SoZ: Der glückliche Neffe von Jenins März 2010

Datum: 21.03.2010
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SonntagsZeitung
8021 Zürich
044/ 248 40 40
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Medienart: Print
Medientyp: Tages- und Wochenpresse
Auflage: 194'764
Erscheinungsweise: wöchentlich
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Themen-Nr.: 721.28
Abo-Nr.: 1056513
Seite: 77
Fläche: 73'509 mm²
Der gliickliche Neffe von Jenins
Jan Luzi, der Newcomer vom Weingut Sprecher von
Bernegg, zahlt in der Bündner Herrschaft schon zur Elite
VON MARTIN KILCHMANN (TEXT)
UNO BRUNO SCHLATTER (FOTO)
Der Winter ist des Winzers Som-
mer. Par einmal kann er seine
Reben sich selbst iiberlassen. Jan
Luzi ist fiir drei Wochen nach
Siidindien gereist. Gebräunt und
ausgeruht zuriick, kann ihm die
nasskalte Witterung nichts anhaben. Er weiss: Der Friihling lauert
schon hinter der Ecke.
Jan Luzi, der neugierige, vive
Winzer aus Jenins, bewirtschaftet
2,3 Hektar Rebland. Mit dem
Jahrgang 2011 wird er den gesamten Besitz von drei Hektar einkel-
lern können und sein Produktionsziel von 12 000 bis 15 000 Fla-
schen erreichen. Fiir die Liebhaber seiner Weine viel zu wenig.
Zwei Jahre ist es jetzt her, dass
er das kleine Weingut seiner Tante Dorothea von Sprecher iibernommen hat. Nach einem zwölfmonatigen Praktikum beim
benachbarten Gut von Andrea
Davaz spriihte der 35-jährige
Betriebswirt vor Ideen und Tatendrang dem schweren Erbe zum
Trotz. Dorothea von Sprecher be-
arbeitete in ihrem Ein-Frau-Betrieb zwar nur ein halbes Hektar
Rebland. Ihre Weine aber ein
saftiger Weiss- und ein fruchtiger
Blauburgunder hatten ihr nachhaltig Respekt verschafft. Diese
Aufgabe lag noch vor ihm.
Die Vorfahren wären stolz. Jan Luzi auf dem Famitiensitz der Sprecher von Bernegg in Jenins
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Die Barriques kommen von
den Gantenbeins aus Fläsch
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allerbeste Qualität.»
richtig Pinot noir genannt
Jan Luzi sucht nicht nach
wingert entspricht der friiheren
gibt
es in zwei Versionen: Der Linden-
Der Zeitpunkt der Obernahme radikalen Veränderungen
war giinstig. Langjährige Pachten
liefen aus und fielen unter der Ausser bei seinem Bauprojekt im
Bedingung der Eigenbewirtschaf- danebenliegenden Gartenhaus,
tung an die Familie zurfick. Die das aus denkmalschiitzerischen
Voraussetzungen fiir Entwick- Griinden nur langsam Gestalt anlung und Wachstum waren gege- nimmt, sucht Luzi nicht nach radikalen Veränderungen. Schon
ben. Jan Luzi hat sie genutzt.
Um zu zeigen, was sich in den gar nicht bei den Weinen. «Frucht,
zwei Jahren getan hat, eilt er vo- Frische und die charakteristische
raus in den steinernen Keller. Er Weichheit der sprecherschen
Auslese seine fruchtig-weiche,
vibrierende Art verdankt er unter
che von Jenins. Hinter den dicken teren Kelterung an Struktur, TieMauern wohnen Grossmutter fe und Lagerfähigkeit gewinnen.
Eine Degustation der neuen
und Tante, er selbst hat eine Wohnung direkt iiber dem sanft ge- Kollektion beweist, dass sich der
neigten Lindenwingert, einer der Newcomer auf dem richtigen Weg
befindet. Dieser Ansicht sind
besten Reblagen von Jenins.
