Erfahrungsbericht über den Auslandsaufenthalt in Turin

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Erfahrungsbericht über den Auslandsaufenthalt in Turin
Erfahrungsbericht über den Auslandsaufenthalt in Turin
Wintersemester 2013/2014
Vorbereitung
Nachdem man die Zusage von Erasmus erhalten hat, wird einem eine E-Mail von seiner
Gasthochschule geschickt, in der man alle Informationen und Formulare findet, die man benötigt.
Wichtig ist, dass man sich auf der Seite Unito.it anmeldet, damit später vor Ort keinerlei
Schwierigkeiten entstehen. Dabei muss man die Anmeldungsfristen beachten, die von Semester zu
Semester unterschiedlich sind.
Um ein Zimmer in Turin sollte man sich möglichst vor seiner Abfahrt kümmern, da meist alle Zimmer
vergeben sind, wenn die Vorlesungen begonnen haben. Natürlich, gestaltet sich die Wohnungssuche
schwierig von Deutschland aus. Man kann probieren in einem Studentenwohnheim (z.B. Collegio
Einaudi) ein Zimmer zu ergattern. Da diese allerdings auch unter italienischen Studenten sehr beliebt
sind, gibt es nicht immer Zimmer für Erasmusstudenten. Am besten ist es, man meldet sich auf den
Internetseiten kijiji.it und bakeca.it an oder gibt sogar eine Suchanzeige auf. So habe ich mein
Zimmer gefunden, indem ich mit meinen Mitbewohnern über Skype gesprochen habe und alles mit
ihnen geklärt habe was es im Vorfeld zu besprechen gab, ohne dass ich extra nach Turin fliegen
musste. Für ein Einzelzimmer im Zentrum von Turin sollte man 300-400 Euro im Monat rechnen, für
ein Doppelzimmer ca. 200-300 Euro Hinzu kommt meist eine Kaution von ca. zwei Monatsmieten.
Viele Vermieter möchten Ihre Zimmer allerdings mindestens für ein Jahr vermieten.
Für die Anreise nach Turin gibt es verschiedene Möglichkeiten. Die komfortabelste ist mit Sicherheit
die Anreise mit dem Flugzeug von Düsseldorf nach Turin Caselle. Der Flughafen in Turin ist allerdings
recht klein und wird von Deutschland aus nur von Lufthansa angeflogen. Das bedeutet, man muss die
Tickets rechtzeitig buchen, damit man einen bezahlbaren Flug ergattern kann. Wenn man Glück hat
bekommt man den Hin- und Rückflug für insgesamt 150€. Bei Lufthansa ist es immer besser, wenn
man den Rückflug direkt dazu bucht, da die Preise dann deutlich niedriger sind. Sollte man noch nicht
wissen, wie lange man in Turin bleibt, kann man den Rückflug ja für Weihnachten buchen. Die
billigste Alternative ist wahrscheinlich die Anreise mit Ryanair. Ryanair fliegt jedoch von Deutschland
aus nicht Turin, sondern den Flughafen von Mailand Bergamo an. für die Fahrt von Turin nach
Mailand Bergamo kann man drei Stunden einrechnen. Die Kosten für die Fahrt halten sich jedoch im
Rahmen, da eine Zugfahrt von Torino Porta Nuova nach Milano Centrale lediglich zehn Euro kostet
und man dann noch einmal fünf Euro für die Busfahrt von Mailand zum Flughafen Bergamo
einrechnen muss. Man sollte jedoch daran denken, dass man bei Ryanair immer das Gepäck
zusätzlich bezahlen muss. Als Alternative gibt es noch den Flughafen in Mailand Malpensa, von dem
aus auch einige deutsche Städte angeflogen werden. Wer viel Gepäck mitnehmen möchte, kann sich
auch überlegen mit dem Bus zu fahren. Das Busunternehmen Terravision bringt einen direkt in das
Zentrum von Turin. Natürlich muss man für die Busreise einige Zeit einplanen und hinzu kommt, dass
der Bus in Deutschland nur von einzelnen Städten abfährt. Ein Busticket kostet jedoch um die 70
Euro und man kann zwei Gepäckstücke zzgl. Handgepäck mitnehmen, das nicht gewogen wird,
sondern nur die Maße einhalten muss. Eine Alternative zum Bus ist auch der Zug. Nach Düsseldorf
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braucht man ca. 9-10 Stunden und wenn man Glück hat bekommt man ein Ticket ab 70 Euro. Man
muss zwar viel Zeit mitbringen, meist aber nur einmal in Mailand und in Basel umsteigen.
