein war die richtige Entscheidung, Ger- war», lacht sie. Als sie dann im vormanistik und Philosophie zu studie- letzten Jahr des Gymnasiums keiren. Bis sie jedoch auf diese Studi- nen Biologieunterricht mehr hatte, enrichtung kam, gingen ihr einige merkte sie aber, dass er ihr gar nicht andere Ideen durch den Kopf. «Ich fehlte. «Ich hatte jedoch Philosophie wollte immer wieder etwas anderes als Ergänzungsfach, was mir sehr gestudieren. Zuerst Biologie, dann fiel. Auch der Deutschprojekt-Kurs Medizin oder Germanistik und so- hat mich fasziniert.» So kam Anigar die ZhdK (Zürcher Hochschule na schliesslich doch noch zu ihrer optimalen Studienrichtung. «Zwei der Künste) kam in Frage.» Aninas Vater ist Gärtner und er- Tage, bevor ich mich einschreiben klärte ihr früher auf Streiftouren musste, war für mich klar, dass ich durch den Wald die grossen Zu- Germanistik und Philosophie stu- Gossauer Info 111/Dezember 2012 dieren werde.» Nebst dem Studium arbeitet Anina in einem Supermarkt an der Kasse. «Ich hätte nie gedacht, dass ich mal so einen Job haben werde», schmunzelt Anina. Da sie sich aber gut vorstellen kann, noch während des Studiums auszuziehen, möchte sich die Studentin ihr Geld selbst verdienen. «Im Moment läuft es ganz gut mit dem Studium und der Arbeit nebenbei», meint sie zuversichtlich. Ob sich Anina erwachsener fühlt, seit sie studiert, kann sie nicht recht sagen. «Man hat aber mehr Freiheiten, kann jetzt vieles selber entscheiden, was vorher von Lehrern vorgegeben wurde. Das ist schon toll», beschreibt sie ihre Ansichten gegenüber dem Erwachsenwerden. Auch ihr Freundeskreis hat sich verändert, seit sie an der Uni ist. Viele ihrer Schulkollegen sind jetzt im Zwischenjahr, machen Auslandaufenthalte oder Praktika. «Die sehe ich leider nicht mehr so oft. Dafür freue ich mich aber auch, neue Leute an der Uni kennenzulernen.» Wie es für die 19-Jährige nach dem Studium weitergeht, weiss sie noch nicht so genau. «Vielleicht werde ich Deutschlehrerin oder gehe in Richtung PR und Werbung.» Zum Glück hat sie ja auch für diese Entscheidung noch ein paar Jahre Zeit. 15 THEMA WICHTIGE MOMENTE Verliebt, verlobt, verheiratet… Auch wenn mittlerweile beinahe jede zweite Ehe geschieden wird, so freut sich doch jedes Brautpaar an seinem grossen Tag sehr und glaubt ganz zuversichtlich, zu jenen Glücklichen zu gehören, deren Verbindung die Stürme der Zeit und des Zusammenlebens übersteht. Ob gewisse Voraussetzungen die Chancen dafür erhöhen? Vielleicht gibt der folgende Artikel einige Hinweise dazu. Text: Geneviève Bichsel, Bilder: zvg Schon kleine Kinder spielen Braut und Bräutigam, in der Werbung finden Hochzeiten statt, im Film wird vor dem Traualtar Einspruch erhoben, in Ohnmacht gefallen, die Flucht ergriffen, geweint. Heiratet der Hochadel, bringen stundenlange Liveübertragungen hohe Einschaltquoten, und manch eine Zuschauerin (es sind nun mal meistens Frauen…) sitzt verträumt vor dem Fernsehgerät und schluckt ergriffen beim Anblick der schönen Braut und des selig lächelnden Bräutigams. Solch eine Heirat, ein Hochzeitsfest, bringt uns zum Träumen. Da haben sich zwei gefunden, wollen ihr Leben zusammen teilen, versprechen sich Liebe und Treue, wollen ihr Bestes geben, damit diese Beziehung eine möglichst lange Zukunft hat. Wenn das nicht an unser Innerstes rührt und Sehnsüchte weckt? Und alles wunderschön verpackt und voller zarter Leichtigkeit. Die entsprechenden Journale sind voll von diesen Träumen aus Organza, Seide, Spitze, Voile und Tüll. Wedding-Planer ist ein Beruf mit Zukunft, die Angebote rund um die Hochzeit boomen, von der Hochzeitstorte über die Hochzeitssuite bis zum Flitterwochenangebot ist alles individuell, aber nicht preisgünstig, zu haben. Es soll ein rauschendes Fest werden, es darf etwas kosten, ist es doch als etwas Einmaliges gedacht! 