Wichtige Momente - gossauer-info

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Wichtige Momente - gossauer-info
EDITORIAL
Gossauer Info
26. Jahrgang
Nr. 111 – Dezember 2012
Impressum
Herausgeberin
Verlag Gossauer Info
Redaktion
rg Rita Gröbli (Leitung)
kh Karin Herrmann
gb Geneviève Bichsel
sd Susanna Diener
dc Daniela Clerici
Korrespondenzadresse
Verlag Gossauer Info
Gewerbestrasse 18, 8132 Egg
Tel. 044 986 10 00, Fax 044 986 10 01
E-Mail: [email protected]
www.gossauerinfo.ch
Konzept, Herstellung, Inserate
Textaid Buch- und Kunstverlag
Verlag Gossauer Info
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Tel. 044 986 10 00, Fax 044 986 10 01
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Druck
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Auflage
5000 Ex. Wird gratis an alle
Haushaltungen in der Gemeinde
Gossau ZH verteilt
Liebe Leserin, lieber Leser
In dieser letzten Ausgabe des Jahres 2012 schlagen wir mit unserem
Hauptthema «Wichtige Momente» einen Bogen – einen Lebensbogen
– von der Geburt zum ersten Schultag, zur ersten Wohnung, zum Studienanfang, weiter zur Heirat, zum Gross-elternsein bis zur Pensionierung. Alles Abschnitte in einem Leben, die prägend sind. Wir danken
allen, die uns an ihren persönlichen Erfahrungen haben teilnehmen
lassen.
Die Gemeinde Gossau präsentiert das Budget 2013, berichtet über
die Ablösung des Vormundschaftsrechtes durch den Kindes- und Erwachsenenschutz, weiter über die Verbesserungen für Fussgänger und
den Verkehr an der Heusbergstrasse in Bertschikon sowie die Sanierung des Dürstelerhauses in Ottikon. Ein Rückblick auf die gute Badisaison 2012 durch den neuen Bademeister Jürgen Richter und viele
interessante Informationen finden Sie unter der Rubrik «Gemeinde».
Das eindrückliche Porträt über Stefanie Dettling – Miss Handicap
2011/2012 – zeigt auf, dass Menschen mit Behinderung ihr Leben
meistern können und ihre Pläne und Zukunftswünsche verwirklichen
wollen. Sie ist der beste Beweis dafür.
Neuigkeiten erfahren Sie unter der Rubrik «News»: Da sticht nebst der
guten Kunde der VZO, dass ab Dezember 2013 Bertschikon viertelstündlich bedient wird, auch die Information des Kommandowechsel
bei der Feuerwehr Gossau ins Auge, die musikalischen Veranstaltungen und vieles mehr.
Das Jahr neigt sich wieder dem Ende zu. Wir möchten allen Leserinnen und Lesern für ihre Treue und für den freiwilligen Beitrag herzlich
danken. Es soll uns Ansporn sein, auch im neuen Jahr ein interessantes
und lesefreundliches «Gossauer Info» herauszubringen.
Für die kommenden Festtage unsere besten Wünsche.
Für das Redaktionsteam
Rita Gröbli
Konto für Spendenbeiträge
CH95 8147 1000 0048 4550 8
Nächste Nummer
Anfang März 2013
Redaktionsschluss: 30. Januar 2013
Titelbild
Robin, Colin und Vivienne Häsler
Bild: zvg
Für eingesandte Manuskripte und Fotos besteht bei Verlust keine Haftung
gegenüber dem «Gossauer Info». Für gewünschte Rücksendung legen Sie
bitte ein adressiertes und frankiertes Kuvert bei. Der Redaktion steht es frei,
Manuskripte teilweise zu kürzen, zu ändern oder zurückzuweisen. Nachdruck, ganz oder auszugsweise, ist gestattet, jedoch bitte mit Quellenangabe.
Gossauer Info 111/September 2012
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Gossauer Info 111/Dezember 2012
INHALTSVERZEICHNIS
Thema
Schule Gossau
S. 6
S. 7
S. 8
S. 11
S. 14
S. 15
S. 16
S. 22
S. 23
S. 26
S. 63
Die erste Woche an der Oberstufe Gossau
S. 65
Kinder setzen sich für Meeresschildkröten
ein
S. 67
Herbstplausch Gossau
S. 69
Plausch-Sporttag im Schulhaus Chapf
S. 71
Neue Schulverwaltung Gossau
Es ist wunderschön,
Mami und Papi zu sein!
Die Taufe
Erster Schultag – ein grosser Schritt –
nicht nur für die Kleinen…
Die erste eigene Wohnung
Mündigkeit bringt Rechte und Pflichten
Biologie, Kunst oder doch
lieber Germanistik?
Verliebt, verlobt, verheiratet …
Grosseltern werden…
…und glückliche Grosseltern sein
Frühzeitig pensioniert, um frei zu sein
Gemeinde
S. 29 Auf zu neuen Ufern
S. 32
Budget 2013 Politische Gemeinde
S. 35
Bisheriges Vormundschaftsrecht
wird abgelöst
S. 39
Verbesserung für Fussgänger
und Verkehr
S. 40
Sanierung Dürstelerhaus in Ottikon
S. 43
Rückblick auf die Saison 2012
S. 47
Eine Lehre bei der Gemeinde Gossau
S. 48
Lesetipps aus der Gemeindebibliothek
S. 49
Todesfälle in der Gemeinde
S. 50
Geburten von Gemeindeeinwohnern
S. 51Geburtstage
S. 53Ehejubiläen
S. 55
Eine zauberhafte
Jungbürger/innen-Feier
Kirchen
S. 57
S. 59
S. 59
S. 61
Gemeinsame Anlässe
Evang.-ref. Kirchgemeinde
Röm.-kath. Kirchgemeinde
Evang. Freikirche Chrischona
Gossauer Info 111/Dezember 2012
Sport
S. 73
Gossauer Skimeisterschaft 2013
Porträt
S. 75
Stefanie Dettling – Miss Handicap
2011/2012
Senioren
S. 79
S. 81
Seniorenrat Gossau ZH
Pro Senectute
News
S. 83
Freie Betreuungsplätze
in der Tageswohnung
S. 85
Samariterverein Gossau an
der Gewerbemesse
S. 86
Mehr Busse zwischen
Gossau–Bertschikon–Uster
S. 87
– Musikalisches russisches Wintermärchen
mit Igor Morosow
– Beethovens späte Quartette
mit dem Juillard Quartett
– Kolumne zu alltäglichen Rechtsfragen:
Drohung mit Suizid
S. 88
Kommandowechsel in der Feuerwehr Gossau
S. 91
Pfadi vis-à-vis feiert Jubiläum
S. 92
Weltreise – Sommerlager 2012
S. 93
Gossauer Wiehnachtsmärt 2012
S. 95Glückwunschinserate
S. 98
Vorschau: Integration – wie steht es damit
in Gossau
– Porträt: Heinz Ulrich – ein Macher
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THEMA
WICHTIGE MOMENTE
Es ist wunderschön, Mami und Papi zu sein!
Erst nach dem Geborenwerden können weitere wichtige Momente im Leben stattfinden.
Eine Geburt gehört aber auch für die glücklichen Eltern zu einem der wichtigsten Augenblicke im Leben. Nicole (34) und Patrick (36) Häsler, Mami und Papi von Robin (5), Colin
(2¾ ) und Vivienne (6 Monate) lassen diese Momente noch einmal Revue passieren.
Text: Karin Herrmann, Bilder: zvg
Nicole: Vor 16 Jahren haben wir uns
kennengelernt. Schnell war mir klar,
dass du meine grosse Liebe bist und
ich mit dir den Rest des Lebens verbringen möchte. Ich konnte mit dir
über alles reden, du sahst gut aus,
warst sportlich und hattest klare
Vorstellungen, wie du dein Leben
gestalten möchtest.
Patrick: Auch ich wusste, dass ich in
dir die Frau meines Lebens getroffen
hatte. Für dich wollte ich da sein, dir
Geborgenheit schenken und für eine
Familie sorgen.
Nicole: Damit wir nicht irgendwann
das Gefühl erleben, etwas verpasst
zu haben, planten wir erst unsere
Hochzeit, welche wir am 17. September 2005 mit unseren Familien
und Freunden feierten, und reisten
anschliessend sechs Wochen durch
Kanada. Nach diesen wunderschönen Erlebnissen war uns klar, dass
wir eine Familie gründen werden.
«Auf eine gemeinsame Familie!»
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Familie Häsler mit ihren drei Kindern und an ihrer
Hochzeit.
Am 23.8.2007 kam Robin zur Welt.
