Nebenwirkungen - Arznei
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Nebenwirkungen - Arznei
7 arznei-telegramm 1/92 ansieht (a-t 11 [1990], 95). Wie sich die Verlagerung des Blähungen auslösenden Kohlenhydratabbaus durch den Enzymhemmer in den unteren Dünndarm auswirkt, umschreibt die FAZ mit Gewöhnungseffekten. Offensichtlich würden Patienten schnell lernen, „gefährliche” Speisen zu meiden. Ein diätetisches Hilfsmittel – als solches ist GLUCOBAY vom Bundesgesundheitsamt zugelassen worden –, welches quasi aversiv-bestrafend erzieht, entspricht nicht den Vorstellungen einer menschenfreundlich orientierten Medizin; zumal der klinische Erfolg durch das u.E. potentiell hepatotoxische Medikament eher dem Spielen an einer Mikrometerschraube gleicht und erhebliche Schadwirkungen in Kauf zu nehmen sind (vgl. S. 8), –Red. MUNDIPHARMA: AKTIVITÄT ZUR GRÜNDUNG EINES PULMOLOGISCHEN „STAMMTISCHES” Die Vertreterin von Mundipharma, die das Präparat Theophyllin (UNIPHYLLIN) vertreibt, informierte mich darüber, daß die Firma beabsichtigt, einen „Stammtisch” für pulmologisch interessierte Kollegen einzurichten. Die Pharmareferentin verwies darauf, daß viele Kollegen mit der Arbeitsweise der Klinik unzufrieden seien: es bestünden Differenzen der therapeutischen Konzeption, und es gäbe vor allem das Problem, daß dorthin überwiesene Patienten dem Therapieregime der niedergelassenen Kollegen dadurch entzogen würden, daß die Patienten dort regelmäßig einen Wiedervorstellungstermin bekommen. Ich halte es für bedenkenswert, ob wir als Ärzte uns nicht doch etwas mehr von der Pharmaindustrie emanzipieren sollten... Für mich persönlich muß ich feststellen, daß ich es beschämend für uns finde, wenn wir derartige Angebote einer Pharmafirma auch noch kommentarlos annehmen. Insofern möchte ich mein Schreiben als „Denkanstoß” verstehen. Dr. med. P. M. BANTZ (Internist) W-2720 Rotenburg (Wümme) TELEFONWERBEAKTION FIRMA MUCOS Am Montag, den 9. Dez. 1991 verlangte eine angebliche Patientin in der vollen Sprechstunde, mich zu sprechen. Nachdem die Helferin das Telefongespräch in das Sprechzimmer durchgestellt hatte, meldete sich eine weibliche Stimme als Mitarbeiterin der Firma Mucos! Sie müsse mich unbedingt darüber informieren, daß statt des jetzt nicht mehr auf Kassenrezept zu verordnenden Präparates WOBENZYM das Nachfolgepräparat PHLOGENZYM zu verordnen sei! Meiner Entrüstung über die unverschämte, unerwünschte Störung in der laufenden Sprechstunde wurde völlig verständnislos begegnet. Andere Ärzte seien froh und dankbar über die Mitteilung, ich solle ebenfalls dankbar für den Anruf sein, ich würde mir viel Mühe durch den Anruf sparen usw. Ich habe daraufhin das Gespräch durch Auflegen des Telefonhörers beendet. Zurück bleibt ein erheblicher Ärger über die ungewollte Störung und das unverschämte Verhalten der Firmenmitarbeiterin. Die ohnehin suspekten Präparate der Firma Mucos – meines Wissens besteht zur Zeit kein eindeutiger Wirknachweis (vgl. a-t 5 [1990], 48) – erfahren durch solche Telefonaktionen keine Qualitätssteigerung. Gibt es außer dem Boykott von Präparaten der Firma und dem Hausverbot für Außendienstmitarbeiter andere Möglichkeiten, sich gegen solch unerwünschte und lästige Telefonwerbeaktionen zu wehren? F. W. PETRY, Arzt f. Inn. Med. W-6330 Wetzlar MEDIKAMENTÖSE BEHANDLUNG DER BENIGNEN PROSTATAHYPERPLASIE Ich bekam von Patienten den Hinweis, gab ihn weiter, und viele angesprochene Patienten bestätigten das Nachfolgende: Wenn Probleme mit einer benignen Prostatahyperplasie bestehen und mehr oder weniger alle Gewürze vermieden werden, tritt eine deutliche Besserung der Beschwerden auf (Pfeffer, Paprika, Zimt, Senf, „Maggi”, – Pfeffer aus der ehemaligen DDR wurde vertragen, Kochsalz verursachte keine Beschwerden). Dr. med. R. KRONENBERG