16 Es ist immer noch ein ganz besonderes Ereignis, wenn zwei Menschen sich entschliessen, aus einem Paar ein Ehepaar zu werden. Früher gab es zwingende gesellschaftliche und religiöse Gründe dafür. Noch in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts kannte die Mehrheit der Kantone – vor allem in der Deutschschweiz – Konkubinatsverbote. Das letzte, im Wallis, wurde 1995 aufgehoben, im Kanton Zürich 1972. Um zusammenleben zu können, musste zwangsläufig geheiratet werden. Alle gesellschaftlichen und gesetzlichen Hürden sind aber nicht überall und vollständig aus dem Weg geräumt. Erschütternde Beispiele, welche Auswüchse der Stellenwert gebrochener Versprechen, verletzter Ehre und Ausbruchsversuche im Kontext von Heirat und Ehe haben können, gibt es mehr als genug. Gabriela und Karem Als Gabriela Mäder aus Gossau 2007 während ihrer Arbeit beim Aufbau eines Kinder- und Jugendzentrums in Thailand Kasem Roengsamut, genannt Karem, kennen und lieben lernte, ahnte sie vielleicht, dass ihre Liebe einige nicht zuletzt auch behördliche Hindernisse zu überwinden hätte. Ganz einfach war dies alles nicht. Bereits nach einem Monat waren sich die beiden sicher, dass aus ihrer Liebesgeschichte eine Dominique und Michel an ihrem Hochzeitstag Lebensgeschichte werden sollte. Ein Jahr später sollte dann innerhalb von 6 Wochen alles organisiert und eine Thai-Hochzeit auf der Insel KoYao vorbereitet werden. Der zukünftige Ehemann musste nicht nur während zweier Tage alle Tischbeine für die Tische der 700 Hochzeitsgäste im Dschungel aus Baumbusholz schlagen (als Beweis, mit seiner männlichen Kraft eine Familie durchbringen zu können), es mussten auch 250 Kilogramm Büffelfleisch und riesige Mengen an Gemüse, Fisch, Hühnerfleisch, Reis und Ananas gerüstet, geschnetzelt und gekocht, das Brautzimmer und das Hochzeitshäuschen mit reich besticktem Stoff geschmückt werden. All dies war ja noch vergleichsweise einfach. Viel schwieriger für eine europäisch geprägte, junge Frau und ihre Familie war wohl die Vorstellung, einen, zwar Gossauer Info 111/Dezember 2012 THEMA WICHTIGE MOMENTE g im September 2012. Bild: André Herger symbolischen, Brautpreis festlegen zu müssen und auch, den genauen Tag der Hochzeit durch den Imam bestimmen zu lassen. Gemäss Imam sollte der 18. Februar 2008 für die religiöse Feier, die Nikha, ein besonders Glück verheissender Tag sein. Gabriela musste auch, um richtig verheiratet werden zu können, zum Islam übertreten, einem Islam, der auf KoYao nicht mit einem funda- mentalistischen Islam gleichgesetzt werden kann. So wartete Gabriela schliesslich, bedeckt mit einem straff sitzenden Kopftuch, voller Sorge, ob sie damit genügend hören würde, auf den grossen Moment. Doch sie konnte den Imam gut hören, verstehen allerdings nicht, und sprach ihr Eheversprechen auf Arabisch. Erst am nächsten Tag fand die Walima, die eigentliche Hochzeitsparty statt. Geschmückt und zurechtgemacht wie eine westliche Braut, wartete sie am Mor- Das Brautpaar Gabriela und Karem – und mit ihrem Sohn Rayan. Gossauer Info 111/Dezember 2012 gen im Brautzimmer, wo sie allein die Nacht verbracht hatte, auf den Bräutigam, der sie mit seinen Freunden und dem Imam aufsuchte. Alle sangen, nicht unbedingt schön, aber voller Inbrunst. Es wurde gebetet, es wurden dreimal die Köpfe zusammen gestossen, der Ring übergestreift und dann durfte gratuliert werden. Bei 700 Gästen dauerte das den ganzen Tag. Da war die Zivilhochzeit in der Schweiz am 5. September 2008 und das Fest im Tipizelt in Gossau ein Klacks dagegen. Gabriela