Die Entbindung dauerte lange. Es
waren schmerzhafte Stunden, und
ich war so glücklich, dass du während der ganzen Zeit an meiner Seite
geblieben bist. Als wir
unser kleines Wunder
im Arm halten durften, war unsere Freude
einfach nur noch unbeschreiblich.
Patrick: Erst hatte ich
mich während Robins
Geburt alles andere
als wohlgefühlt. Ein
anderer Vater meinte:
«Das ist das Schönste,
was man erleben kann,
nicht?» Nein, dieser Meinung war ich
nicht. Meine
Nicole so
leiden zu
sehen, ihr
nichts abnehmen
zu können, ich fühlte mich
echt hilflos. Ich wurde auch darauf vorbereitet, dass Frauen ihren
Partner während der Entbindung
Vorwürfe machen können und sie
manchmal wegschicken. Du hast
einfach meine Hand umklammert
und mich dabeihaben wollen. Als
ich die Nabelschnur durchschneiden durfte und Robin zum ersten
Mal im Arm hielt, war dies sicher
der schönste Moment in meinem
Leben.
Gossauer Info 111/Dezember 2012
THEMA
WICHTIGE MOMENTE
Nicole: Nachdem unser Colin, am
27.1.2010 in nur zwei Stunden, und
dadurch für mich noch schmerzhafter, auf die Welt gekommen war,
hatte ich mir gesagt, falls wir noch
ein drittes Kind bekommen, würde
ich, falls die Schmerzen wieder so
stark werden, mich zu einer PDA
entscheiden. Ich wollte diese, meine wahrscheinlich letzte Geburt,
bewusst wahrnehmen, und wenn
man so sagen kann, geniessen. Wir
hätten anhand des Verlaufes dieser
Schwangerschaft darauf gewettet,
dass nochmals ein Junge das Licht
der Welt erblicken würde. Weisst
du noch, wie wir es kaum glauben
konnten, als es ein Mädchen, unsere
Vivienne, war?
Zeit nehmen zum Elternsein
Seit letztem Jahr wohnen wir nun in
Gossau. Zuvor wohnten wir elf Jahre
in Grüt. Mit viel Glück und Hilfe unserer Eltern konnten wir eine schöne
4½-Zimmer-Wohnung mit Gartensitzplatz erwerben. Mit drei Kindern
eine genügend grosse Wohnung zu
einer bezahlbaren Miete zu finden,
ist heutzutage ein schieres Ding der
Unmöglichkeit.
Nicole: Ich habe mich entschieden,
voll und ganz Mami zu sein. Das
heisst, mit meinen Kindern den Tag
zu verbringen. Ohne einer Arbeit
nachzukommen und das verdiente
Geld sofort wieder in einen Krippenplatz zu investieren. Sobald sie
grösser, selbstständiger sind, und
unsere Eltern immer noch Lust haben, während kurzer Zeitspannen
meine Rolle zu übernehmen, werde
ich mich wieder in einem Job engagieren. Ab und zu vermisse ich den
Ausgang. Wenn wir uns mit Freunden zu einem feinen Essen treffen,
freue ich mich darauf und geniesse
den Abend. Genau so geniesse ich
aber auch die Zeit mit dir zu Hau-
Die Taufe
Die Geburt eines Kindes ist einer der bewegendsten und
ehrfürchtigsten Momente im Leben. Eltern werden offen
für Sinnfragen, und viele machen sich Gedanken darüber,
ihr Kind in der Taufe oder der Kindersegnung vor Gott zu
bringen.
Text und Bild: Johannes Huber, Pfarrer
Zur Zeit der ersten Christen wurden
sowohl Kinder, wie auch Erwachsene gleichberechtigt nebeneinander
getauft. Daher gibt es Eltern, die ihre
Kleinkinder taufen lassen. Andere
Eltern verzichten auf die Säuglingstaufe und entscheiden sich dafür,
ihr Kind in einem Gottesdienst besonders segnen zu lassen. Als Eltern
müssen wir immer wieder für unsere Kinder entscheiden – auch ein
Verzicht ist ein Entscheid. Da wir
Segnung und Taufe anbieten, suchen
Eltern manchmal das Gespräch mit
uns Pfarrern. Eine Segnung ist – im
Gegensatz zur Taufe – kein einmaliger Akt und bedeutet, einem Menschen den Schutz und Segen des
Schöpfers zuzusprechen.
Bei seinem Abschied gab Jesus den
Auftrag, auf den Namen des Vaters,
des Sohnes und des Heiligen Geistes zu taufen. In der Taufe wird der
Name unseres Erlösers Jesus Christus auf einen Menschen gelegt, und
er wird in den Bund mit Gott aufgenommen. Die bedingungslose Liebe
Gottes kommt in unserer Leistungsgesellschaft nirgends so stark zum
Ausdruck wie in der Taufe.
Da in der Bibel kein bestimmter
Taufzeitpunkt definiert ist, taufen
wir in der reformierten Kirche Gossau aus voller Überzeugung sowohl
Kinder wie auch Erwachsene.
Die Taufe ist auch nicht Voraussetzung für die Teilnahme am
kirchlichen Unterricht. Besondere
kirchliche Feiern, wie z.B. die Osternachtsfeier oder der Taufpraise
bieten die Gelegenheit zur Erwachsenentaufe oder zu einer Taufbestätigung.
se, inmitten Spielsachen, Kinderwagen und Wäschebergen. Ich bin
halt durch und durch Mami. Unser nächster Event ist übrigens gar
nicht mehr weit weg. Am 9. Dezember wird Pfarrer Christian Meier mit unserer Vivienne seine erste
Taufe in Gossau zelebrieren.
Patrick: Das war uns beiden immer klar. Wenn wir Kinder haben,
sind wir Eltern und haben Verantwortung. Als Robin kürzlich fragte:
«Wann hast du vermehrt Zeit für
mich?», ist mir klar geworden, dass
ich beginne, etwas zu verpassen.
Obwohl mir meine Arbeit Spass
macht, habe ich mir nun selbst
Grenzen gesetzt und mir bewusst
freie Zeit eingeräumt. Auch ich vermisse nichts, wir teilen unser Einkommen ein, und so bleibt immer
etwas übrig, damit man sich auch
mal einen etwas grösseren Wunsch
erfüllen kann.
Gossauer Info 111/Dezember 2012
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THEMA
WICHTIGE MOMENTE
Erster Schultag – ein grosser Schritt,
Stolz, Unsicherheit, Vorfreude, Ängste: Eine richtige Gefühlsachterbahn kann der erste
Schultag auslösen. Nicht nur die lieben Kleinen erleben den Schuleintritt als etwas Grosses und Wichtiges, auch für die Eltern beginnt mit diesem Schritt ein erstes Loslassen der
Kinder in ihre Selbstständigkeit.
Text und Bilder: Daniela Clerici
Im Kanton Zürich – und somit auch
für Gossau – zählt seit dem Schuljahr 2008/09 der Kindergarten zur
obligatorischen Schulzeit. Mit viereinhalb bis fünf Jahren besuchen
nun alle Mädchen und Buben den
Kindergarten und beginnen damit
ihre «Schulkarriere». Jeden Morgen
verabschieden sich die Kinder für
etwa vier Stunden von zu Hause.
Nun gilt es für die Kindergartenkinder die Lehrpersonen kennenzulernen, sich in der neuen Gruppe
zu behaupten, neue Regeln, Rituale
und Abläufe zu erleben und einzuhalten, die eigene Selbstständigkeit
zu entdecken und vor allem viel
Neues zu lernen.
Elterliche Gefühlsachterbahn
Oft stellt man als Eltern schon Wochen vor dem Kindergarteneintritt
fest, dass das unbeschwerte, manchmal planlose, Einfach-in-den-TagHineinleben eben nicht mehr so
unbeschwert und entspannt ist.
Klare Alltagsstrukturen, Antworten auf die gestellten Warum-, Wieso- und Wie-Fragen werden eingefordert, vermehrt Machtkämpfe
ausgetragen, der Bewegungsradius
vergrössert, Freundschaften geknüpft. Daher die Überzeugung:
Unser Kind ist reif für den Kindergarten! Gleichzeitig schleicht sich
aber auch kurz die Verunsicherung
ein: Bei all den Frühförderangeboten, hätten wir nicht auch …? Kom-
8
«Mami, jetzt muesch leider hei – aber gell, nöd truurig sii …!» Ein persönliches Abschiedsritual im Kindergarten am ersten Tag erleichtert auch den
Eltern die Trennung.
biniert mit der Wehmut, dem Loslassenmüssen: Ach, unser Baby…!
Der Stolz, die Überzeugung, das
Vertrauen: Unser Kind kann das!
