Der Verkehrsverbund Mittelsachsen
Transcrição
Der Verkehrsverbund Mittelsachsen
Verkehrsverbünde Der Verkehrsverbund Mittelsachsen Im Nahverkehr gemeinsam mehr erreichen. Dieses Ziel vor Augen, wurde im November 1997 der Zweckverband Verkehrsverbund Mittelsachsen (ZVMS) gegründet. Als Aufgabenträger für den ÖPNV gaben die Vertreter der acht Landkreise Annaberg, Aue‑Schwarzenberg, Chemnitzer Land, Freiberg, Mittweida, Mittlerer Erzgebirgskreis, Stollberg, Zwickauer Land sowie der kreisfreien Städte Chemnitz und Zwickau den Startschuss. Bahnstrecken sanieren, Nahverkehrsleistungen bündeln, Fahrpläne optimieren, einen einheitlichen Tarif einführen und Synergieeffekte nutzen, waren und sind die Ziele. Ein Jahr später übernahm der ZVMS die Aufgabenträgerschaft für den SPNV im Verbundgebiet. Es entstanden ideale Voraussetzungen, den Bus- und Bahnverkehr aufeinander abzustimmen und die Verkehrswege zu optimieren. Seither wurde kontinuierlich das Schienennetz modernisiert, Parallelverkehre von Bussen und Bahnen abgebaut und Knotenpunkte geschaffen, die einen zügigen sowie bequemen Umstieg zwischen den Verkehrsmitteln ermöglichen. Im Juni 2004 gründeten die Mitglieder des ZVMS die Verkehrsverbund Mittelsachsen GmbH (VMS), die als Servicegesellschaft und Dienstleister alle strategischen und organisatorischen Aufgaben für den ZVMS erledigt. Moderne Schienen ins Erzgebirge und in die Innenstadt Der seit zehn Jahren vom ZVMS konsequent durchgeführte Infrastrukturausbau zeigt viele Erfolge. Die modernisierten Schienenwege, die ins Erzgebirge nach Aue und weiter nach Jo-hanngeorgenstadt, nach AnnabergBuchholz und bis in die Tschechische Republik sowie nach Olbernhau führen, nutzen seit den Streckensanierungen wesentlich mehr Fahrgäste. 2002 fuhren rund 1 300 Menschen pro Tag mit den Zügen im Erzgebirgsnetz, 2006 waren es fast 4 400 und im nächsten Jahr werden mehr als 5 000 Fahrgäste pro Tag befördert. Neben den steigenden Pendlerströmen auf diesen Verbindungen hat sich der Ausflugsverkehr an den Wochenenden ebenfalls äußerst positiv entwickelt. Auf allen Strecken wesentlich kürzere Fahrzeiten sowie der Einstundentakt montags bis freitags bilden attraktive Rahmenbedingungen für die Fahrgäste. Während beispielsweise die Bahnreise von Chemnitz nach Aue vor fünf Jahren noch 129 Minuten dauerte, sind es jetzt weniger als 80 Minuten. Sanierte Dr. Harald Neuhaus, Geschäftsführer, Verkehrsverbund Mittelsachsen GmbH, Chemnitz oder neue Bahnhöfe und Haltepunkte, ebenso wie optimierte Schnittstellen zwischen den Nahverkehrsmitteln (z. B. in Johanngeorgenstadt, Wilkau-Haßlau, Pockau-Lengefeld, GrünhainichenBorstendorf) sind die Grundlage für günstige Zugangsbedingungen und kurze Umstiege für den Kunden. Parallel erfolgt der Ausbau des Busverkehrs, auch als Zubringer zur Bahn, durch mit den Taktzeiten der Züge abgestimmte Fahrpläne. 