Studium an der Gasthochschule
Mit über 60.000 Studenten hat Turin eine recht große Universität. Anders als in Düsseldorf gibt es
nicht einen Campus, auf dem sich das komplette studentische Leben abspielt, sondern einzelne
Fakultäten, die in der ganzen Stadt verteilt sind. Wenn man ein geisteswissenschaftliches Fach
studiert, wird man sich meist im Palazzo Nuovo aufhalten, der sich direkt in der Innenstadt, nahe der
Mole befindet. Wenn man in Turin angekommen ist, sollte man sich beim sogenannten Infopoint,
den man in der Via Po findet, melden. Dort kann man sich einschreiben und bekommt sein libretto
ausgehändigt, in das alle Noten eingetragen werden. Hat man die Immatrikulationsbescheinigung
bekommen, kann man diese auch direkt an das International Office in Düsseldorf schicken, damit
man möglichst schnell den Zuschuss von dem Erasmus-Programm bekommt.
Den Stundenplan muss man sich genau wie in Deutschland selber zusammenstellen. Jedoch hat man
in Deutschland bereits abgesprochen welche Kurse einem angerechnet werden können, sodass man
weiß, welche Kurse man besuchen kann. Man muss sich für die Kurse generell nicht anmelden,
sondern sollte sich einfach in der ersten Stunde bei dem Dozenten vorstellen. Anders als in
Deutschland gibt es in Italien keine akademische Viertelstunde und die Kurse beginnen immer zur
vollen Stunde. Zudem finden manche Kurse nicht nur einmal, sondern mehrmals wöchentlich statt. In
Italien gibt es mehrmals im Jahr sogenannte appelli, also die Termine, an denen die Prüfungen
stattfinden. Meist finden die Prüfungen im Januar/ Februar und im Juni/Juli statt. Genau wie in
Deutschland muss man sich zuvor für die Prüfungen anmelden, dies wird einem genau vom Dozenten
erklärt.
Alltag und Freizeit
Turin ist mit über 800.000 Einwohnern die viertgrößte Stadt Italiens und hat daher viel zu bieten.
Zunächst sollte man natürlich die Sehenswürdigkeiten Turins in Augenschein nehmen. Zu ihnen zählt
auf jeden Fall das Wahrzeichen Turins, die Mole. Einmal sollte man auf jeden Fall hineingehen, denn
in der Mole befindet sich ein sehr interessantes Filmmuseum. Zudem kann man mit einem gläsernen
Aufzug bis in die Kuppel befördert werden, von wo aus man einen herrlichen Blick auf die Alpen und
auf die gesamte Stadt hat. Wer für solch einen Blick kein Geld ausgeben möchte, kann auf den Monte
dei Cappuccini, ein kleiner Berg auf der anderen Seites des Flusses, laufen. In der Stadt gibt es
unglaublich viele große Plätze und schöne Gebäude, die alle einen Blick wert sind. Jeden Morgen
(außer sonntags) und Samstag den gesamten Tag findet nahe der Porta Palazzo ein riesengroßer
Markt statt, auf dem man von Obst und Gemüse bis hin zu Haushaltsartikeln und Kleidung alles
finden kann.
Wer gerne Sport treibt kann super im Parco del Valentino, ein großer Park direkt am Po, joggen
gehen. An der Universität in Turin wird auch Unisport (Cus) angeboten. Dort kann man sich anmelden
und vom Fitnessstudio über Volleyball bis hin zum Triathlon diverse Sportarten ausüben. Man muss
jedoch beachten, dass man sowohl bei der Anmeldung beim Unisport, als auch im Fitnessstudio ein
sogenanntes certificato medico vorlegen muss. Das bedeutet, man muss sich eine ärztliche
Bescheinigung besorgen.