Die Sorgen: Was, wenn sich unser
Kind in der Gruppe doch nicht
zurechtfindet, wenn es die geforderten Erwartungen nicht erfüllen
kann, wir als Eltern nicht mehr alles
erfahren? Die Bedenken: Gerät unser Kind in die «Schulmaschinerie»,
wie verhalten wir uns, wie viel Mitspracherecht bleibt uns, sollen und
müssen wir allfällig vorgeschlagene
Unterstützungsmassnahmen annehmen? Dazu gesellen sich Freude
und Lust: Freude, dass sich das Kind
so toll entwickelt hat und nun bereit
Gossauer Info 111/Dezember 2012
THEMA
WICHTIGE MOMENTE
nicht nur für die Kleinen …
ist, das «Abenteuer Kindergarten»
zu starten. Aber auch Freude und
Lust, sich selbst weiterzuentwickeln
und allenfalls etwas Neues in Angriff zu nehmen.
Erster Schultag
Viel haben die Kinder in den zwei
Kindergartenjahren erfahren und
erlernt, manche Hürden überwunden und aus den ehemals «Kleinen»
sind richtige kleine Persönlichkeiten geworden – ziemlich routiniert
im Schulalltag. Dennoch ist der
Übertritt in die 1. Klasse wieder
für die ganze Familie ein spezieller
Moment. Schulhauswechsel, neue
Lehrpersonen, anderer Schulweg,
neue Gspänli, riesengrosser Pausenplatz, Unterrichtsstruktur, viele,
viele (auch ältere) Kinder, unbekannter Lernstoff, Hausaufgaben
und einiges mehr.
Oft hören die Kindergartenkinder
den Satz: «Ja, jetzt beginnt der Ernst
des Lebens», und reagieren ein wenig unschlüssig auf die meist un-
Gemeinsam ins «Abenteuer Schule» starten.
mittelbar darauf nachgeschobene
Frage: «Und, freust du dich denn?».
Was sollen sie auch antworten –
Mami und Papi sind gerade wieder
auf der Achterbahn der Gefühle unterwegs.
Aus Sicht von Lehrpersonen:
Es treffen verschiedene kleine Persönlichkeiten aufeinander. Alle Kinder haben unterschiedliche Gefühle und Bedürfnisse. Sie sind traurig, fröhlich, schüchtern, gesprächig, fordernd, zurückhaltend… Bis alle Kinder ihren Platz in der
Gruppe gefunden haben, ist die Zeit sehr intensiv und bietet viele Herausforderungen für die Kindergartenkinder wie
auch für die Lehrperson.
Tipps für einen gelungenen Start in den Kindergarten:
Eltern können ihre Kinder schon vor dem ersten Kindergartentag über die neue Situation aufklären und vorbereiten,
indem sie beispielsweise den Kindergartenweg schon vorgängig mit ihrem Kind ablaufen. Toll wäre auch, wenn die
Eltern zu Hause mit dem Kind üben würden, sich selbstständig an- und abzuziehen, selbstständig auf die Toilette zugehen usw. Auch ist es von Vorteil, wenn ein Kind bereits einige Male einen Vormittag ohne Mami und Papi verbracht
hat (z. B. in einer Spielgruppe).
Eine positive, offene Einstellung der Eltern dem Kindergarten gegenüber erleichtert dem Kind zudem die Ablösung
von den Eltern und somit den Einstieg in den Kindergarten. Kinder-Buchempfehlung: «Der Ernst des Lebens» von
Sabine Jörg/Ingrid Keller. Eine witzige, überraschende und herzige Geschichte zum Schulstart – nicht nur für die Kinder.
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10 Gossauer Info 111/Dezember 2012
THEMA
WICHTIGE MOMENTE
Die erste eigene Wohnung
Montagabend, 20 Uhr: Draussen ist es bereits dunkel. Eine junge Frau schleppt die
gefüllte Einkaufstasche in den zweiten Stock und schliesst die Tür zu ihrer Wohnung auf.
Es ist die erste eigene Wohnung von Stefanie Pfister.
Text und Bilder: Laura Nussbaumer
Stefanie Pfister ist 21 und arbeitet in
Zürich als Pharma-Assistentin. Seit
knapp zwei Monaten wohnt sie in
einer 2-Zimmer-Wohnung in Uster.
Ihr eigenes Reich hat sie modern
und in schlichten Farben eingerichtet. Das neue Zuhause der ehemaligen Gossauerin ist schon fast
perfekt: Das bestellte schwarze Sofa
kommt erst im November, bis dahin
muss sich Stefanie mit einer Matratze im Wohnzimmer zufriedengeben. Auch das Licht an der Decke
fehlt noch, doch eigentlich ist es
ganz gemütlich mit dem schummrigen Schein der Stehlampe.
Erstes eigenes Reich
Diese Wohnung zu finden, war für
Stefanie jedoch kein Zuckerschlecken. «Ich habe im Februar dieses
Jahres angefangen, eine Wohnung
zu suchen. Es war sehr schwierig,
denn die meisten waren schlichtweg zu teuer», erinnert sie sich.
Als sie dann im Internet auf diese
Ihre erste Wohnung hat Stefanie Pfister schlicht und modern eingerichtet.
Wohnung stiess, ging es plötzlich
Schlag auf Schlag. Die Vormieterin
war ebenfalls sehr jung und wollte
die Wohnung jemandem geben, der
auch «frisch» aus dem Elternhaus
ausgezogen ist. So kam es, dass Ste-
«Ich vermisse den Geschirrspühler!»
Dä Strick z‘Oberottike isch au zwüsched
Wiehnacht und Neujahr offe für Sie.
Mir zelebriäret ächti Schwiizer Chuchi. Für eusi Gricht bruuched
mir nur frischi und säsongrächti Zuetate vo de Pure usem Züri
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Start zum «Gossauer Wiehnachtsmärt»
mit über 100 Ständen
Kutschenfahrten
mit Samichlaus und Schmutzli
Nostalgie-Karussell
�� 16 U��
Singing Stairs
Männerchor Gossau-Ottikon,
Gospelgruppe Gossau, Echo vom Hornet,
Schulbehörde und LehrerInnen, Frauenchor Gossau
und Buremusig Gossau
�� 17 U��
Chlaussäckli für alle Kinder, die ein Sprüchlein
aufsagen.
Bereits ab 9 Uhr erzählt das Bibliotheksteam
weihnächtliche Geschichten in der
Gemeindebibliothek
W�� ������ ��� ��� S��!
Sponsoren: Raiffeisenbank Gossau, Gewerbeverein Gossau, Malergeschäft Peter Moser, Grüt, Stocker AG Elektro–Netzbau
Der Anlass wird weiter unterstützt von accum Liegenschaften, Energie Gossau AG, Familie Kehrli, Radio Gruber AG, Gossau
12 Gossauer Info 111/Dezember 2012
THEMA
WICHTIGE MOMENTE
Oft lädt die 21-Jährige Freunde zum Abendessen ein.
fanie schon am nächsten Tag den
Vertrag in der Tasche hatte. «Ich
konnte bereits drei Wochen später
einziehen, denn glücklicherweise hatte ich gerade Ferien», so die
21-Jährige.
«Ich hätte mir früher nie vorstellen können, alleine zu wohnen.
Die erste eigene Wohnung hat
seine Vor- und Nachteile. Man ist
auf sich alleine gestellt, muss alles
selber machen und den Haushalt
schmeissen.» Für Stefanie ist das
kein Problem. Bis jetzt. «Es fühlt
sich super an, alleine zu wohnen.
Ich kann machen, was und wann
ich will», lacht Stefanie. Doch einsam? Das ist die junge PharmaAssistentin nie. Oft lädt sie Freunde
zum Abendessen ein oder hat ihren
Freund zu Besuch. Dass sie nicht
mit ihrem Freund zusammengezogen ist, findet sie im Nachhinein
ganz gut. «Ich hätte mir früher nie
vorstellen können, alleine zu wohnen. Doch dann dachte ich, hey,
warum eigentlich nicht!?», erzählt
Stefanie. «Seit ich ausgezogen bin,
fühle ich mich auch erwachsener.
Ich bin auf mich selbst gestellt und
Hans Peter Biber, eidg. dipl. Buchhalter
Stefan Woodtli, dipl. Treuhandexperte
Cornelia Clivio, Buchhalterin mit eidg. Fachausweis
Gossauer Info 111/Dezember 2012
trage mehr Verantwortung», so Stefanie weiter.