W-1000 Berlin 13 PLÄDOYER FÜR DIE PAPIERWIEDERAUFBEREITUNG Bei der Größe Ihres Verlages und den damit anfallenden Papiermengen halte ich es für untragbar und nicht mehr zeitgemäß, selbst für die Briefumschläge, immer noch Hochglanzpapier bzw. Papier aus Neuzellstoff zu verwenden. Vielleicht wissen Sie, daß Urwälder nicht nur wegen Tropenhölzern, sondern hauptsächlich aufgrund eines unsäglichen Papierhungers der zivilisierten Welt abgeholzt und damit unwiederbringlich zerstört werden. Ich bitte Sie, dieser Tatsache Rechnung zu tragen und umzudenken. Ich meine, daß dies mit Ihrer Zielsetzung zu vereinbaren ist und keiner Ihrer Abonnenten dies kritisieren würde. Alexander WILD, Arzt W-8837 Burgsalach Nebenwirkungen SCHWEDEN: VERTRÄGLICHKEITSPROFIL DER ANTIDEPRESSIVA MIANSERIN (TOLVIN U.A.) UND MOCLOBEMID (AURORIX) Das erst kürzlich in Schweden eingeführte Antidepressivum Mianserin (TOLVIN) hat ein breites Spektrum unerwünschter Wirkungen wie Ödembildung, Abgeschlagenheit, Leukopenie, Agranulozytose (vgl. a-t 10 [1991], 91), Palpitationen, Erhöhungen der Transaminasen und des Bilirubins, erhöhte Amylasewerte, Schleimhautulzera der Mundhöhle, Arthralgien, generalisierte Krampfanfälle, Akathisie, Parästhesien, Vertigo, Kopfschmerzen, Angstzustände und Schlafstörungen. Gemessen an der Zahl der im Zeitraum vom 1. April bis 30. Juni 1991 eingegangenen Berichte über Störwirkungen steht Mianserin unter den Antidepressiva auf Platz 1 der Rangskala (ati d / SADRAC-Report 2-91, S. 34 - 35). Auch der Bericht für das 3. Quartal 1991 zeigt für Mianserin ähnlich negative Tendenzen auf – erweitert um Blutdruckabfall, QUINCKEÖdem, Alptraum, Verwirrtheit, Harnverhaltung, Appetitzunahme und Gewichtsanstieg (SADRAC 3-91, S. 20). Als Problem-Arzneimittel steht das von einer Expertenkommission in Schweden als Antidepressivum der zweiten Wahl eingestufte Moclobemid (AURORIX) an zweiter Stelle der schwedischen Unverträglichkeitsskala antidepressiver Medikamente. Moclobemid soll eine reversible Hemmung der Monoaminooxidase-A bewirken, besitzt laut Roche die Eigenschaften „antidepressiv, innovativ, verträglich” (Ärzte Ztg. vom 2. Sept. 1991) und hätte als „Antidepressivum der ersten Wahl” zu gelten. Das schwedische Nebenwirkungskomitee ordnet Moclobemid folgende unerwünschte Wirkungen als mutmaßlich ursächlich zu: makulopapulärer Hautausschlag, Verschlechterung eines Bronchialasthmas, Husten, abdominale Beschwerden, Durchfall, Arthralgie, Arthritis, Gelenkschwellung, Parästhesie, sensorische Störungen, Fazialislähmung und Schlafstörungen. Als Folge von Interaktionen kann es zu Tremor, Angstzuständen und gesteigertem Schwitzen kommen (SADRAC-Bericht 3-91, S. 21). In der deutschsprachigen Standardinformation für AURORIX mit Stand August 1991 werden Schlafstörungen, Schwindel, Übelkeit, Kopfschmerzen und in sehr seltenen Fällen Verwirrtheitszustände, innere Unruhe und Erregung als Anwendungsfolge genannt. Eine Exazerbation schizophrener Symptome bei der Behandlung von Patienten mit schizophrenen und schizoaffektiven Psychosen sei möglich, deshalb soll die Behandlung mit Langzeitneuroleptika bei diesen Patienten möglichst beibehalten werden. „Patienten mit Suizidneigung sollten zu Beginn der Behandlung eng überwacht werden”. Die noch beschränkten schwedischen Erfahrungen lassen Moclobemid als ein Mittel der ferneren Wahl erscheinen. Ein Klinikpsychiater aus Niedersachsen berichtet uns über schwerste Unruhezustände unter täglich 150 bis 600 mg Moclobemid. Die Beschwerden klangen auch nach Dosisreduktion nicht ab, so daß die Behandlung bei über 50% der Behandelten abgebrochen werden mußte. Moclobemid sei daher „allenfalls bei gehemmt depressiven Patienten, die nicht unter innerlicher Unruhe leiden, einsetzbar” (NETZWERK-Fall 5207).