1992 als Idee geboren, 1995 mit einer Machbarkeitsstudie als sinnvoll bestätigt, ist das Chemnitzer Modell ein Organisationsstruktur Zweckverband Verkehrsverbund Mittelsachsen. Nahverkehrs-praxis – Ausgabe 10-2007 33 34 zentrales Projekt im VMS. Angelehnt an das Karlsruher Modell startete dieses wichtige Verkehrsprojekt mit dem Ziel, dass die Eisenbahnen aus dem Umland direkt bis ins Chemnitzer Stadtzentrum komfortabel, schnell und umsteigefrei fahren. Auf der Strecke zwischen Stoll-berg und Chemnitz entstand das Pilotprojekt. Vielseitige Arbeiten an den Gleisanlagen und an der Leit- und Si-cherungstechnik waren notwendig. Parallel erfolgte die Entwicklung von Schienenfahrzeugen, die die technischen Eigenschaften von Eisenbahn und Straßenbahn vereinen. Nach einem aufwendigen Verfahren wurde die Genehmigung zum Betrieb mit 100 % niederflurigen Variobahnen und entsprechenden Bahnsteighöhen erteilt. 2002 konnte die erste Direktverbindung vom Umland bis in die Chemnitzer Innenstadt eingeweiht werden. Heute bringt die Stadt-Umland-Bahn Region laufen derzeit Arbeiten, um das Chemnitzer Modell weiter voranzubringen. So werden zukünftig die Kunden direkt aus Burgstädt, Mitt-weida oder Flöha ins Chemnitzer Stadtzentrum fahren können. Hierfür ist der Umbau des Hauptbahnhofs in Chemnitz mit einer » Der seit zehn Jahren vom ZVMS konsequent durchgeführte Infra-strukturausbau zeigt viele Erfolge « Öffnung des Querbahnsteiggebäudes notwendig, um so die Stadtbahn- mit den Eisenbahngleisen zu verbinden. Neues Tarifsystem, alte Sonderverkehrsmittel Eine große Aufgabe des Verkehrsverbundes Mittelsachsen bestand in der Entwicklung eines einheitlichen Tarifs Bus, Straßenbahn und Zug bringen die Fahrgäste auf allen Wegen in die Chemnitzer Innenstadt. zwischen Chemnitz und Stollberg täglich bis zu 6 000 Fahrgäste an ihr Ziel. Vor der Streckensanierung waren es lediglich 450. In Chemnitz und in der Nahverkehrs-praxis – Ausgabe 10-2007 die Verkehrsunternehmen unter dem Motto „Ein Fahrplan, ein Fahrpreis, ein Fahrschein” einen Tarif an, mit dem die Fahrgäste alle Verkehrsmittel im Ver-bundgebiet mit einem Fahrschein nutzen können. Passende Tickets gibt es für alle Zielgruppen. Ob Schüler für die gesamte Region. Gemeinsam mit der Währungsumstellung auf den Euro wurde am 1. Januar 2002 der Verbundtarif eingeführt. Seither bieten oder Senioren, Familien oder Gruppen, Viel- oder Seltenfahrer, jeder kann Einzelfahrten, Tageskarten, Gruppenkarten sowie verschiedene Zeitkarten nutzen. Bei allen Fahrscheinarten sind die Preise entfernungsabhängig nach der Anzahl der durchfahrenen Tarifzonen gestaffelt. Für mehr als fünf Tarifzonen gibt es Verbundraumtickets, die besonders bei Ausflüglern sehr beliebt sind. Lediglich in Zwickau, der zweitgrößten Stadt im Verbundgebiet, galt weiterhin der Tarif des dort ansässigen städtischen Verkehrsunternehmens. Im November 2004 schloss sich diese Lücke im Tarifgebiet. Die Verkehrsbetriebe der Stadt Zwickau werden in den Gemeinschaftstarif integriert. Das bis heute unveränderte Verbundgebiet ist 4 683 km2 groß und beherbergt etwa 1,26 Mio Menschen. Allein in Chemnitz, dem wirtschaftlichen Zentrum der Region, leben rund 245 000 Einwohner. Aktuell sind 31 Verkehrsunternehmen für