Ihr «altes» Zuhause in Gossau besucht sie fast jede Woche. Meistens
trifft dies einen Sonntagabend, an
dem sie mit ihren Geschwistern und
ihrer Mutter zu Abend isst. Auf die
Frage, was sie denn von zu Hause
vermisst, weiss Stefanie sofort eine
Antwort: «Den Geschirrspüler!»,
lacht sie. Diesen gibt es nämlich
in ihren neuen vier Wänden nicht.
Sie versucht dennoch, so oft es geht
zu Kochen. «Wenn ich genug Zeit
habe.», fügt sie lächelnd an. Auch
zum Putzen fehlt ihr manchmal
die Zeit. «Ich wüsste ja schon wie
es geht, obwohl ich zu Hause nicht
viel helfen musste», lacht Stefanie.
Finanzen im Griff
Der richtige Zeitpunkt für die erste
Wohnung ist schwierig zu definieren. Das findet auch Stefanie Pfister: «Wenn ich jetzt daran denke,
hätte ich auch später ausziehen
können. Dann hätte ich mehr gespart.» Doch finanzielle Schwierigkeiten hat sie deswegen keine.
«Ich hatte nie Probleme, mit Geld
umzugehen, und bis jetzt klappt es
ganz gut», so die ehemalige Gossauerin.
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13
THEMA
WICHTIGE MOMENTE
Mündigkeit bringt Rechte und Pflichten
Der Eintritt der Mündigkeit ist ein Lebensübergang, welchem die Jugendlichen ganz unterschiedliche Bedeutung beimessen. Aus rechtlicher Sicht ist die Tragweite zweifellos gross.
Wer mündig und urteilsfähig ist, kann durch seine Handlungen unbeschränkt Rechte und
Pflichten begründen. Er kann beispielsweise einen Arbeits- oder Mietvertrag abschliessen,
ein Testament errichten, prozessieren, eine Firma gründen oder heiraten. Die Mitwirkung
der Eltern ist nicht mehr erforderlich.
Text Andrea Gisler, Rechtsanwältin, Bild: Fiona Peter
Die Frage, von welchem Alter an
junge Menschen die Reife besitzen,
um eigenverantwortlich und selbstständig im Rechtsleben bestehen zu
können, wurde ab den Siebzigerjahren zu einem Thema. Gestützt auf
eine Empfehlung des Europarats aus
dem Jahr 1972 senkten die meisten
europäischen Staaten das Mündigkeitsalter auf 18 Jahre. Die Schweiz
tat dies, dem internationalen Trend
folgend, 1996. Seither liegt die Altersgrenze nicht mehr bei 20, sondern bei 18 Jahren.
Das Wahl- und Stimmrechtsalter
wurde schon etwas früher gesenkt,
zuerst in den Kantonen und im
März 1991 schliesslich auch auf
Bundesebene. Das war gewissermassen das Geschenk an die Jugend
zur 700-Jahr-Feier der Eidgenossenschaft. Man erhoffte sich eine grössere Beteiligung junger Leute am
politischen Geschehen. Auf europäischer Ebene sind Bestrebungen
im Gange, die politischen Rechte
ab 16 Jahren zuzugestehen. Im Juni
2011 verabschiedete die Parlamentarische Versammlung des Europarats eine Resolution. Die Mitgliedstaaten werden darin aufgefordert,
eine Senkung des Stimm- und
Wahlrechts auf 16 Jahre zu prüfen.
Im Kanton Glarus können bereits
16- und 17-Jährige auf Gemeindeund Kantonsebene abstimmen und
wählen. Entsprechende Vorstösse in
14 anderen Kantonen sind bisher gescheitert.
Selbstverständlich ist es richtig und
wichtig, jungen Menschen Rechte
zuzugestehen und ihnen Verantwortung zu übergeben. Das Mündigkeitsalter 18 bringt aber auch
Probleme, die nicht zu übersehen
sind. Die meisten jungen Leute be-
Die Jungbürger/innen-Feier 2012.
finden sich mit 18 Jahren noch in
der Ausbildung. Sie gelten rechtlich
als erwachsen, sind aber noch nicht
in der Lage, finanziell auf eigenen
Füssen zu stehen und folglich von
den Eltern wirtschaftlich abhängig.
Vielen Menschen gelingt es nicht,
den Verlockungen der Konsumgesellschaft zu widerstehen. Für junge Leute, die über keine Lebenserfahrung verfügen, ist es besonders
schwierig, die Konsequenzen ihres
Tuns abzuschätzen. Und so kommt
es, dass es Jugendliche gibt, die bereits auf Jahre hinaus verschuldet
sind. Mit dem Mündigkeitsalter 18
haben junge Menschen zwischen
18 und 20 Jahren den rechtlichen
Schutz verloren.
Die Herabsetzung des Mündigkeitsalters hat auch zu einer Verkürzung
der elterlichen Unterhaltspflicht geführt. Die voraussetzungslose Unterhaltspflicht der Eltern dauert bis
zum 18. Geburtstag des Kindes. Hat
es dann noch keine angemessene
Ausbildung abgeschlossen – was die
Regel und nicht die Ausnahme ist
–, haben die Eltern für seinen Unterhalt aufzukommen, soweit ihnen
dies zugemutet werden darf. Diese
Situationen sind konfliktträchtig,
erst recht, wenn die Eltern des mündig gewordenen Kindes getrennt
oder geschieden sind. Weigern sich
Eltern, ihrer Unterhaltsverpflichtung nachzukommen, muss der junge Erwachsene gegen die eigenen
Eltern vorgehen. Dies führt in aller
Regel zu einem Loyalitätskonflikt
und damit zu einer Überforderung.
Unter dem alten Recht mit Mündigkeitsalter 20 waren diese Fälle viel
seltener, weil etliche Jugendliche
ihre Lehre bei Erreichen des Mündigkeitsalters schon abgeschlossen
hatten oder kurz davor standen.
Die bei 18 Jahren angesetzte Grenze
gilt für alle und ist verhältnismässig
tief. Jugendliche entwickeln sich aber
unterschiedlich. Auf diese Unterschiede ist im Umgang mit ihnen Rücksicht zu nehmen, unabhängig von den
rechtlichen Rahmenbedingungen.
Gossauer Info 111/Dezember 2012
THEMA
WICHTIGE MOMENTE
Biologie, Kunst oder doch lieber Germanistik?
An ihren ersten Tag als Studentin erinnert sich Anina Knop noch ganz genau. Kein
Wunder, es ist auch nicht lange her. Am 17. September begann die junge Gossauerin ihr
Germanistik- und Philosophiestudium an der Universität in Zürich. Dass sie eines Tages
studieren möchte, war für sie schon immer klar. Doch was? Das war die grosse Frage.
Text und Bild: Laura Nussbaumer
«Ich war nicht sonderlich
nervös, sondern eher gespannt und neugierig auf
das, was kommt», erzählt
Anina über ihren ersten
Tag an der Uni. «In der
ersten Vorlesung waren
dann rund 200 Studenten
im Saal. Jeder Platz war
besetzt, und einige sassen
sogar auf den Treppen»,
erinnert sich Anina. «Es
waren nicht nur neue
Studenten, sondern auch
solche aus höheren Semestern dabei. Das war
dann schon etwas spezi- Anina Knop beim Lernen für ihr Studium.
ell», so die 19-Jährige weiter. Dass zudem kein Lehrer da war, sammenhänge in der Natur. «Wie
der sie begrüsste und sich um die wir zum Beispiel die Luft atmen, die
Neuen kümmerte, fand sie anfangs die Pflanzen bei der Photosynthese
schon gewöhnungsbedürftig. «Man nebenbei herstellen», erinnert sich
sitzt dann einfach da und muss mit- Anina. «Wie diese Dinge funktionieren, hat mich schon immer in
schreiben.»
Beinahe zwei Monate sind seither den Bann gezogen. Deshalb wollte
vergangen, und Anina weiss jetzt: Es ich Biologin werden, als ich klein
war die richtige Entscheidung, Ger- war», lacht sie. Als sie dann im vormanistik und Philosophie zu studie- letzten Jahr des Gymnasiums keiren. Bis sie jedoch auf diese Studi- nen Biologieunterricht mehr hatte,
enrichtung kam, gingen ihr einige merkte sie aber, dass er ihr gar nicht
andere Ideen durch den Kopf. «Ich fehlte. «Ich hatte jedoch Philosophie
wollte immer wieder etwas anderes als Ergänzungsfach, was mir sehr gestudieren. Zuerst Biologie, dann fiel. Auch der Deutschprojekt-Kurs
Medizin oder Germanistik und so- hat mich fasziniert.» So kam Anigar die ZhdK (Zürcher Hochschule na schliesslich doch noch zu ihrer
optimalen Studienrichtung. «Zwei
der Künste) kam in Frage.»
