lichtjahre - Museum Angerlehner

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lichtjahre - Museum Angerlehner
HELLMUT BRUCH
INGE DICK
GERHARD FRÖMEL
01.10.2016 – 26.02.2017
Detail, aus: RUPPRECHT GEIGER, Rollenbild (pinc vital), 1991, Acryl auf Leinwand, 203 x 137,5 x 8,5 cm,
Archiv Geiger, Foto: Andreas Pauly, München © VG Bild-Kunst, Bonn
PRESSE
INFORMATION
L I C H T J A H R E
RUPPRECHT GEIGER
Wo Kunst sich sammelt.
01.10.2016 − 26.02.2017
LICHTJAHRE
RUPPRECHT GEIGER
HELLMUT BRUCH – INGE DICK – GERHARD FRÖMEL
Große Halle und Obergeschoß, 01.10.2016 – 26.02.2017
Pressekonferenz: Freitag, 30.09.2016, 11 Uhr
Eröffnung: Freitag, 30.09.2016, 19 Uhr
Unter dem programmatischen Titel »Lichtjahre« präsentiert das Museum Angerlehner erstmalig in
Österreich eine Personale des deutschen Künstlers Rupprecht Geiger und eine Gruppenausstellung
mit den konkreten Künstlern Hellmut Bruch, Inge Dick und Gerhard Frömel.
Am Anfang war die Farbe: Porträts der Farben »Cerise« und »Red«, gerollte Farbbilder wie die
Leinwandarbeit »pinc vital« oder eine shaped canvas, die Kreis und Quadrat miteinander verbindet
und mit »Farbe als Licht« betitelt ist, führen die ästhetischen Präferenz des autodidaktischen Künstlers Rupprecht Geiger (1908–2009) exemplarisch vor Augen. Dabei lieferte ein Zufall, eine kleine
Geschichte, die sich im Nachkriegsdeutschland zutrug, die Initialzündung für ein Lebenswerk. Ein
Lippenstift, der in einem Care-Paket an Geigers Frau verpackt war, wurde zum unkonventionellen,
aber zukunftsträchtigen Malinstrument und der studierte Architekt Geiger entdeckte seine Leidenschaft für die Farbe Rot: »Rot ist Leben, Energie, Potenz, Macht, Liebe, Wärme, Kraft. Rot macht
high«. Sie sollte ihn – der sich jeden Tag im Atelier eine Farbdosis verabreichte – während eines über
hundertjährigen Lebens begleiten. Dabei erforschte er in seinem Werk mit äußerster Akribie und
unter Ausschluss von vielen anderen künstlerischen Fragestellungen die Ausdruckswerte unterschiedlicher Schattierungen von Rot, die von Gelb bis zu Blau reichen: »Gelb nenne ich auch eine
rote Farbe. Sie ist dem Licht sehr nahe. Zu Beginn sehr aufleuchtend, sich allmählich verdunkelnd
über Orange nach Rot und schließlich die Wendung zum Abendrot vollziehend, in immer tiefere
Tönungen absinkend, um schließlich in die Finsternis der Nacht überzugehen und zwar in einer
Skala, die ich genau vorgezeichnet habe: über Weiß, Gelb, Orange, Rotorange und allmählich Violett,
Dunkel-Violett und noch tiefer zu Kadmiumrot bis Schwarz. Das ist praktisch meine Skala.«
Die Vertikalität der Staffelei tauschte Geiger gegen die Horizontalität eines Malprozesses auf Tisch
und Boden; ab Mitte der 1960er-Jahre verwendete er fluoreszierende Acrylfarbe, die er häufig mit
einer Spritzpistole auf seine Hintergründe applizierte: Es entstanden ausgedehnte Farbflächen mit
changierenden Horizontlinien als Relikte einer Landschaftsmalerei, subtile Farbverläufe und spannungsgeladene Bildkombinationen. In der großformatigen Arbeit »pinc contra orange« kommt es
zum Wettstreit zweier Farbtöne und zur Überwindung des klassischen Bildgevierts in einer Parallelisierung von geometrischen Formen.
MUSEUM ANGERLEHNER
Ascheter Straße 54
4600 THALHEIM BEI WELS
ÖSTERREICH
T +43 7242 / 224422 0
[email protected]
www.museum-angerlehner.at
Mit Dank an:
Rupprecht Geiger zählt heute zu den bedeutendsten abstrakten Künstlern der Nachkriegsepoche.
1949 war er Mitbegründer der Künstlergruppe ZEN 49, 1959/1964/1968 und 1977 nahm er an der
Documenta teil, und von 1965 bis 1976 hatte er eine Professur an der Staatlichen Kunstakademie
Düsseldorf. Geiger gilt als Pionier einer Ästhetik, welche die Autonomie der »Farbe als Element« und
Sinneserlebnis zelebriert. Seine Farbfeldmalerei, die sich auf geometrische Grundformen wie Quadrat, Rechteck und Kreis konzentriert, verbindet das Vermächtnis des Expressionismus insbesondere
von modernen Künstlern wie Vassily Kandinsky und Paul Klee mit dem US-amerikanischen Abstrakten Expressionismus. In der ästhetischen Erfahrung überwindet er die Materialität des Bildträgers.