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Am frühen Abend ist das Apericena sehr beliebt. Dies besteht aus einem Cocktail und einem Buffet
aus kalten und warmen Speisen, meist kostet dies zwischen 6 und 10 Euro. Abends spielt sich das
Leben hauptsächlich im Zentrum rund um den Piazza Vittorio oder in San Salvario ab. San Salvario ist
ein Viertel in der Nähe des Zentrums, in dem sich ein Lokal an das nächste reiht.
Wer in seiner Freizeit gerne einkaufen geht ist in Turin auch gut aufgehoben. In der Via Roma und in
der Via Garibaldi findet man jedes erdenkliche Geschäft. Zudem ist die Modemetropolo Mailand in
nicht einmal zwei Stunden zu erreichen.
Wenn man am Wochenende einmal Turin verlassen möchte ist man in ca. 1,5 Stunden in Genova, das
direkt am Meer liegt. Auch die Berge sind nicht in weiter Ferne, jedoch ist für einen Ausflug in die
Berge meist ein Auto nötig. Mailand ist mit dem Bus in weniger als 2 Stunden zu erreichen und dort
in der Nähe ist auch Bergamo, ein kleines antikes Städtchen.
Fazit
Als Fazit meines Auslandsemesters kann ich sagen, dass ich eine mir vorher unbekannte Stadt ins
Herz geschlossen habe und ich zuvor ein völlig falsches Bild der Stadt hatte. Dachte ich zuvor Turin sei
eine reine Industriestadt, kann ich nun das komplette Gegenteil behaupten. Mit ihrer Lage direkt an
den Alpen, dem Fluss und dem riesengroßen Park, ist Turin viel naturverbundener als ich dachte. Mit
ihren riesen Plätzen, Statuen und Palästen versprüht sie zudem immer noch ihren Charme, den sie zu
Zeiten als sie Hauptstadt war, gehabt haben muss.
Zu der Universität kann ich sagen, dass sie weit weniger chaotisch ist als ich es mir vorgestellt hatte,
jedoch ist es natürlich längst nicht alles so organisiert wie in Deutschland. Was mich an meinem
Auslandssemester leider etwas gestört hat ist, dass alle meine Kurse auf Deutsch waren. Da ich
Italienisch studiere war ich mit den italienischen Studenten in den Kursen, die Deutsch lernen und
daher wurde sehr viel Deutsch gesprochen. Meine sprachlichen Fähigkeiten musste ich also
größtenteils in meiner Freizeit verbessern. Da ich jedoch mit vier anderen italienischen Studenten
zusammengewohnt habe, war dies meist kein Problem. Wichtig ist, dass man sich am Ende des
Semesters alle Noten eintragen lässt, damit man in Deutschland nachweisen kann, welche Kurse man
besucht und welche Prüfungen man abgelegt hat. Genau wie bei der Ankunft, muss man kurz vor der
Abreise noch einmal zum Infopoint gehen, um die sogenannte chiusura zu machen. Das bedeutet
man meldet sich ab und sie tragen das Abreisedatum ein. Dort muss man auch das Libretto mit
seinen Noten abgeben, am besten macht man sich vorher zur Sicherheit eine Kopie. Zudem ist das
Formular Letter of Confirmation dort einzureichen.
Begeistert hat mich an Turin vor allem die Lage. Die Stadt liegt sowohl in der Nähe der Berge als auch
nicht sehr weit vom Meer entfernt. Man hat hier also alles was das Herz begehrt. Im Winter kann
man Skifahren, im Sommer sind die großen Seen und das Meer auch nicht weit. Zudem lernt man in
Turin Menschen aus ganz Italien kennen. Da das Politecnico sehr bekannt ist, strömen Italiener aus
allen Teilen des Landes in die Stadt. Man lernt also nicht nur etwas über die Region Piemonte,
sondern auch über alle anderen Regionen.
Köln, den 05.03.2014
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