Aninas Vater ist Gärtner und er- Tage, bevor ich mich einschreiben
klärte ihr früher auf Streiftouren musste, war für mich klar, dass ich
durch den Wald die grossen Zu- Germanistik und Philosophie stu-
Gossauer Info 111/Dezember 2012
dieren werde.» Nebst dem
Studium arbeitet Anina
in einem Supermarkt an
der Kasse. «Ich hätte nie
gedacht, dass ich mal so
einen Job haben werde»,
schmunzelt Anina. Da sie
sich aber gut vorstellen
kann, noch während des
Studiums
auszuziehen,
möchte sich die Studentin
ihr Geld selbst verdienen.
«Im Moment läuft es ganz
gut mit dem Studium und
der Arbeit nebenbei»,
meint sie zuversichtlich.
Ob sich Anina erwachsener fühlt, seit sie studiert,
kann sie nicht recht sagen. «Man
hat aber mehr Freiheiten, kann jetzt
vieles selber entscheiden, was vorher
von Lehrern vorgegeben wurde. Das
ist schon toll», beschreibt sie ihre Ansichten gegenüber dem Erwachsenwerden. Auch ihr Freundeskreis hat
sich verändert, seit sie an der Uni ist.
Viele ihrer Schulkollegen sind jetzt
im Zwischenjahr, machen Auslandaufenthalte oder Praktika. «Die sehe
ich leider nicht mehr so oft. Dafür
freue ich mich aber auch, neue Leute
an der Uni kennenzulernen.»
Wie es für die 19-Jährige nach dem
Studium weitergeht, weiss sie noch
nicht so genau. «Vielleicht werde ich
Deutschlehrerin oder gehe in Richtung PR und Werbung.» Zum Glück
hat sie ja auch für diese Entscheidung noch ein paar Jahre Zeit.
15
THEMA
WICHTIGE MOMENTE
Verliebt, verlobt, verheiratet…
Auch wenn mittlerweile beinahe jede zweite Ehe geschieden wird, so freut sich doch
jedes Brautpaar an seinem grossen Tag sehr und glaubt ganz zuversichtlich, zu jenen
Glücklichen zu gehören, deren Verbindung die Stürme der Zeit und des Zusammenlebens
übersteht. Ob gewisse Voraussetzungen die Chancen dafür erhöhen? Vielleicht gibt der
folgende Artikel einige Hinweise dazu.
Text: Geneviève Bichsel, Bilder: zvg
Schon kleine Kinder spielen Braut
und Bräutigam, in der Werbung
finden Hochzeiten statt, im Film
wird vor dem Traualtar Einspruch
erhoben, in Ohnmacht gefallen, die
Flucht ergriffen, geweint. Heiratet
der Hochadel, bringen stundenlange
Liveübertragungen hohe Einschaltquoten, und manch eine Zuschauerin
(es sind nun mal meistens Frauen…)
sitzt verträumt vor dem Fernsehgerät
und schluckt ergriffen beim Anblick
der schönen Braut und des selig lächelnden Bräutigams.
Solch eine Heirat, ein Hochzeitsfest,
bringt uns zum Träumen. Da haben
sich zwei gefunden, wollen ihr Leben
zusammen teilen, versprechen sich
Liebe und Treue, wollen ihr Bestes
geben, damit diese Beziehung eine
möglichst lange Zukunft hat. Wenn
das nicht an unser Innerstes rührt
und Sehnsüchte weckt? Und alles
wunderschön verpackt und voller
zarter Leichtigkeit. Die entsprechenden Journale sind voll von diesen
Träumen aus Organza, Seide, Spitze,
Voile und Tüll. Wedding-Planer ist
ein Beruf mit Zukunft, die Angebote
rund um die Hochzeit boomen, von
der Hochzeitstorte über die Hochzeitssuite bis zum Flitterwochenangebot ist alles individuell, aber nicht
preisgünstig, zu haben. Es soll ein
rauschendes Fest werden, es darf
etwas kosten, ist es doch als etwas
Einmaliges gedacht!
16 Es ist immer noch ein ganz besonderes Ereignis, wenn zwei Menschen sich entschliessen, aus einem
Paar ein Ehepaar zu werden. Früher
gab es zwingende gesellschaftliche
und religiöse Gründe dafür. Noch
in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts kannte die Mehrheit der
Kantone – vor allem in der Deutschschweiz – Konkubinatsverbote. Das
letzte, im Wallis, wurde 1995 aufgehoben, im Kanton Zürich 1972. Um
zusammenleben zu können, musste
zwangsläufig geheiratet werden.
Alle gesellschaftlichen und gesetzlichen Hürden sind aber nicht überall und vollständig aus dem Weg
geräumt. Erschütternde Beispiele,
welche Auswüchse der Stellenwert
gebrochener Versprechen, verletzter Ehre und Ausbruchsversuche im
Kontext von Heirat und Ehe haben
können, gibt es mehr als genug.
Gabriela und Karem
Als Gabriela Mäder aus Gossau 2007
während ihrer Arbeit beim Aufbau
eines Kinder- und Jugendzentrums
in Thailand Kasem Roengsamut,
genannt Karem, kennen und lieben lernte, ahnte sie vielleicht, dass
ihre Liebe einige nicht zuletzt auch
behördliche Hindernisse zu überwinden hätte. Ganz einfach war
dies alles nicht. Bereits nach einem
Monat waren sich die beiden sicher,
dass aus ihrer Liebesgeschichte eine
Dominique und Michel an ihrem Hochzeitstag
Lebensgeschichte werden sollte. Ein
Jahr später sollte dann innerhalb von
6 Wochen alles organisiert und eine
Thai-Hochzeit auf der Insel KoYao
vorbereitet werden. Der zukünftige
Ehemann musste nicht nur während
zweier Tage alle Tischbeine für die
Tische der 700 Hochzeitsgäste im
Dschungel aus Baumbusholz schlagen (als Beweis, mit seiner männlichen Kraft eine Familie durchbringen zu können), es mussten auch
250 Kilogramm Büffelfleisch und
riesige Mengen an Gemüse, Fisch,
Hühnerfleisch, Reis und Ananas gerüstet, geschnetzelt und gekocht, das
Brautzimmer und das Hochzeitshäuschen mit reich besticktem Stoff
geschmückt werden. All dies war ja
noch vergleichsweise einfach. Viel
schwieriger für eine europäisch geprägte, junge Frau und ihre Familie
war wohl die Vorstellung, einen, zwar
Gossauer Info 111/Dezember 2012
THEMA
WICHTIGE MOMENTE
g im September 2012. Bild: André Herger
symbolischen, Brautpreis festlegen
zu müssen und auch, den genauen
Tag der Hochzeit durch den Imam
bestimmen zu lassen. Gemäss Imam
sollte der 18. Februar 2008 für die
religiöse Feier, die Nikha, ein besonders Glück verheissender Tag sein.
Gabriela musste auch, um richtig
verheiratet werden zu können, zum
Islam übertreten, einem Islam, der
auf KoYao nicht mit einem funda-
mentalistischen Islam gleichgesetzt
werden kann. So wartete Gabriela
schliesslich, bedeckt mit einem straff
sitzenden Kopftuch, voller Sorge, ob
sie damit genügend hören würde,
auf den grossen Moment. Doch sie
konnte den Imam gut hören, verstehen allerdings nicht, und sprach ihr
Eheversprechen auf Arabisch. Erst
am nächsten Tag fand die Walima,
die eigentliche Hochzeitsparty statt.
Geschmückt und zurechtgemacht wie eine westliche
Braut, wartete sie am Mor-
Das Brautpaar Gabriela und Karem – und mit ihrem Sohn Rayan.
Gossauer Info 111/Dezember 2012
gen im Brautzimmer, wo sie allein
die Nacht verbracht hatte, auf den
Bräutigam, der sie mit seinen Freunden und dem Imam aufsuchte. Alle
sangen, nicht unbedingt schön, aber
voller Inbrunst. Es wurde gebetet,
es wurden dreimal die Köpfe zusammen gestossen, der Ring übergestreift und dann durfte gratuliert
werden. Bei 700 Gästen dauerte das
den ganzen Tag. Da war die Zivilhochzeit in der Schweiz am 5. September 2008 und das Fest im Tipizelt
in Gossau ein Klacks dagegen.
Gabriela und Karem haben ihren
Entschluss zur Heirat, den sie aus
tiefster Überzeugung und voller
Liebe getroffen haben, nie bereut.
Sie begegnen sich voller Offenheit,
Toleranz und Respekt. Am 5. Juli
2010 hat die Geburt ihres Sohnes
Rayan ihr Glück noch vertieft und
perfekt gemacht. Die Familie lebt
abwechslungsweise in Thailand und
der Schweiz.