den Verkehrsverbund im Einsatz. Sie bringen jährlich etwa 85 Mio Kunden mit zehn Straßenbahn‑, 17 Eisenbahn- und 351 Buslinien an ihr Ziel. Verkehrsverbünde startete. Der Fahrscheinkauf direkt über das Mobiltelefon ist seither in der Tarifzone Chemnitz möglich. In den ersten vier Monaten haben sich im VMS 325 Nutzer angemeldet, die regelmäßig diesen neuen, innovativen Vertriebskanal nutzen. Moderne Technik und Datenübertragung verwenden auch die Verkehrsunternehmen des VMS im Projekt „Verbundkommunikation”. Alle Busse der im Verbundgebiet tätigen Stadt- und Regionalverkehrsunternehmen haben dazu GSM‑Komponenten erhalten. Damit sind Sprach- und Datenfunkverbindungen sowohl zu ihren eigenen als auch zu allen Leitstellen der anderen Unternehmen möglich, so dass die Fahrer und die Fahrzeuge bereits heute unternehmensübergreifend kommunizieren können. Zusätzlich ist mit dem System die Grundlage für die künftige technisch unterstützte Anschlussgewährung und Fahrgastinformation geschaffen. In Die Stadt-Umland-Bahn vorbei am Karl-Marx-Monument auf dem Weg in die Innenstadt (Bilder: Verkehrsverbund Mittelsachsen). wei-teren Ausbauschritten erfolgt eine Kopplung zu Leitsystemen der Eisenbahn im Verbundgebiet und zum in Für Touristen und Ausflügler be- von der Tal- zur Bergstation in etwa Vorbereitung befindlichen Aufbau eines sonders reizvoll sind die beiden Son- 7:50 Minuten. Und tatsächlich erreichITCS (Intermodal Transport-Control-Syderverkehrsmittel im Verbundraum. ten 19 sehr gut trainierte Läufer früher stem) bei der Chemnitzer Verkehrs-AG, Zwischen Cranzahl und dem Kurort das Ziel. deren Fahrzeuge mit DigitalfunkkomOber-wiesenthal verkehrt seit 110 Jah- Zukunftsweisende ponenten ausgerüstet werden sollen. ren die schmalspurige Fichtelbergbahn. Diese vielAuf der 17,4 km langen Strecke rollen » Diese vielfältigen Aktivitäten zeifältigen Aktinoch immer täglich Dampflokomotiven. Die Drahtseilbahn Erdmannsdorfgen, dass die Verkehrsunternehmen im vitäten zeigen, dass die VerAugustusburg verbindet seit 96 Jahren VMS immer besser ihre Entwicklungen kehrsunternehden Bahnhof im Zschopautal mit der Stadt und dem Schloss Augustusburg. koordinieren, um für die Fahrgäste mit men im VMS immer besser Notwendig gewordene umfangreiche einem abgestimmten Gesamtangebot ihre EntwickSanie-rungsarbeiten an der Standseillungen koordibahn betreute der VMS in den letzten ... mehr zu erreichen « nieren, um für beiden Jahren und wurde 2007 deren die Fahrgäste Inhaberin. Jährlich zum Geburtstag mit einem abder „Alten Dame” entwickelt sich der gestimmten Gesamtangebot von Bus Kommunikation im Verkehr Berglauf „Mensch gegen Maschine” zu Gemeinsam mit weiteren sächsischen und Bahn gemeinsam mehr zu erreichen. einem Höhepunkt. 62 Teilnehmer wollten 2007 wissen, ob sie die 1 500 m bergauf schneller überwinden als die Drahtseilbahn. Diese schafft die Strecke Verkehrsverbünden beteiligt sich der VMS am deutschlandweiten Pilotprojekt „HandyTicket”, dass Ende April 2007 e-mail: [email protected] Nahverkehrs-praxis – Ausgabe 10-2007 35