Eine zweite Chance verdient
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Eine zweite Chance verdient
München, 08.12.2014 Pressemitteilung Nr. 4 Eine zweite Chance verdient Die Münchner Zentralstelle für Straffälligenhilfe und das Jobcenter München arbeiten eng zusammen, um straffälligen Männern eine neue berufliche Perspektive zu geben. Herr T. (35) hat schon viel in seinem Leben gearbeitet. Er ist gelernter Gas-WasserInstallateur, hat aber seinen Beruf seit zwölf Jahren nicht mehr ausgeübt. Er verdiente sein Geld mit verschiedenen Tätigkeiten, unter anderem als Lagerleiter und stellvertretender Fuhrparksleiter. Allerdings hat der Münchner auch ein Problem: Er war drogenabhängig und wurde zu einer Geldstrafe verurteilt. Weil er diese nicht bezahlen konnte, musste er gemeinnützige Arbeit ableisten, besser bekannt als Sozialstunden. Wer einmal mit dem Gesetz in Konflikt gekommen ist, hat es schwer auf dem Arbeitsmarkt. Deshalb arbeiten die Münchner Zentralstelle für Straffälligenhilfe (MZS) und das Jobcenter München eng zusammen, um Menschen wie Herrn T. wieder eine berufliche Perspektive zu eröffnen. 2014 wurde die Kooperation auf alle zwölf Sozialbürgerhäuser Münchens ausgeweitet. Nicole Lehnert, Leiterin der MZS: „Die Männer, die zu uns kommen, brauchen oft umfassende Unterstützung. Ich freue mich daher, dass wir die Zusammenarbeit mit dem Jobcenter in diesem Jahr auf ein breiteres Fundament stellen konnten. Dadurch können wir uns mit den Kolleginnen und Kollegen noch besser abstimmen.“ Die MZS wird vom Gericht verständigt, wenn ein männlicher Straftäter zu gemeinnütziger Arbeit verurteilt wurde. Sie führt mit dem Betroffenen ein ausführliches Gespräch und vermittelt ihm eine Stelle, wo er seine Sozialstunden ableisten kann. Zusätzlich bietet die Einrichtung des Katholischen Männerfürsorgevereins München e.V. (KMFV) Schuldner- und Suchtberatung an und begleitet Straffällige aus der Haft in die Freiheit. Viktor Münster, Vorstand des KMFV: „Vornehmliches Ziel der MZS ist es Menschen, die in Haft oder haftentlassen sind, die notwendige Unterstützung zukommen zu lassen, damit ihnen wieder ein eigenverantwortliches Leben in der Gesellschaft gelingt. Daher ist es besonders erfreulich, dass die Kooperation mit dem Jobcenter noch weiter ausgebaut werden konnte. Wie das Beispiel von Herrn T. zeigt, werden hierdurch zusätzliche Synergieeffekte geschaffen, um unsere Klienten bei der sozialen und beruflichen Integration bestmöglich zu unterstützen.“ Oftmals beziehen die Betroffenen Leistungen der Grundsicherung für Arbeitsuchende beim Jobcenter. Unterzeichnen sie eine Schweigepflichtentbindung, können das Jobcenter und die MZS ihre Hilfen abstimmen. Fallmanagerin Stephanie Boll, die Herrn T. im Jobcenter betreut: „Anfangs klären wir ab, welche Probleme der Mensch hat, welche zusätzlichen Hilfen notwendig sind und wie wir diese koordinieren. Die MZS vermittelt eine Stelle für die Sozialstunden. Dabei werden die beruflichen Erfahrungen, Kompetenzen und Vorlieben der Betroffenen berücksichtigt, um eine möglichst gute Grundlage für ihren beruflichen Wiedereinstieg zu schaffen.“ 1 Stefanie Boll ist eine von 14 beschäftigungsorientierten Fallmanager/-innen, die sich im Jobcenter München auch um Straffällige kümmern. Fallmanager/-innen sind insbesondere dafür da, Menschen mit vielfältigen Problemen zu unterstützen. Sie arbeiten in einem breiten Netzwerk mit anderen Einrichtungen, wie zum Beispiel der MZS, um die Menschen in ihrer Lebenssituation ganzheitlich zu beraten und zu begleiten. „Oftmals ist der Weg zurück ins Arbeitsleben länger“, sagt Stephanie Boll. Familiäre Probleme, eine Sucht oder Schulden stehen im Weg. Meist folgt auf die Sozialstunden eine Qualifizierung oder eine geförderte Beschäftigung, zum Beispiel eine Arbeitsgelegenheit oder eine vom Jobcenter bezuschusste zweijährige sozialversicherungspflichtige Tätigkeit im Rahmen des Instruments „Förderung von Arbeitsverhältnissen“. Für Herrn T. lief es zunächst ziemlich gut. Er absolvierte seine Sozialstunden als Pförtner in einem Wohnheim für obdachlose Männer. Anschließend übernahm ihn der Arbeitgeber auf Basis eines Mini-Jobs und stellte ihm eine sozialversicherungspflichtige Tätigkeit in Aussicht. Daraus wurde leider nichts, weil dem Träger des Wohnheims finanzielle Mittel gestrichen wurden. So wurde Herr T. nach über einem Jahr geringfügiger Arbeit wieder arbeitslos und seine berufliche Integration schien in weiter Ferne. Mit Hilfe Frau Bolls konnte Herr T. seine Durststrecke überwinden. Er nutzt eine Arbeitsgelegenheit im Tagungszentrum der Münchner Aids-Hilfe. Dort richtet er die Räume für Veranstaltungen her, reinigt die Gänge und stellt Verpflegung bereit. Alexander Tolnay-Knefely, Anleiter Herrn Ts. im Tagungszentrum, beurteilt seine Arbeit schon nach wenigen Wochen positiv: „Er erledigt seine Aufgaben sehr zuverlässig, ist zuvorkommend und hat sich gut ins Team integriert. Das ist keine Selbstverständlichkeit.“ Herr T. freut sich über die neue Chance: „Ich möchte mich in dem Job festigen und werde dafür alles in die Waagschale werfen. Natürlich bin ich auch offen für eine Tätigkeit auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt, zum Beispiel als Hausmeister oder im Lager. Ich will mein Leben aus eigener Kraft bestreiten.“ Martina Musati, Geschäftsführerin des Jobcenters: „Menschen wie Herr T. haben eine zweite Chance verdient. Ich wünsche mir, dass sich Arbeitgeber trotz aller Skepsis ehemaligen Straffälligen nicht generell verschließen, sondern den Menschen betrachten und abwägen, ob er in ihren Betrieb passt. Gelingt uns die berufliche Integration, dann klappt auch die gesellschaftliche Reintegration besser.“ Kompromisse sind dabei notwendig. Herr T. braucht beispielsweise eine Arbeitsstelle, bei der er wegen seines morgendlichen Termins zur Drogen-Substitution später anfangen kann. Hintergrund: In diesem Jahr wurden bereits 42 Männer im Rahmen der Kooperation in der MZS und dem Jobcenter betreut. Seit der Ausweitung des Projekts im Juli 2014 war die Zahl der Teilnehmer um 32 gestiegen. 2