Dominique Bichsel
Für Dominique Bichsel, aufgewachsen in Gossau, und Michel Ballistreri wäre so eine Zeremonie und
diese Art, sich zu einer Hochzeit
zu entschliessen, wohl kaum vorstellbar gewesen. Sie kannten sich
schon zehn Jahre, hatten drei Jahre zusammen gelebt, hatten schon
vieles miteinander erlebt, Trauriges
und ganz viel Schönes geteilt und
wollten in ihrer Beziehung einen
Schritt weitergehen. Erst seit Kurzem sind sie verheiratet und spüren
nun doch diese neue Tiefe und Verbindlichkeit, nach der sie gesucht
haben. Noch sorgsamer möchten
sie miteinander umgehen, um ihrer
Liebe Zukunft zu geben. Sie haben
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18 Gossauer Info 111/Dezember 2012
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WICHTIGE MOMENTE
ganisation das Zivilstandsamt nach
Wetzikon verlegt wurde. War zu
Beginn seiner Amtszeit die Zivilhochzeit nur die gesetzliche Voraussetzung für eine kirchliche Hochzeit, so ersetzt diese heute oft die
kirchliche Feier und wird dadurch
festlicher. Er hat viele Brautpaare
vor sich gesehen, oft aufgeregt aber
voller Vorfreude und Glück. Er hat
sich mit ihnen gefreut, wenn er das
Knistern gespürt und mit ihnen in
ge Menschen diese Ehe eingehen,
dass sie zwar Kompromisse eingehen, aber nichts aufgeben müssen,
was ihnen bis anhin wichtig und
kostbar war. So können nach neuer
Gesetzesregelung in Zukunft auch
beide Ehepartner ihre Namen ganz
eigenständig behalten. Nicht nur im
Namensrecht zeigen sich die Veränderungen unserer Gesellschaft.
War früher die Ehe auch eine Absicherung mit entsprechend einhergehender Abhängigkeit, schafft das
heutige Eherecht bessere Voraussetzungen für eine partnerschaftliche
Ehe, auch wenn ein entsprechendes
Steuergesetz noch etwas auf sich
warten lässt!
den 7. Himmel geschaut hat, war
beeindruckt von der Offenheit und
Ernsthaftigkeit auch ganz junger
Brautpaare. Für ihn gibt es kein Rezept, wie Scheidungen vermieden
werden können, aber ein Brautpaar,
das sich gut kennt, dem auch die
gegenseitigen Schwächen nicht verborgen geblieben sind, das stimmt
ihn zuversichtlich. Nichts überstürzen wäre sein Rat, doch da kommt
ihm gleich jenes Brautpaar in den
Sinn, welches sich nach 20-jähriger
Beziehung mit einer Traumhochzeit das Ja-Wort gab und dessen Ehe
kurze Zeit später in die Brüche ging.
Da lag er mit seiner Intuition ganz
falsch. Skeptisch war er, wenn ein
Paar sich kaum verständigen konnte, doch waren die gesetzlichen Voraussetzungen erfüllt, waren ihm die
Hände gebunden. Heute wird da genauer hingeschaut, um Scheinehen
zu verhindern. Gabriela und Karem könnten ein Lied davon singen.
Sechs Monate dauerte es, bis Karem
nach der Hochzeit in Thailand ein
Visum erhielt und in die Schweiz
einreisen durfte.
Markus Widmer
Bild: André Herger
nander, um ihrer Liebe auch nach
aussen einen zusätzlichen Ausdruck
zu geben, ohne Druck von Familie
oder Religion. Ganz klassisch haben
sie geheiratet, feierlich in der Kirche,
anschliessend mit einem rauschenden, fröhlichen Fest voller Musik
und Tanz, an dem alle teilhaben sollten, die ihr Leben begleiten. Wichtig
war es Dominique und Michel, ihre
ganz eigene Identität zu bewahren,
dass sie beide als ganz eigenständi-
Martin Trafelet
Martin Trafelet war 19 Jahre lang
Zivilstandsbeamter in Gossau, bevor 2003 im Rahmen einer Reor-
Gossauer Info 111/Dezember 2012
Auch Markus Widmer, Gemeindeleiter der Kath. Pfarrei in Gossau,
führt immer wieder Traugespräche.
Aber diese sind im Verlaufe der Zeit
weniger geworden. Wie Martin Trafelet stellt auch er fest, dass die Ziviltrauung der kirchlichen Trauung
den Rang abläuft und diese weniger
oft gewünscht wird. Es ist, für ihn erfreulicherweise, kaum noch so, dass
Paare in der Kirche heiraten möchten, um den Ansprüchen einer Familientradition zu genügen oder
um zu einem festlicheren Rahmen
und rauschenden Orgelklängen
zu kommen. Die Paare, welche bei
ihm vorsprechen, möchten ganz
bewusst eine religiöse Trauung, wünschen sich Gottes Segen und seinen
Zuspruch. Sie nehmen in Kauf, dass
ihnen die Kirche einige sehr persönliche Fragen stellt. Nicht nur die Unauflöslichkeit der Ehe, die umfassende Gemeinschaft und Treue sind ein
Thema, auch die Bereitschaft, Kinder
zu haben, wird erfragt und ist ein
Kriterium. Markus Widmer erfüllen diese Gespräche mit Zuversicht,
wenn er ein Brautpaar als ausgewogen und im besten Sinn als gleichberechtigt erlebt, wenn er spürt, dass
beide auf Gott als Dritten im Bund
vertrauen und dieser über den Festtag hinaus für die Beiden von Bedeutung sein wird. Soll die Kirche aber
eher Ort von Ritual und Festlichkeit
sein, überweist er das Paar lieber an
frei schaffende Theologen oder Ritualbegleiter, welche der Trauung auf
andere Weise Tiefe und Feierlichkeit
geben können.
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Sein ganz persönliches Highlight hat
seinen Anfang vor 25 Jahren genommen. Es war seine allererste Traupredigt und dieses Jahr ist er zur silbernen Hochzeit eingeladen.
Ina und Fritz Rohrer
25 Jahre sind ja schon ein ganz
schönes Stück Weg. Ina und Fritz
Rohrer gehen ihren Weg nun schon
seit 50 Jahren gemeinsam. Kennengelernt haben sie sich in Lausanne.
Sie, die junge, unabhängige Frau aus
Ostdeutschland, welche bereits in
England, Spanien und Frankreich
gearbeitet und nun als Sekretärin
in einem amerikanischen Konzern
eine verantwortungsvolle Stelle
inne hatte, eine junge Frau mit einer
traumatischen Vergangenheit in der
DDR, die den Zwängen und Einschränkungen ihrer Heimat getrotzt
und voller Lebenskraft und Energie
im Westen eine neue Existenz aufgebaut hatte. Er, der junge Pfarrerssohn, aus behüteten Verhältnissen,
ein Theologiestudent mit seinen
Fragen und Zweifeln. Sie treffen sich
bei einer christlichen Studentenarbeit, kommen sich näher, verlieben
sich und heiraten am 29. September
1962 in Arbon. Gegensätze ziehen
sich bekanntlich an, aber unterschiedliche Temperamente können
auch eine echte Herausforderung
sein. Bei Ina und Fritz Rohrer ist es
genau so. Wie haben sie es trotzdem
geschafft?
Wichtig war es, sich über die erste Verliebtheit hinaus als gesamte
Person zu schätzen. Verliebt sein
verhindert diese Gesamtannahme
geradezu. Zu wissen, der geliebte
Mensch hat Schwächen, unangenehme Seiten, welche auch zu ihm
gehören. Seiten, die Konflikte hervorrufen. Dies aber nicht nur anneh-
Ina und Fritz Rohrer (1962)
men, sondern zu beobachten, was
dabei geschieht und immer wieder
darüber reden. Sich aber auch nicht
scheuen, Hilfe zu suchen. Mit Menschen reden, professionelle Hilfe
annehmen, sich auseinandersetzen,
offen sein und sich nicht schämen,
Konflikte anzusprechen. Und nicht
zuletzt Gott ins Boot holen, als Hilfe,
Unterstützung, als der, welcher vergibt und darin Wege aufzeigt. Nicht
immer ganz einfach als Personen des
öffentlichen Lebens, als Pfarrerehepaar. Fritz Rohrer war seit 1979 Pfarrer in Gossau, bis er sich im Sommer
1993 frühpensionieren liess. Doch
Fritz und Ina Rohrer halten nichts
vom mehr Scheinen als Sein. Sie haben durch genaues Hinschauen ihre
Liebe vertieft, ihre Ehe erhalten. Sie
haben auch in der Zeit tiefster Trauer, wo Sprechen kaum mehr möglich
ist, den Tod ihres Sohnes gemeinsam
getragen. Sie halten wenig vom Begriff Lebensabschnittpartner, wenn
Liebe doch Zeit braucht, wenn Liebe sich verändern darf, wenn Liebe
wachsen und sich entwickeln soll.