Den alten Keller hat er aufge- auch die Kolleginnen und Kolleriistet: Neue Garbehälter stehen gen in der Herrschaft, die ihn als
Komplexität. Zum Schluss imponiert ein origineller Siisswein: ein
luftgetrockneter, oxydativ ausgebauter Pinot gris so nussig und
köstlich wie ein Vin santo.
anderem der beträchtlichen
he des Rebbergs. Die konzentrierten Trauben des Pfaffen/Calander wachsen an einer Lage, die
einst Gian-Battista von Tscharner
gepachtet und als «Sprechergut»
bekannt gemacht hatte. Der dichte Wein ist starker extrahiert und
liegt im Garten des alten Spre- Weine» sollen erhalten bleiben holzbetonter als der Lindenwincherhauses gleich neben der Kir- und nur mit einer ausgeklagel- gert, besitzt aber doch grössere
Der Jahrgang 2009 ist ab Mai
erhältlich (www.sprechervonbernegg.ch). Einige Wiederverkäufer
Mitglied
in
die
Elitevereinigung
da, ein Kiihlgerat, das die subhaben noch Vorräte von 2008:
Vinotiv
gewählt
haben.
tilere Behandlung der Maische erAlexander Weine, Unterfelden
Vier
Weine
hat
Jan
Luzi
mit
möglicht. Im Gewölbekeller, den
man iiber eine steile Treppe er- dem Jahrgang 2008 angeboten. (www.alexander-weine.ch), Maria
reicht, liegen die Barriques mit Die Bestände auf seinem Gut sind Bühler, Zürich (www.buehlerweine.ch), GerstlWeinsetektion,
den vielversprechenden Rotwei- bereits ausverkauft. Der legenDietikon (www.gerstl.ch) und von
däre
Weissburgunder
heisst
nun
nen des Jahrgangs 2009. Die einjährigen, kleinen Fässer hat er Pinot blanc, wird immer noch in Satis Wein, Landquart (www.
Martha und Daniel Gantenbein Kleinstmengen erzeugt und be- vonsalis-wein.ch). Jan Luzis Pinot
abgekauft, den Spitzenwinzern geistert mit seiner knackigen Fri- noirs kosten 29 bzw. 42 Franken
aus der Nachbargemeinde Flasch. sche, Gradlinigkeit und Minerali-
«So habe ich die Garantie fiir tät. Den Blauburgunder
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Die begabtesten Deutschschweizer Jungwinzer
Neue Tatente zuhauf. An der
Expovina Primavera kann man
einige von ihnen entdecken
Winzervereinigungen boomen.
An der Expovina Primavera in
Zürich präsentieren 17 Betriebe
der jüngsten Gruppierung von
Deutschschweizer Weinmachern
unter dem Titel «Junge Schweiz neue Winzer» je zwei Weine.
Neben bereits bekannten Namen
wie Erich Meier (ZH), Stefan Gysel
und Nadine Saxer (SH/ZH) gibt es
auch neue, vielversprechende
Produzenten zu entdecken: Tom
Litwan und Maya Ueltschi mit
ihrem Chardonnay und Pinot noir
aus Schinznach AG (www.litwanwein.ch); die Maienfelderin Carina
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Kunz mit zwei Herrschäftler Pinot
noirs (www.kunz-kellerich); Pasquale Chiapparini aus RafzZH mit
einem weissem Pinot/Chardonnay
und einem Pinot noir (www.weinmacherch); der Zürcher Ralf Oberer mit einem Neftenbacher Sauvignon blanc und einem Kerner
(www.ralf-obererch); Andreas
Schwarz in FreiensteinZH mit
einem Müller-Thurgau und einem
Pinot noir (www.weingutschwarz.
ch) sowie Nadine und Cédric Besson-Strasser aus Uhwiesen ZH
mit Räuschling und Zweigelt
(www.wein.ch). Die Messe dauert
bis 25. März (www.expovinaprimavera.ch). Auskunft über die
Präsenz der Winzer(innen) am
Stand: www.junge-winzerch
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