und Karem haben ihren Entschluss zur Heirat, den sie aus tiefster Überzeugung und voller Liebe getroffen haben, nie bereut. Sie begegnen sich voller Offenheit, Toleranz und Respekt. Am 5. Juli 2010 hat die Geburt ihres Sohnes Rayan ihr Glück noch vertieft und perfekt gemacht. Die Familie lebt abwechslungsweise in Thailand und der Schweiz. Dominique Bichsel Für Dominique Bichsel, aufgewachsen in Gossau, und Michel Ballistreri wäre so eine Zeremonie und diese Art, sich zu einer Hochzeit zu entschliessen, wohl kaum vorstellbar gewesen. Sie kannten sich schon zehn Jahre, hatten drei Jahre zusammen gelebt, hatten schon vieles miteinander erlebt, Trauriges und ganz viel Schönes geteilt und wollten in ihrer Beziehung einen Schritt weitergehen. Erst seit Kurzem sind sie verheiratet und spüren nun doch diese neue Tiefe und Verbindlichkeit, nach der sie gesucht haben. Noch sorgsamer möchten sie miteinander umgehen, um ihrer Liebe Zukunft zu geben. Sie haben geheiratet als Entscheidung fürei- 17 Spanischunterricht in Gossau Provy Meyer-Guerrero Teléfono 044 935 31 06 [email protected] www.quisqueya.ch T• E • X • T• • I• D Desktop • Grafik • Web-Design • Verlag • Druck Der ideale Partner für Ihren neuen Auftritt! Textaid DTP, Buch- und Kunstverlag • Gewerbestrasse 18 • CH-8132 Egg bei Zürich Telefon 044 986 10 00 • Fax 044 986 10 01 • E-Mail: [email protected] • www.textaid.ch 18 Gossauer Info 111/Dezember 2012 THEMA WICHTIGE MOMENTE ganisation das Zivilstandsamt nach Wetzikon verlegt wurde. War zu Beginn seiner Amtszeit die Zivilhochzeit nur die gesetzliche Voraussetzung für eine kirchliche Hochzeit, so ersetzt diese heute oft die kirchliche Feier und wird dadurch festlicher. Er hat viele Brautpaare vor sich gesehen, oft aufgeregt aber voller Vorfreude und Glück. Er hat sich mit ihnen gefreut, wenn er das Knistern gespürt und mit ihnen in ge Menschen diese Ehe eingehen, dass sie zwar Kompromisse eingehen, aber nichts aufgeben müssen, was ihnen bis anhin wichtig und kostbar war. So können nach neuer Gesetzesregelung in Zukunft auch beide Ehepartner ihre Namen ganz eigenständig behalten. Nicht nur im Namensrecht zeigen sich die Veränderungen unserer Gesellschaft. War früher die Ehe auch eine Absicherung mit entsprechend einhergehender Abhängigkeit, schafft das heutige Eherecht bessere Voraussetzungen für eine partnerschaftliche Ehe, auch wenn ein entsprechendes Steuergesetz noch etwas auf sich warten lässt! den 7. Himmel geschaut hat, war beeindruckt von der Offenheit und Ernsthaftigkeit auch ganz junger Brautpaare. Für ihn gibt es kein Rezept, wie Scheidungen vermieden werden können, aber ein Brautpaar, das sich gut kennt, dem auch die gegenseitigen Schwächen nicht verborgen geblieben sind, das stimmt ihn zuversichtlich. Nichts überstürzen wäre sein Rat, doch da kommt ihm gleich jenes Brautpaar in den Sinn, welches sich nach 20-jähriger Beziehung mit einer Traumhochzeit das Ja-Wort gab und dessen Ehe kurze Zeit später in die Brüche ging. Da lag er mit seiner Intuition ganz falsch. Skeptisch war er, wenn ein Paar sich kaum verständigen konnte, doch waren die gesetzlichen Voraussetzungen erfüllt, waren ihm die Hände gebunden. Heute wird da genauer hingeschaut, um Scheinehen zu verhindern. Gabriela und Karem könnten ein Lied davon singen. Sechs Monate dauerte es, bis Karem nach der Hochzeit in Thailand ein Visum erhielt und in die Schweiz einreisen durfte. Markus Widmer Bild: André Herger nander, um ihrer Liebe auch nach aussen einen zusätzlichen Ausdruck zu geben, ohne Druck von Familie oder Religion. Ganz klassisch haben sie geheiratet, feierlich in der Kirche, anschliessend mit einem rauschenden, fröhlichen Fest voller Musik