Liebe braucht Zeit, manchmal ist sie
ganz plötzlich und überwältigend
da. Vom ersten Verliebtsein bis zur
tragfähigen Liebe, von der Hochzeit
bis zum Jubiläum, vom siebten Himmel zum Himmel auf Erden, von
der rosaroten Brille zum liebevollen,
manchmal mühsamen Blick auch auf
die Schwächen ist es ein anspruchsvoller Weg, der langen Atem braucht,
auf dem man stolpern darf und der
hoffentlich zu einem glücklichen Ziel
führt. Und so soll es sein, nicht märchenhaft, aber wie im Märchen.
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Gossauer Info 111/Dezember 2012
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THEMA
WICHTIGE MOMENTE
Grosseltern werden…
Susanne und Hansjürg Bölsterli aus Gossau sind zum ersten Mal Grosseltern geworden
und geniessen das Zusammensein mit ihrem kleinen Enkelsohn Tim in vollen Zügen. Eine
neue Erfahrung, die man allen wünscht, denn es ist etwas anderes als bei den eigenen
Kindern, meinen die beiden unisono.
Text: Rita Gröbli; Bilder: zvg
Am 2. Juli 2012, 11.31 Uhr, war es
so weit: Das erste Enkelkind von
Susanne und Hansjürg Bölsterli erblickte das Licht der Welt im Spital
Zollikerberg – sechs Wochen vor
dem Geburtstermin. Zwei Wochen
musste Tim danach noch im «Wellnesshotel» verbringen, um zu Kräften zu kommen, bevor ihn seine Eltern Sandra und Chris nach Hause
holen durften.
Wie haben Sie diesen Moment
erlebt, zum ersten Mal das Enkelkind im Arm zu halten?
Susanne Bölsterli: Es war ein unbeschreibliches Gefühl. Glück, Freude, Dankbarkeit, dass Tim alles gut
überstanden hat – all diese Emotionen trieben uns beiden die Tränen
in die Augen.
Hansjürg Bölsterli: An diesem 22.
Juli hatten wir eine Grillrunde mit
unserer ganzen Familie geplant,
Sandra und Chris kamen direkt vom
Spitalbesuch und überraschten uns
mit Tim, den sie an diesem Tag nach
Hause nehmen durften. Endlich beschränkte sich das Sehen nicht mehr
nur auf die Besuche im Krankenhaus, jetzt hatten wir ihn bei uns in
der Familie.
Was hat sich für Sie geändert?
Wir können jetzt nachvollziehen,
wenn unsere Bekannten sagten,
wartet nur ab, bis ihr auch Grosseltern werdet, es ist einfach anders, als
bei den eigenen Kindern…
…was ist denn anders?
Susanne Bölsterli: Es ist eine unbe-
22 Die glücklichen Grosseltern Susanne
und Hansjürg Bölsterli mit Tim.
schreibliche Freude und ein tiefes
Gefühl von Dankbarkeit, dass man
dieses Glück erleben darf in seinem
Leben. Ein Enkelkind löst mit seiner
blossen Existenz Gefühle aus, die ich
nie für möglich gehalten hätte. Eine
Erfahrung, die ich jedem wünsche.
Hansjürg Bölsterli: Ja, ich geniesse es
auch sehr, aber ich finde die Verantwortung wiegt viel schwerer. Man ist
irgendwie ängstlicher als bei den eigenen Kindern. Jetzt ist Tim ja noch
klein, aber ich kann mir vorstellen,
wenn er dann voller Tatendrang ist,
nimmt das vielleicht noch zu. Jetzt
sind die vielen Momente mit Tim
sehr intensiv und beruhigend. Mit
Sein Lächeln verzaubert die Grosseltern täglich aufs Neue.
Tim in den Armen vergessen wir
den Alltagsstress und geniessen das
«Grosselternsein» immens. Sein
Gossauer Info 111/Dezember 2012
THEMA
WICHTIGE MOMENTE
Lächeln verzaubert uns täglich aufs
Neue, und wir freuen uns, Tim als
Grosseltern auch in Zukunft zu verwöhnen.
Die Rolle von Grosseltern hat sich
in den letzten Jahren verändert,
haben Sie sich speziell vorbereitet?
Susanne Bölsterli: Ich habe kein
einziges Buch über die Rolle einer
Grossmutter gelesen, wenn Sie das
meinen. Ich glaube, es ist wichtig,
dass die Kinder spüren, dass sie geliebt und ernst genommen werden.
Da Sandra und Chris in Gossau
wohnen, sind wir in der glücklichen
Lage, unser Enkelkind oft zu sehen.
Wir erleben alle kleinen Fortschritte
in seiner Entwicklung mit grosser
Freude und geniessen die vielen
schönen Momente mit ihm – und
das hoffentlich noch viele Jahre.
Hansjürg Bölsterli: Früher haben
sich die Grossväter nicht so sehr um
ihre Enkelkinder gekümmert. Heute ist das anders, zum Glück. Man
nimmt sich Zeit und hat auch die
materiellen Möglichkeiten, etwas zu
unternehmen, was unsere Grosseltern vielleicht weniger hatten.
Sandras Zwillingsschwestern sind
ebenfalls überglücklich und geniessen ihre Rolle als Tante und Gotti.
Wir wünschen der ganzen Familie
viel, viel Freude.
Einige europäische Länder sowie
die Vereinigten Staaten und
Kanada haben einen Tag zu Ehren
der Grosseltern eingeführt, um
deren zentrale Rolle in Familie
und Gesellschaft zu feiern. In
Italien wird der Grosselterntag
seit 2005 am 2. Oktober gefeiert.
In Frankreich dagegen fällt der
Grossmuttertag seit 1997 auf den
ersten Sonntag im März und der
Grossvatertag seit 2008 auf den
ersten Sonntag im Oktober. In
der Schweiz gibt es noch keinen
offiziellen Grosselterntag.
…und glückliche Grosseltern sein
Helene und Robert Reiser geniessen ihre drei Enkelkinder sehr, verbringen viel Zeit mit
ihnen und freuen sich an ihren Fortschritten. Weil sie selber als Kinder keine Grosseltern
hatten, wollen sie ihnen vor allem viele schöne Erinnerungen schenken.
Text: Helene Reiser; Bilder: zvg
Wir haben drei Enkelkinder: Jan ist
in der erste Oberstufe, Lea geht in
die vierte und Anja besucht die erste
Klasse. Wir schätzen uns glücklich,
dass wir ebenfalls im Grüt wohnen
und im Notfall schnell einspringen
könnten. Jan durfte mit drei Monaten mit seinen Eltern für anderthalb
Jahre in die USA ausreisen. Wir
vermissten den Kleinen mit seinen
Eltern, und doch verkürzte sich die
Zeit als wir sie drei Wochen in den
USA besuchen konnten.
Kürzere Ausflüge in der nahen Umgebung genossen die Kinder sehr.
Mit dem Velo im Kindersitzli um
den Lützelsee war ein Erlebnis – mit
einem Picknick unterwegs.
Helene Reiser mit Enkelin Anja.
Gossauer Info 111/Dezember 2012
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24 Gossauer Info 111/Dezember 2012
THEMA
WICHTIGE MOMENTE
Eine Schifffahrt auf dem Zürichsee
oder mit der Bahn auf den Üetliberg,
herrlich die Aussicht auf dem Turm.
Während der Sommerferien planen
wir meistens eine Tagestour in die
Berge, wenn möglich an einen See,
wo man am Ufer brätlen und baden
kann. Unsere Enkelkinder sind zum
Glück nicht verwöhnt und geniessen
eine Zug- oder Postautofahrt. Auch
ein Ausflug in den Zoo und auf den
Flughafen ist immer ein Volltreffer.
Von Anfang an habe ich zwei Bastelkisten mit Scheren, Leim, Farb- und
Filzstiften sowie ein Stapel Papier
parat gemacht. Was da alles gebastelt
und geleimt wurde, richtige Kunstwerke. Zum Glück haben wir eine
Tür, die sich bestens eignet, um all
die Kunstwerke aufzuhängen.
Da ich an einem Vormittag in der
Handarbeit als Seniorenhilfe tätig
bin, und zu Hause viel stricke, wollten sie natürlich auch schon sehr
früh stricken und häckeln lernen. Es
war ihr Wunsch, und mir war es natürlich wichtig, mir die Zeit zu nehmen, hinzusitzen, vorzuzeigen und
auszuprobieren.