Die Leuchtkraft seines Oeuvres ist ungebrochen und erscheint heute aktueller denn je.
KURZBIOGRAFIE RUPPRECHT GEIGER
geboren am 26. Januar 1908 in München
gestorben am 6. Dezember 2009
1926–1929 1933–1935 1940–1944 1949 1965–1976 Studium der Architektur, Kunstgewerbeschule München
Studium der Architektur, Staatsbauschule München
Kriegsdienst an der Ostfront und Einsatz als Kriegsmaler
Mitbegründer der Künstlergruppe ZEN 49 (u.a. mit Willi Baumeister, Fritz Winter)
Professur an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf
Rupprecht Geiger hat zahlreiche Preise und Ehrenmitgliedschaften erhalten und viele Werke im
öffentlichen Raum realisiert.
Ausstellungen (Auswahl)
1959 documenta II, Kassel
1964 documenta III, Kassel
1967 Kunsthalle Düsseldorf
1968 documenta IV, Kassel
1975 Museum Folkwang
1977 documenta 6; Josef Albers Museum, Bottrop
1978 Städtische Galerie im Lenbachhaus, München
1985 Kunsthalle Düsseldorf
1988 Staatsgalerie, Haus der Kunst, München
2002 XXV. Biennale von São Paulo, Brasilien
2008 Städtische Galerie im Lenbachhaus, München; Museum für Gegenwartskunst,
Siegen; Neue Nationalgalerie, Berlin
2010 Gwangju Biennale, Südkorea
Ausstellung in der großen Halle, Kuratorin: Angela Stief
MUSEUM ANGERLEHNER
Ascheter Straße 54
4600 THALHEIM BEI WELS
ÖSTERREICH
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www.museum-angerlehner.at
Mit Dank an:
In der Gruppenausstellung zu Hellmut Bruch (* 1936), Inge Dick (* 1941) und Gerhard Frömel (*
1941) fungiert das künstlerische Medium als Verkörperung konkret-konstruktiver Werkkonzepte.
Bruchs mathematisch begründete Formfolgen und Dicks analytische Serien zu Zeit und Wahrnehmung ebenso wie Frömels geometrisches Spiel mit Standpunkt und Perspektive führen unterschiedlichste Repräsentationen geistiger Ordnungen vor Augen. Der Titel spielt neben der besonderen
Rolle des Lichts auch auf die runden Geburtstage der KünstlerInnen in diesem Jahr an. Vor allem
aber vereint der Begriff »Lichtjahre« in sich zwei grundsätzliche und für die ausgestellten Werke
wesentliche Dimensionen: Raum und Zeit.
Die drei Positionen verkörpern sehr eigenständige künstlerische Positionen im Feld der konkreten
bzw. konstruktiven Kunst. Im konstanten Bezug auf die räumliche und zeitliche Dimension treten
die unterschiedlichen Werkkonzepte in einen direkten Dialog und ein gemeinsames Bezugsfeld. Die
Galerieräume im Obergeschoß des Museum Angerlehner sind jeweils einem Werk zugeordnet, das
so in seiner Eigenständigkeit zur Geltung gebracht wird. Die räumliche Untergliederung spielt dabei
eine besondere Rolle, da die Arbeiten durch ihren installativen Charakter direkt mit der Architektur
des Museums verbunden sind. In einem abschließenden gemeinsamen Bereich werden die Werke
der drei KünstlerInnen bewusst in einen direkten Dialog gesetzt, der die gemeinsamen Bezugspunkte von Raum und Zeit innerhalb des Mediums der bildenden Kunst in einem gemeinsamen
Betrachtungskontext zum Ausdruck bringt.
Die Arbeiten von Hellmut Bruch bespielen die großzügige Architektur des Ausstellungsraums wie
eine Bühne. Seinen Arbeiten liegen stets mathematische und geometrische Ordnungen zugrunde.
Vor allem Zahlenbeziehungen wie sie etwa die Fibonacci-Folge beschreiben, spielen eine besondere
Rolle (benannt nach Leonardo Fibonacci, bezeichnet eine Zahlenreihe, wo sich die nächste Zahl aus
der Addition der vorherigen zwei Zahlen ergibt und die sowohl als Struktur in der Natur beobachtet
werden kann als auch in direktem Zusammenhang mit geometrischen Größen wie dem goldenen
Schnitt steht). Diese Formfolgen laufen in den Werken Bruchs etwa in sogenannten Progressionen
über die gesamte Ausstellungswand, in Kombination mit seinen installativen Arbeiten wird der
gesamte Raum aktiviert. Die Wandprogressionen zeigen eine mathematisch-geometrische Unterteilung von räumlicher und zeitlicher Ausdehnung.