und Tanz, an dem alle teilhaben sollten, die ihr Leben begleiten. Wichtig war es Dominique und Michel, ihre ganz eigene Identität zu bewahren, dass sie beide als ganz eigenständi- Martin Trafelet Martin Trafelet war 19 Jahre lang Zivilstandsbeamter in Gossau, bevor 2003 im Rahmen einer Reor- Gossauer Info 111/Dezember 2012 Auch Markus Widmer, Gemeindeleiter der Kath. Pfarrei in Gossau, führt immer wieder Traugespräche. Aber diese sind im Verlaufe der Zeit weniger geworden. Wie Martin Trafelet stellt auch er fest, dass die Ziviltrauung der kirchlichen Trauung den Rang abläuft und diese weniger oft gewünscht wird. Es ist, für ihn erfreulicherweise, kaum noch so, dass Paare in der Kirche heiraten möchten, um den Ansprüchen einer Familientradition zu genügen oder um zu einem festlicheren Rahmen und rauschenden Orgelklängen zu kommen. Die Paare, welche bei ihm vorsprechen, möchten ganz bewusst eine religiöse Trauung, wünschen sich Gottes Segen und seinen Zuspruch. Sie nehmen in Kauf, dass ihnen die Kirche einige sehr persönliche Fragen stellt. Nicht nur die Unauflöslichkeit der Ehe, die umfassende Gemeinschaft und Treue sind ein Thema, auch die Bereitschaft, Kinder zu haben, wird erfragt und ist ein Kriterium. Markus Widmer erfüllen diese Gespräche mit Zuversicht, wenn er ein Brautpaar als ausgewogen und im besten Sinn als gleichberechtigt erlebt, wenn er spürt, dass beide auf Gott als Dritten im Bund vertrauen und dieser über den Festtag hinaus für die Beiden von Bedeutung sein wird. Soll die Kirche aber eher Ort von Ritual und Festlichkeit sein, überweist er das Paar lieber an frei schaffende Theologen oder Ritualbegleiter, welche der Trauung auf andere Weise Tiefe und Feierlichkeit geben können. 19 LADENBAU GASTROBAU EMPFANGSANLAGEN KÜCHEN BÄDER SCHRÄNKE / TÜREN WEINKLIMASCHRÄNKE VITRINEN PENDT AG INDUSTRIESTRASSE 5 CH-8625 GOSSAU ZH TEL ++41 44 936 51 00 FAX ++41 44 936 51 71 WWW.PENDT.CH [email protected] Willkommen bei der Zürcher Kantonalbank in Gossau. www.zkb.ch 20 Wirtschaft fördern Steuern gerecht erheben und nicht: Wer hat, dem wird gegeben Gossauer Info 111/Dezember 2012 THEMA WICHTIGE MOMENTE Sein ganz persönliches Highlight hat seinen Anfang vor 25 Jahren genommen. Es war seine allererste Traupredigt und dieses Jahr ist er zur silbernen Hochzeit eingeladen. Ina und Fritz Rohrer 25 Jahre sind ja schon ein ganz schönes Stück Weg. Ina und Fritz Rohrer gehen ihren Weg nun schon seit 50 Jahren gemeinsam. Kennengelernt haben sie sich in Lausanne. Sie, die junge, unabhängige Frau aus Ostdeutschland, welche bereits in England, Spanien und Frankreich gearbeitet und nun als Sekretärin in einem amerikanischen Konzern eine verantwortungsvolle Stelle inne hatte, eine junge Frau mit einer traumatischen Vergangenheit in der DDR, die den Zwängen und Einschränkungen ihrer Heimat getrotzt und voller Lebenskraft und Energie im Westen eine neue Existenz aufgebaut hatte. Er, der junge Pfarrerssohn, aus behüteten Verhältnissen, ein Theologiestudent mit seinen Fragen und Zweifeln. Sie treffen sich bei einer christlichen Studentenarbeit, kommen sich näher, verlieben sich und heiraten am 29. September 1962 in Arbon. Gegensätze ziehen sich bekanntlich an, aber unterschiedliche Temperamente können auch eine echte Herausforderung sein. Bei Ina und Fritz Rohrer ist es genau so. Wie haben sie es trotzdem geschafft? Wichtig war es, sich über die erste Verliebtheit hinaus als gesamte Person zu schätzen. Verliebt sein verhindert diese Gesamtannahme geradezu. Zu wissen, der geliebte Mensch hat Schwächen, unangenehme Seiten, welche auch zu ihm gehören. Seiten, die Konflikte hervorrufen. Dies aber nicht nur anneh- Ina und Fritz Rohrer (1962) men, sondern zu beobachten, was dabei geschieht und immer wieder darüber reden. Sich aber auch nicht scheuen, Hilfe zu suchen. Mit Menschen reden, professionelle Hilfe annehmen, sich auseinandersetzen, offen sein und sich nicht schämen, Konflikte anzusprechen. Und nicht zuletzt Gott ins Boot holen, als Hilfe, Unterstützung, als der, welcher vergibt und darin Wege aufzeigt. Nicht immer ganz einfach als Personen des öffentlichen Lebens, als Pfarrerehepaar. Fritz Rohrer war seit 1979 Pfarrer in Gossau, bis er sich im Sommer 1993 frühpensionieren liess. Doch Fritz und Ina Rohrer halten nichts vom mehr Scheinen als Sein. Sie haben durch genaues Hinschauen ihre Liebe vertieft, ihre Ehe erhalten. Sie haben auch in der Zeit tiefster Trauer, wo Sprechen kaum mehr möglich ist, den Tod ihres Sohnes gemeinsam getragen. Sie halten wenig vom Begriff Lebensabschnittpartner, wenn Liebe doch Zeit braucht, wenn Liebe sich verändern darf, wenn Liebe wachsen und sich entwickeln soll. Liebe braucht Zeit, manchmal ist sie ganz plötzlich und überwältigend da. Vom ersten Verliebtsein bis zur tragfähigen Liebe, von der Hochzeit bis zum Jubiläum, vom siebten Himmel zum Himmel auf Erden, von der rosaroten Brille zum liebevollen, manchmal mühsamen Blick auch auf die Schwächen ist es ein anspruchsvoller Weg, der langen Atem braucht, auf dem man stolpern darf und der hoffentlich zu einem glücklichen Ziel führt. Und so soll es sein, nicht märchenhaft, aber wie im Märchen. «Und sie lebten glücklich und zufrieden, und wenn sie … » Ueli Brauchli AG Bauspenglerei • Spenglerarbeiten • Blitzschutzanlagen • Flachbedachungen • Fensterbänke Rebhaldenstrasse 22, 8625 Gossau ZH, Tel. 044 935 43 43 Fax 044 935 38 48, [email protected] Gossauer Info 111/Dezember 2012 21 THEMA WICHTIGE MOMENTE Grosseltern werden… Susanne und Hansjürg Bölsterli aus Gossau sind zum ersten Mal Grosseltern geworden und geniessen das Zusammensein mit ihrem kleinen Enkelsohn Tim in vollen Zügen. Eine neue Erfahrung, die man allen wünscht, denn es ist etwas anderes als bei den eigenen Kindern, meinen die beiden unisono. Text: Rita Gröbli; Bilder: zvg Am 2. Juli 2012, 11.31 Uhr, war es so weit: Das erste Enkelkind von Susanne und Hansjürg Bölsterli erblickte das Licht der Welt im Spital Zollikerberg – sechs Wochen vor dem Geburtstermin. Zwei Wochen musste Tim danach noch im «Wellnesshotel» verbringen, um zu Kräften zu kommen, bevor ihn seine Eltern Sandra und Chris nach Hause holen durften. Wie haben Sie diesen Moment erlebt, zum ersten Mal das Enkelkind im Arm zu halten? Susanne Bölsterli: Es war ein unbeschreibliches Gefühl. Glück, Freude, Dankbarkeit, dass Tim alles gut überstanden hat – all diese Emotionen trieben uns beiden die Tränen in die Augen. Hansjürg Bölsterli: An diesem 22. Juli hatten wir eine Grillrunde mit unserer ganzen Familie geplant, Sandra und Chris kamen direkt vom Spitalbesuch und überraschten uns mit Tim, den sie an diesem Tag nach Hause nehmen durften. Endlich beschränkte sich das Sehen nicht mehr nur auf die Besuche im Krankenhaus, jetzt hatten wir ihn bei uns in der Familie. Was hat sich für Sie geändert? Wir können jetzt nachvollziehen, wenn unsere Bekannten sagten, wartet nur ab, bis ihr auch Grosseltern werdet, es ist einfach anders, als bei den eigenen Kindern… …was ist denn anders? Susanne Bölsterli: Es ist eine unbe- 22 Die glücklichen Grosseltern Susanne und Hansjürg Bölsterli mit Tim. schreibliche Freude und ein tiefes Gefühl von Dankbarkeit, dass man dieses Glück erleben darf in seinem Leben. Ein Enkelkind löst mit seiner blossen Existenz Gefühle aus, die ich nie für möglich gehalten hätte. Eine Erfahrung, die ich jedem wünsche. Hansjürg Bölsterli: Ja, ich geniesse es auch sehr, aber ich finde die Verantwortung wiegt viel schwerer. Man ist irgendwie ängstlicher als bei den eigenen Kindern. Jetzt ist Tim ja noch klein, aber ich kann mir vorstellen, wenn er dann voller Tatendrang ist, nimmt das vielleicht noch zu. Jetzt sind die vielen Momente mit Tim sehr intensiv und beruhigend. Mit Sein Lächeln verzaubert die Grosseltern täglich aufs Neue. Tim in den Armen vergessen wir den Alltagsstress und geniessen das «Grosselternsein» immens. Sein Gossauer Info 111/Dezember 2012 THEMA WICHTIGE MOMENTE Lächeln verzaubert uns täglich aufs Neue, und wir freuen uns, Tim als Grosseltern auch in Zukunft zu verwöhnen. Die Rolle von Grosseltern hat sich in den letzten Jahren verändert, haben Sie sich speziell vorbereitet? Susanne Bölsterli: Ich habe kein einziges Buch über die Rolle einer Grossmutter gelesen, wenn Sie das meinen. Ich glaube, es ist wichtig, dass die Kinder spüren, dass sie geliebt und ernst genommen werden. Da Sandra und Chris in Gossau wohnen, sind wir in der glücklichen Lage, unser Enkelkind oft zu sehen. Wir erleben alle kleinen Fortschritte in seiner Entwicklung mit grosser Freude und geniessen die vielen schönen Momente mit ihm – und das hoffentlich noch viele Jahre. Hansjürg Bölsterli: Früher haben sich die Grossväter nicht so sehr um ihre Enkelkinder gekümmert. Heute ist das anders, zum Glück. Man nimmt sich Zeit und hat auch die materiellen Möglichkeiten, etwas zu unternehmen, was unsere Grosseltern vielleicht weniger hatten. Sandras Zwillingsschwestern sind ebenfalls überglücklich und geniessen ihre Rolle als Tante und Gotti. Wir wünschen der ganzen Familie viel, viel Freude. Einige europäische Länder sowie die Vereinigten Staaten und Kanada haben einen Tag zu Ehren der Grosseltern eingeführt, um deren zentrale Rolle in Familie und Gesellschaft zu feiern. In Italien wird der Grosselterntag seit 2005 am 2. Oktober gefeiert. In Frankreich dagegen fällt der Grossmuttertag seit 1997 auf den ersten Sonntag im März und der Grossvatertag seit 2008 auf den ersten Sonntag im Oktober. In der Schweiz gibt es noch keinen offiziellen Grosselterntag. …und glückliche Grosseltern sein Helene und Robert Reiser geniessen ihre drei Enkelkinder sehr, verbringen viel Zeit mit ihnen und freuen sich an ihren Fortschritten. Weil sie selber als Kinder keine Grosseltern hatten, wollen sie ihnen vor allem viele schöne Erinnerungen schenken. Text: Helene Reiser; Bilder: zvg Wir haben drei Enkelkinder: Jan ist in der erste Oberstufe, Lea geht in die vierte und Anja besucht die erste Klasse. Wir schätzen uns glücklich, dass wir ebenfalls im Grüt wohnen und im Notfall schnell einspringen könnten. Jan durfte mit drei Monaten mit seinen Eltern für anderthalb Jahre in die USA ausreisen. Wir vermissten den Kleinen mit seinen Eltern, und doch verkürzte sich die Zeit als wir sie drei Wochen in den USA besuchen konnten. Kürzere Ausflüge in der nahen Umgebung genossen die Kinder sehr. Mit dem Velo im Kindersitzli um den Lützelsee war ein Erlebnis – mit einem Picknick unterwegs. Helene Reiser mit Enkelin Anja. Gossauer Info 111/Dezember 2012 23 24 Gossauer Info 111/Dezember 2012 THEMA WICHTIGE MOMENTE Eine Schifffahrt auf dem Zürichsee oder mit der Bahn auf den Üetliberg, herrlich die Aussicht auf dem Turm. Während der Sommerferien planen wir meistens eine Tagestour in die Berge, wenn möglich an einen See, wo man am Ufer brätlen und baden kann. Unsere Enkelkinder sind zum Glück nicht verwöhnt und geniessen eine Zug- oder Postautofahrt. Auch ein Ausflug in den Zoo und auf den Flughafen ist immer ein Volltreffer. Von Anfang an habe ich zwei Bastelkisten mit Scheren, Leim, Farb- und Filzstiften