Viele kleine Strick- und Häkelarbeiten entstehen, und die Freude ist rie-
Ausflüge in die Natur gefallen Enkelkindern und Grosseltern.
sengross. Ich staune immer wieder
über die Ausdauer, die die Kinder
entwickeln.
Im November naht langsam die
Guetslizeit. Die Kinder geniessen
es dann, mit uns zu Mittag zu essen
und am Nachmittag mit anzupacken
beim Auswallen, Ausstechen, Backen und natürlich beim Garnieren
der Guetsli, das jeweils das schönste
ist. Jedes Kind geniesst den Nachmittag für sich allein und wir natürlich auch.
Vielmals wollen sie auch wissen,
wie es war, als wir klein waren. Wir
erzählen ihnen, was wir damals vor
40 Jahren erlebten, und es ist für uns
alle spannend, da es damals ja sehr
anders war und auf einem Bauernhof sowieso.
In der Küche mithelfen beim Kochen, das ist auch immer lustig. Salatsauce zubereiten, gut rühren und
immer wieder probieren, Salat waschen und natürlich Omeletten backen. Wir als Grosseltern geniessen
diese Zeit mit unseren drei Enkeln
ganz besonders, hatten wir beide
doch als Kind keine Grosseltern.
Lustig wirds auch, wenn eines der
Kinder bei uns übernachten darf:
Geschichten vorlesen, Spiele machen und vieles mehr. Am Morgen
schnell zu uns ins Bett schlüpfen,
lachen und das Zusammensein geniessen. Herrliche Momente, die
nicht wiederkommen. Es ist wunderschön, Enkelkinder zu haben,
zu sehen wie sie aufwachsen, wie
sie Fortschritte machen und vor allem, wie sie Vertrauen haben zu uns
und vieles erzählen, sei es von der
Schule und was sie sonst noch auf
dem Herzen haben oder sie sonst
bewegt.
Helene Reiser mit Jan an seinem 10. Geburtstag.
Gossauer Info 111/Dezember 2012
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THEMA
WICHTIGE MOMENTE
Otto und Bianca Bill (links) sowie sein Bruder und Schwägerin 2011 auf einer selbst angefertigen Collage von Paris.
Frühzeitig pensioniert, um frei zu sein
Es war immer Otto Bills Wunsch, mit 63 Jahren aus dem Erwerbsleben auszuscheiden, um
seine Pensionierung in vollen Zügen zu geniessen. Die ausgezeichnete Pensionskasse der
Zellweger Luwa AG liess dies auch zu, ohne dass er allzu grosse finanzielle Einbussen in Kauf
nehmen musste.
Text: Rita Gröbli, Bilder: Otto Bill
Bereut hat Otto Bill seinen Entschluss noch keinen Tag, so gerne
er auch gearbeitet hat. Bis zu seiner Pensionierung arbeitete er bei
Zellweger Uster, zuerst als Instruktor, wobei er die letzten fünf Jahre
die Gesamtleitung für alle Berufe
der Lehrwerkstatt übernahm. Auf
die Frage, wie viele Lehrlinge er
denn in diesen 35 Jahren während
der Ausbildung begleitet hat, lacht
er: «Es müssen weit über Tausend
gewesen sein. Es ist etwas Schönes, mit Jugendlichen zu arbeiten,
26 mitzuerleben, wie sie sich beruf- Als erstes Reiselust gestillt
lich weiterentwickeln und auch Kurz nach seiner Pensionierung
menschlich verändern in dieser reiste Otto Bill mit seinem Bruder
Zeit zwischen 16 und 20 Jahren.» und zwei Kollegen nach SüdameZufälligerweise wurde zum Ter- rika und verbrachte fünf Wochen
min seiner Pensionierung im Jahre in Mexiko und Kolumbien. Sie
2005 die Lehrwerkstatt von Uster besuchten verschiedene Projekte
Technologies AG verkauft – sie der Organisation für Strassenkinwurde und wird auch heute noch der APIA (siehe Kästchen), die er
als AZO (Ausbildungszentrum seit vielen Jahren unterstützt. ZwiZürcher Oberland) weitergeführt. schendurch unternimmt er kleinere
Für Otto Bill war es gerade der Reisen ins Rioja-Gebiet in Spanien,
richtige Zeitpunkt, um frei zu sein nach Paris, Hamburg, Venedig und
jedes Jahr in seine zweite Heimat,
für sein «neues» Leben.
Gossauer Info 111/Dezember 2012
THEMA
WICHTIGE MOMENTE
Apulien. Vor vielen Jahren hat er
sich in Lecce nicht nur in seine
Frau Bianca verliebt, sondern auch
in die wunderbare Gegend von
Apulien. Seit er pensioniert ist, verbringen sie jeweils drei Monate im
eigenen Haus am Meer. Hier radelt
er mit seinen italienischen Kollegen
frühmorgens auf Velowegen durch
Olivenhaine auf seinem HermannGretener-Velo, das er von Gossau
mitgebracht hat. Bei einem Halt in
einer Bar wird ein starker italienischer Caffè getrunken, über Gott
und die Welt philosophiert oder
über Politik geredet, was ab und
zu zu hitzigen Diskussionen führt.
Aber die Gemüter sind schnell wieder beruhigt, und man geniesst die
Freundschaft.
Viele freiwillige Aktivitäten
Nach seiner Pensionierung haben
sich die Bills in Gossau eine Eigentumswohnung gekauft. «Wir
haben es genossen, genügend Zeit
und Musse zu haben, Plättli und
neue Möbel auszusuchen. Auch die
Züglete ging ohne Stress über die
Bühne.» Für seine Zwillingstöchter
Sonja und Barbara, die seit einigen
Jahren ein grosses Coiffeurgeschäft
in Uster betreiben, erledigt er die
Otto Bill beim Kochen und beim Velofahren (gelbes Trikot) in Lecce.
Buchhaltung mit dem Lohnwesen. schätzen es, wenn «Otto» mit ihDie beiden Töchter sind entlastet, nen tschuttet, oder sonst was unterund ihm macht es Spass, auch noch nimmt.
etwas mit dem «Kopf zu machen». «Freunde sind gestorben oder wurZudem engagiert er sich bei der den krank, da wird einem ganz
Spitex beim Mahlzeitendienst, stellt stark bewusst, wie gut man es hat.
am Computer Fotobücher zusam- Man muss das Leben bewusst gemen, hat das Kochen entdeckt und niessen, nicht nur wenn man pennimmt an Seniorenkochkursen teil. sioniert ist.»
Seine Tage sind immer ausgefüllt,
Wer ist apia?
noch nie war es ihm langweilig –
apia unterstützt lokale Organisationen und
keine Stunde. Wenn jemand Hilfe
Selbsthilfegruppen in Ecuador, Kolumbien,
braucht, ist er immer zu haben. Mal
Mexiko und Peru.
bis spät in die Nacht fernzusehen
• apia ist seit 1990 als unabhängiger, geohne an den Morgen zu denken,
meinnütziger Verein aktiv.
findet Otto Bill auch ganz toll.
• apia finanziert nachhaltige Projekte mit
In der neuen Überbauung pflegen
langfristigen Perspektiven.
sie ein gutes Verhältnis zu den
• apia unterstützt und fördert InitiativenNachbarn, im Sommer wird grilzugunsten von Strassenkindern und behinliert oder zum gemütlichen Apéro
derten Kindern aus Armenvierteln.
• apia-Partnerorganisationen arbeiten in
geladen. Enkelkinder haben sie
den Bereichen Vorbeugung, Direkthilfe und
keine, doch die Nachbarskinder
Familie Bill, v.l.n.r.: Barbara, Bianca, Otto und Sonja.
Gossauer Info 111/Dezember 2012
Ausbildung in Ecuador, Kolumbien, Mexiko
und Peru.
• Jedes Land hat einen Projektverantwortlichen im ehrenamtlich tätigen Vorstand, der regelmässigen Kontakt zu den
Partnerorganisationen pflegt.
In den laufenden Projekten erhalten über
2000 Kinder und Jugendliche Unterstützung und Ausbildung. Zusätzlich profitieren von Gesundheitsförderungsprojekten
rund 800 Familien, und 145 Personen sind
Kleinkreditnehmer.
Der Verein zählt 275 Mitglieder. Rund
50 Patinnen und Paten unterstützen die
Projekte. Leitlinien, Statuten und das Organigramm können unter www.apia.ch
angeschaut werden.
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Der neue
MOKKA
SETZT ZEICHEN.
KEINE GRENZEN.
Auffallend anders.
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