Inge Dick überführt den in sich geschlossenen Raum mit seinen vier Himmelsrichtungen in einen
zeitlichen Kreislauf. Ihre typischen seriellen Abfolgen sind als Visualisierung von Zeit und Licht diesmal direkt auf die vier Jahreszeiten bezogen. In schmalen Farbstreifen sind die eingefangenen Lichtwerte als aufeinanderfolgende Momente aufgereiht. Jeder Streifen ist dabei mit der exakten Uhrzeit
des aufgenommenen Farbwerts bezeichnet. Die vier Bilder zeigen jeweils über mehrere Meter somit
eine zeitliche Abfolge von links nach rechts, die einer strengen, fast wissenschaftlichen Anordnung
entspricht. Darüber hinaus aber verkörpert das daraus entstandene Bild in seiner Gleichzeitigkeit
einen Farbraum, der über der zeitlichen Kontinuität steht und diesen Fluss in sich integriert.
Die Arbeiten von Gerhard Frömel sind vor allem auf das Phänomen des Raums bezogen, sowohl auf
den realen Ausstellungsraum als auch den virtuellen Raum, der durch die geometrischen Flächen in
den Köpfen der BetrachterInnen hervorgerufen wird. Die stets in einem kontrastierenden schwarzweiß gehaltenen Körper sind derart in Flächen untergliedert, dass sie sich je nach Betrachtungswinkel und Perspektive zu geschlossenen geometrischen Formen zusammenfügen oder durch kleine
Verschiebungen wieder als Einzelteile hervortreten. Die räumliche und zeitliche Dimension integriert
hier auf direkte Weise die BetrachterInnen, die mit ihrem Durchschreiten des Ausstellungsraums das
Werk in eine prozessuale und performative Dimension versetzen.
MUSEUM ANGERLEHNER
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Mit Dank an:
KURZBIOGRAPHIE HELLMUT BRUCH
2003-2010 Realisierung verschiedener Progressionen u.a. Kölner Doppelprogression
2000 Lehrauftrag an der Sommerakademie in Innsbruck zum Thema:
Theorie und Praxis des »Goldenen Schnitts«
Seit 1999 Erste Großplastik mit Acrylglas, Arbeiten mit farblosen und fluoreszierenden
Acrylglas, intensives Forschen nach dem Wesen des Lichts
1995 Grundlagenstudium zum Thema: Die Fibonacci-Folge der Natur, Kunst und Gestaltung
1989 Mitglied der »Künstlergruppe Maerz« in Linz
Seit 1984 Arbeiten mit Edelstahl
Seit 1971 Arbeiten mit Stahl
Seit 1969 Plastiken mit verschiedenen Materialien
1960 Studienreisen nach Italien, Frankreich, USA, Interdisziplinäre Studien von Natur
und Geisteswissenschaften
KURZBIOGRAPHIE INGE DICK
2014/15 Film- und Fotoprojekt »winter licht weiss«
2014 Film- und Fotoprojekt »frühlings licht weiss«
2013 Film- und Fotoprojekt »sommer licht weiss«
2012 Film- und Fotoprojekt »herbst licht weiss«
2010 Film- und Fotoprojekt »blau, unendlich«
2007 Film- und Fotoprojekt »zinnober«
1999 Arbeiten mit der größten Polaroidkamera (264 x 133 cm) der Welt in Boston, USA
Seit 1995 Arbeiten mit der großen Polaroidkamera (92 x 64,5 cm) Fotoarbeiten zu »Bleu du Ciel«
Seit 1989 Fotoarbeiten zum Thema Wasser
Seit 1979 Foto- und Polaroidarbeiten
Seit 1971 Als freischaffende Künstlerin im Bereich Malerei tätig
KURZBIOGRAPHIE GERHARD FRÖMEL
Lebt und arbeitet in Wolfsegg am Hausruck und Hallein bei Salzburg
1975-2003 Lehrtätigkeit an der Hochschule für künstlerische und industrielle Gestaltung,
später KunstUniversität Linz
Auseinandersetzung mit Konstruktiver/Konzeptueller Kunst seit 1975
Grafikstudium bei Prof. Erich Buchegger, Kunstschule Linz
Schildermalerlehre
1941 geboren in Grieskirchen/OÖ
Ausstellung im Obergeschoß, KuratorInnen: Linde Hollinger, Johannes Holzmann
Um Anmeldung zur Pressekonferenz am 30. September um 11 Uhr wird gebeten.
Weiteres Bildmaterial auf Anfrage verfügbar.
MUSEUM ANGERLEHNER
Ascheter Straße 54
4600 THALHEIM BEI WELS
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