sowie ein Stapel Papier parat gemacht. Was da alles gebastelt und geleimt wurde, richtige Kunstwerke. Zum Glück haben wir eine Tür, die sich bestens eignet, um all die Kunstwerke aufzuhängen. Da ich an einem Vormittag in der Handarbeit als Seniorenhilfe tätig bin, und zu Hause viel stricke, wollten sie natürlich auch schon sehr früh stricken und häckeln lernen. Es war ihr Wunsch, und mir war es natürlich wichtig, mir die Zeit zu nehmen, hinzusitzen, vorzuzeigen und auszuprobieren. Viele kleine Strick- und Häkelarbeiten entstehen, und die Freude ist rie- Ausflüge in die Natur gefallen Enkelkindern und Grosseltern. sengross. Ich staune immer wieder über die Ausdauer, die die Kinder entwickeln. Im November naht langsam die Guetslizeit. Die Kinder geniessen es dann, mit uns zu Mittag zu essen und am Nachmittag mit anzupacken beim Auswallen, Ausstechen, Backen und natürlich beim Garnieren der Guetsli, das jeweils das schönste ist. Jedes Kind geniesst den Nachmittag für sich allein und wir natürlich auch. Vielmals wollen sie auch wissen, wie es war, als wir klein waren. Wir erzählen ihnen, was wir damals vor 40 Jahren erlebten, und es ist für uns alle spannend, da es damals ja sehr anders war und auf einem Bauernhof sowieso. In der Küche mithelfen beim Kochen, das ist auch immer lustig. Salatsauce zubereiten, gut rühren und immer wieder probieren, Salat waschen und natürlich Omeletten backen. Wir als Grosseltern geniessen diese Zeit mit unseren drei Enkeln ganz besonders, hatten wir beide doch als Kind keine Grosseltern. Lustig wirds auch, wenn eines der Kinder bei uns übernachten darf: Geschichten vorlesen, Spiele machen und vieles mehr. Am Morgen schnell zu uns ins Bett schlüpfen, lachen und das Zusammensein geniessen. Herrliche Momente, die nicht wiederkommen. Es ist wunderschön, Enkelkinder zu haben, zu sehen wie sie aufwachsen, wie sie Fortschritte machen und vor allem, wie sie Vertrauen haben zu uns und vieles erzählen, sei es von der Schule und was sie sonst noch auf dem Herzen haben oder sie sonst bewegt. Helene Reiser mit Jan an seinem 10. Geburtstag. Gossauer Info 111/Dezember 2012 25 THEMA WICHTIGE MOMENTE Otto und Bianca Bill (links) sowie sein Bruder und Schwägerin 2011 auf einer selbst angefertigen Collage von Paris. Frühzeitig pensioniert, um frei zu sein Es war immer Otto Bills Wunsch, mit 63 Jahren aus dem Erwerbsleben auszuscheiden, um seine Pensionierung in vollen Zügen zu geniessen. Die ausgezeichnete Pensionskasse der Zellweger Luwa AG liess dies auch zu, ohne dass er allzu grosse finanzielle Einbussen in Kauf nehmen musste. Text: Rita Gröbli, Bilder: Otto Bill Bereut hat Otto Bill seinen Entschluss noch keinen Tag, so gerne er auch gearbeitet hat. Bis zu seiner Pensionierung arbeitete er bei Zellweger Uster, zuerst als Instruktor, wobei er die letzten fünf Jahre die Gesamtleitung für alle Berufe der Lehrwerkstatt übernahm. Auf die Frage, wie viele Lehrlinge er denn in diesen 35 Jahren während der Ausbildung begleitet hat, lacht er: «Es müssen weit über Tausend gewesen sein. Es ist etwas Schönes, mit Jugendlichen zu arbeiten, 26 mitzuerleben, wie sie sich beruf- Als erstes Reiselust gestillt lich weiterentwickeln und auch Kurz nach seiner Pensionierung menschlich verändern in dieser reiste Otto Bill mit seinem Bruder Zeit zwischen 16 und 20 Jahren.» und zwei Kollegen nach SüdameZufälligerweise wurde zum Ter- rika und verbrachte fünf Wochen min seiner Pensionierung im Jahre in Mexiko und Kolumbien. Sie 2005 die Lehrwerkstatt von Uster besuchten verschiedene Projekte Technologies AG verkauft – sie der Organisation für Strassenkinwurde und wird auch heute noch der APIA (siehe Kästchen), die er als AZO (Ausbildungszentrum seit vielen Jahren unterstützt. ZwiZürcher Oberland) weitergeführt. schendurch unternimmt er kleinere Für Otto Bill war es gerade der Reisen ins Rioja-Gebiet in Spanien, richtige Zeitpunkt, um frei zu sein nach Paris, Hamburg, Venedig und jedes Jahr in seine zweite Heimat, für sein «neues» Leben. Gossauer Info 111/Dezember 2012 THEMA WICHTIGE MOMENTE Apulien. Vor vielen Jahren hat er sich in Lecce nicht nur in seine Frau Bianca verliebt, sondern auch in die wunderbare Gegend von Apulien. Seit er pensioniert ist, verbringen sie jeweils drei Monate im eigenen Haus am Meer. Hier radelt er mit seinen italienischen Kollegen frühmorgens auf Velowegen durch Olivenhaine auf seinem HermannGretener-Velo, das er von Gossau mitgebracht hat. Bei einem Halt in einer Bar wird ein starker italienischer Caffè getrunken, über Gott und die Welt philosophiert oder über Politik geredet, was ab und zu zu hitzigen Diskussionen führt. Aber die Gemüter sind schnell wieder beruhigt, und man geniesst die Freundschaft. Viele freiwillige Aktivitäten Nach seiner Pensionierung haben sich die Bills in Gossau eine Eigentumswohnung gekauft. «Wir haben es genossen, genügend Zeit und Musse zu haben, Plättli und neue Möbel auszusuchen. Auch die Züglete ging ohne Stress über die Bühne.» Für seine Zwillingstöchter Sonja und Barbara, die seit einigen Jahren ein grosses Coiffeurgeschäft in Uster betreiben, erledigt er die Otto Bill beim Kochen und beim Velofahren (gelbes Trikot) in Lecce. Buchhaltung mit dem Lohnwesen. schätzen es, wenn «Otto» mit ihDie beiden Töchter sind entlastet, nen tschuttet, oder sonst was unterund ihm macht es Spass, auch noch nimmt. etwas mit dem «Kopf zu machen». «Freunde sind gestorben oder wurZudem engagiert er sich bei der den krank, da wird einem ganz Spitex beim Mahlzeitendienst, stellt stark bewusst, wie gut man es hat. am Computer Fotobücher zusam- Man muss das Leben bewusst gemen, hat das Kochen entdeckt und niessen, nicht nur wenn man pennimmt an Seniorenkochkursen teil. sioniert ist.» Seine Tage sind immer ausgefüllt, Wer ist apia? noch nie war es ihm langweilig – apia unterstützt lokale Organisationen und keine Stunde. Wenn jemand Hilfe Selbsthilfegruppen in Ecuador, Kolumbien, braucht, ist er immer zu haben. Mal Mexiko und Peru. bis spät in die Nacht fernzusehen • apia ist seit 1990 als unabhängiger, geohne an den Morgen zu denken, meinnütziger Verein aktiv. findet Otto Bill auch ganz toll. • apia finanziert nachhaltige Projekte mit In der neuen Überbauung pflegen langfristigen Perspektiven. sie ein gutes Verhältnis zu den • apia unterstützt und fördert InitiativenNachbarn, im Sommer wird grilzugunsten von Strassenkindern und behinliert oder zum gemütlichen Apéro derten Kindern aus Armenvierteln. • apia-Partnerorganisationen arbeiten in geladen. Enkelkinder haben sie den Bereichen Vorbeugung, Direkthilfe und keine, doch die Nachbarskinder Familie Bill, v.l.n.r.: Barbara, Bianca, Otto und Sonja. Gossauer Info 111/Dezember 2012 Ausbildung in Ecuador, Kolumbien, Mexiko und Peru. • Jedes Land hat einen Projektverantwortlichen im ehrenamtlich tätigen Vorstand, der regelmässigen Kontakt zu den Partnerorganisationen pflegt. In den laufenden Projekten erhalten über 2000 Kinder und Jugendliche Unterstützung und Ausbildung. Zusätzlich profitieren von Gesundheitsförderungsprojekten rund 800 Familien, und 145 Personen sind Kleinkreditnehmer. Der Verein zählt 275 Mitglieder. Rund 50 Patinnen und Paten unterstützen die Projekte. Leitlinien, Statuten und das Organigramm können unter www.apia.ch angeschaut werden. 27 Der neue MOKKA SETZT ZEICHEN. KEINE GRENZEN. Auffallend anders. 28 Gossauer Info 111/Dezember 2012